Diese ebenfalls ausgezeichnete Schauspielerin war geboren und trat zuerst 1740 bei der Schönemannschen
Truppe
in
Lüneburg
[* 13] auf, wo sich ihr reiches Kunsttalent außerordentlich schnell entwickelte. Von 1742 bis 1744 leitete
sie eine eigne
Truppe, die in
Hamburg und
Rostock
[* 14] spielte. Seit 1746 in
Danzig, 1747 in Rußland, verheiratete sie sich 1749 zu
Moskau mit Ackermann, begleitete denselben auf seinen
Reisen und blieb bis zu seinem
Tode die erste Schauspielerin der
HamburgerBühne.
Später trat sie nur höchst selten auf, gab 1780 die AckermannscheGesellschaft auf und widmete ihre letzten
Lebensjahre der
Bildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Mit
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einer durch edlen Anstand gehobenen schönen Gestalt verband sie die trefflichste Recitation und die ausdrucksvollste Aktion;
namentlich wird ihr Händespiel als unnachahmlich geschildert. Ihre höchste Meisterschaft zeigte sie inner Darstellung des
Pathetisch-Tragischen und Fein-Komischen. Von ihren beiden Töchtern zeichnete sich besonders Charlotte (geb. zu
Straßburg)
[* 16] durch Liebenswürdigkeit, geistige Bildung und mimisches Talent aus, starb aber in der Jugendblüte
von ganz Hamburg betrauert. O. Müller hat sie zur Heldin eines auch dramatisierten Romans: »CharlotteAckermann« (Frankf. 1854), gemacht.
Eine andre Tochter, Dorothea (geb. 1752 zu Danzig), glänzte in schwärmerischen und zärtlichen Charakteren, zog sich aber
schon 1778 von der Bühne zurück.
2) Louise Victoire, geborne Choquet, franz. Dichterin, geb. zu
Paris,
[* 17] vertiefte sich mit seltener Energie in das Studium der Sprachen, der alten wie der neuen, wandte sich dann zur Vervollkommnung
ihrer Studien nach Berlin und verheiratete sich hier mit dem Theologen PaulAckermann, Lehrer der königlichen Neffen,
welcher in höherm Auftrag den französisch-litterarischen Teil der Werke Friedrichs II. zur Herausgabe vorbereitete. Nach
dem Tode desselben (1846) zog sie sich nach Nizza
[* 18] zurück. Sie hat drei BändeDichtungen: »Contes« (1855, hauptsächlich Indien
entnommen),
»Poésies, premières poésies, poésiesphilosophiques« (4. Aufl.
1877),
und »Pensées d'une solitaire« (1882, mit Selbstbiographie) veröffentlicht. IhreDichtungen sind fast sämtlich auf
einen elegischen Ton gestimmt; ihre Weise ist einfach herzlich, ohne Floskel und Prätension.
b) Bild des Lehrers,
2 Tim. 2, 6. es soll aber der Ackermann, der den Acker bauet, die Früchte am ersten
genießen. (Die Lehrer dürfen den ersten, auszeichnendsten Lohn für ihre Arbeit an den Seelen einst hoffen.)
Karl Gustav, Parlamentarier, geb. zu Elsterberg im sächs.
Vogtlande,, studierte in Leipzig Jura, wurde 1847 Ratsaktuar in Dresden, 1849 Rechtsanwalt, 1865 zugleich
Syndikus der Sächsischen Bank daselbst. Zur Zeit ist in Dresden. Seit 1853 Mitglied des dortigen Stadtverordnetenkollegiums,
war er 1854-64 Vicevorsteher, seit 1865 erster Vorsteher desselben. Seit 1869 ist Ackermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied
der sächs. Zweiten Kammer und war auch für den Wahlkreis Dresden-Altstadt-Dippoldswalde bis 1893 Mitglied
des Reichstages, dessen 2. Vicepräsident er 1880-83 war und wo er der deutschkonservativen Partei zugehörte. 1891 wurde
er zum ersten Präsidenten der sächs. Zweiten Kammer gewählt. Als eifriger Vertreter einer Einschränkung der Gewerbefreibeit
und der Rückkehr des Zunftzwanges, vor allem der Ausbildung von Zwangsinnungen und der Einführung des
Befähigungsnachweises, hat er in neuester Zeit die deutsche Gewerbegesetzgebung in zünftlerischem Sinne beeinflußt.
Konrad Ernst, Mitbegründer der deutschen Schauspielkunst, geb. zu
Schwerin, wandte sich, nachdem er unter dem russ. General Münnich gegen die Türken gekämpft batte, der Bühne zu und trat
Jan. 1740 in Lüneburg zur Schönemannschen Gesellschaft. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit
ihr ging er 1746 nach Danzig, dann nach Petersburg
[* 22]
und Moskau, wo er sie 1749 heiratete, darauf nach Königsberg. Hier verlor
er durch den Bau eines eigenen Theaters (1755) sein Vermögen, indem er es bei Ausbruch des Siebenjährigen
Krieges übereilt aufgab. Ackermann führte nun mit seiner Gesellschaft ein Wanderleben, nahm 1764 in Hamburg Kochs (s. d.) Stelle
ein und eröffnete ein neues Theater.
Der Aufenthalt A.s in Hamburg bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des deutschen Theaters. Seine Gesellschaft umfaßte
die vorzüglichsten Talente, außer seiner Familie und seinem Stiefsohne Schröder, Ekhof, Hensel, Schröter,
Bök, Borchers, die Frauen Hensel (Seyler) und SophieSchulz, und wurde dadurch, wie durch den Umstand, daß Lessing an ihre
Leistungen dramaturgische Abhandlungen knüpfte, tonangebend für ganz Deutschland. Doch stand Ackermann nur bis an der
Spitze des HamburgerTheaters; dann ging es als «Deutsches Nationaltheater» (s. d.) an 12 HamburgerBürger
über. Ackermann verblieb mit den meisten Mitgliedern.
Aber das Unternehmen scheiterte bald, und Ackermann ging im März 1769 mit seiner Niedersächsischen Komödiantengesellschaft
nach Hannover,
[* 23] wo er Ekhof und mehrere Hauptkräfte verlor, dann nach verschiedenen Orten, bis er in
Hamburg starb. Ackermann ist Begründer der eigentlich deutschen Schauspielkunst. Seine Darstellungen waren Muster von farbiger Frische
und Natürlichkeit. Die Zeitgenossen bewunderten seine bürgerlichen, soldatischen und humoristischen, Moliereschen und Holbergschen
Charaktere; ideale Rollen, Liebhaber, Helden der franz. Tragödie gelangen ihm nicht.
Seine Gattin, Sophie Charlotte Ackermann, geborene Bierreichel, geb. in
Berlin, war die Witwe des Organisten Schröder daselbst. Sie bewährte sich als bedeutende Schauspielerin und vorzügliche
Directrice. Seit 1780 beschäftigte sie sich mit der Ausbildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Aus ihrer
ersten Ehe stammte der berühmte SchauspielerF. L. Schröder (s. d.); aus der zweiten zwei Töchter, die
gleichfalls als Schauspielerinnen auftraten, Dorothea, geb. 1752 zu Danzig, war sentimentale Liebhaberin, trat aber bereits 1778 von
der Bühne zurück, Charlotte, geb. ausgezeichnet durch Liebenswürdigkeit, hohe geistige
Bildung und mimisches Talent, starb schon ihre unglückliche Liebe zu dem dän.
Major von Sylburg schildert OttoMüller in dem Romane: «Charlotte Ackermann» (Frank. 1854).
Luise Viktorine,geborene Choquet, franz. Schriftstellerin, geb. zu
Paris, heiratete 1844 zu Berlin, wo sie ihre Sprachstudien fortsetzte, den Theologen und Prinzenerzieher Paul Ackermann, einen vertrauten
Freund Proudhons, und zog sich nach ihres Gatten Tode (1846) nach Nizza zurück, um einsiedlerisch in
einem alten Kloster ihre eigenartige trübe und pessimistische Weltanschauung auszubilden; hier starb sie Sie veröffentlichte
die Dichtungen «Contes» (1855; vermehrt 1861),
meist über ind. Stoffe, «Poésies, premières poésies, poésies philosophiques»
(1874) und «Pensées d'une solitaire» (Par.
1883),
Rud., deutsch-engl. Industrieller, geb. zu Schneeberg, erlernte das
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Sattlerhandwerk, arbeitete dann in verschiedenen deutschen Städten, Paris und London
[* 25] und kam in Ruf als Verfertiger geschmackvoller
Muster für Wagenbauer. 1795 gründete er in London eine Kunsthandlung. Er erfand ein Verfahren, um Papier, Tuch und andere Stoffe
wasserdicht zu machen, war für die Einführung der Beleuchtung
[* 26] mit Gas thätig und machte die Lithographie
in England heimisch. Er begründete das illustrierte «Repository of arts, literature
and fashions» (1809-28) und nach dem Muster der deutschen Almanache die Litteratur der engl. «Annuals»,
deren Reihe er mit seinem «Forget me not» 1825 eröffnete. Von den durch
ihn veranstalteten, mit trefflichen Illustrationen versehenen Werken sind ferner zu nennen «The
Microcosm of London» (3 Bde., 1808-11),