1) Konrad Ernst, einer der ersten Schauspieler des 18. Jahrh., Mitschöpfer der deutschen Schaubühne, geb. 1. Febr. 1712 zu
Schwerin. Mit seinem besonders in komischen Rollen ausgezeichneten Talent als Schauspieler verband er dem deutschen
Theater höchst förderliche direktoriale Fähigkeiten. Im J. 1740 kam er zur Schönemannschen Gesellschaft, gehörte dann
1742-44 zu der seinem nachmaligen Gattin, ging 1746 nach Danzig und 1747 mit Hilferding nach Rußland. Im J. 1751 warb er in
Deutschland eine eigne Truppe, die vornehmlich in Königsberg, Danzig, Mainz, auch in Polen und der Schweiz
Vorstellungen gab. Im J. 1764 kam Ackermann mit seiner Gesellschaft nach Hamburg, wo er 13. Nov. 1771 starb, nachdem er nur von 1767 bis 1769 (der
Zeit der sogen. Entreprise, während der Lessings »Dramaturgie« entstand) der Leitung der Truppe fern gestanden hatte, die nun
seine Witwe und deren Sohn Friedrich Ludwig Schröder übernahmen. In Moskau hatte Ackermann nämlich 1749 Sophie
Charlotte, geborne Biereichel, Witwe des Organisten Schröder zu Berlin, geheiratet.
Diese ebenfalls ausgezeichnete Schauspielerin war 10. Mai 1714 geboren und trat zuerst 1740 bei der Schönemannschen Truppe
in Lüneburg auf, wo sich ihr reiches Kunsttalent außerordentlich schnell entwickelte. Von 1742 bis 1744 leitete
sie eine eigne Truppe, die in Hamburg und Rostock spielte. Seit 1746 in Danzig, 1747 in Rußland, verheiratete sie sich 1749 zu
Moskau mit Ackermann, begleitete denselben auf seinen Reisen und blieb bis zu seinem Tode die erste Schauspielerin der Hamburger Bühne.
Später trat sie nur höchst selten auf, gab 1780 die Ackermannsche Gesellschaft auf und widmete ihre letzten
Lebensjahre der Bildung junger Schauspielerinnen. Sie starb 14. Okt. 1792. Mit
mehr
einer durch edlen Anstand gehobenen schönen Gestalt verband sie die trefflichste Recitation und die ausdrucksvollste Aktion;
namentlich wird ihr Händespiel als unnachahmlich geschildert. Ihre höchste Meisterschaft zeigte sie inner Darstellung des
Pathetisch-Tragischen und Fein-Komischen. Von ihren beiden Töchtern zeichnete sich besonders Charlotte (geb. 23. Aug. 1757 zu
Straßburg) durch Liebenswürdigkeit, geistige Bildung und mimisches Talent aus, starb aber in der Jugendblüte 10. Mai 1775,
von ganz Hamburg betrauert. O. Müller hat sie zur Heldin eines auch dramatisierten Romans: »Charlotte Ackermann« (Frankf. 1854), gemacht.
Eine andre Tochter, Dorothea (geb. 1752 zu Danzig), glänzte in schwärmerischen und zärtlichen Charakteren, zog sich aber
schon 1778 von der Bühne zurück.
2) Louise Victoire, geborne Choquet, franz. Dichterin, geb. 30. Nov. 1813 zu
Paris, vertiefte sich mit seltener Energie in das Studium der Sprachen, der alten wie der neuen, wandte sich dann zur Vervollkommnung
ihrer Studien nach Berlin und verheiratete sich hier mit dem Theologen Paul Ackermann, Lehrer der königlichen Neffen,
welcher in höherm Auftrag den französisch-litterarischen Teil der Werke Friedrichs II. zur Herausgabe vorbereitete. Nach
dem Tode desselben (1846) zog sie sich nach Nizza zurück. Sie hat drei Bände Dichtungen: »Contes« (1855, hauptsächlich Indien
entnommen),
»Contes et poésies« (1863),
»Poésies, premières poésies, poésiesphilosophiques« (4. Aufl.
1877),
und »Pensées d'une solitaire« (1882, mit Selbstbiographie) veröffentlicht. Ihre Dichtungen sind fast sämtlich auf
einen elegischen Ton gestimmt; ihre Weise ist einfach herzlich, ohne Floskel und Prätension.
3) Karl Gustav, deutscher Politiker, geb. 10. April 1820 zu Elsterberg im sächsischen Vogtland, studierte 1840-43 in Leipzig die Rechte,
ward 1845 Kanzleisekretär in Königsbrück, 1847 Ratsaktuar in Dresden und ließ sich 1849 daselbst als Advokat und Notar nieder; 1857 ward
er zugleich Syndikus der Dresdener Fondsbörse, 1865 Syndikus der Sächsischen Bank und 1880 Hofrat und Finanzprokurator. Seit 1853 Mitglied
und seit 1865 Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums zu Dresden, ward er 1869 in die sächsische Zweite
Kammer und gleichzeitig in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, in welchem er sich der deutschen Reichspartei
anschloß, obwohl er partikularistischen Ansichten huldigte; auch war er einer der Führer der Schutzzollpartei und Gegner
der Gewerbefreiheit. Von 1880 bis 1883 war er zweiter Vizepräsident des deutschen Reichstags.
Ein Ackermann ist a) derjenige, welcher den Acker baut, pflügt und besät, Esa. 28, 24. und auf die Frucht wartet, Jac. 5, 7. 8. Außer
denen, welche den Ackerbau getrieben, wie Isaac, 1 Mos. 26, 12. Gideon, Richt. 6, 11. Hiob. c. 1, 14. Ruth, c. 2, 4. Elisa, 1Kön.
19, 19. sind Ackerleute gewesen:
Cain, 1 Mos. 4, 2.
Esau, 1 Mos. 25, 27.
Noah, c. 9, 20.
Usia hatte Ackerleute, 2 Chr. 26, 10.
Ich bin tein Prophet, sondern ein Ackermann, Zach. 13, 5.
Die Ackerleute sehen jämmerlich, Joel 1, 11.
b) Bild des Lehrers, 2 Tim. 2, 6. es soll aber der Ackermann, der den Acker bauet, die Früchte am ersten
genießen. (Die Lehrer dürfen den ersten, auszeichnendsten Lohn für ihre Arbeit an den Seelen einst hoffen.)
Karl Gustav, Parlamentarier, geb. 10. April 1820 zu Elsterberg im sächs.
Vogtlande,, studierte in Leipzig Jura, wurde 1847 Ratsaktuar in Dresden, 1849 Rechtsanwalt, 1865 zugleich
Syndikus der Sächsischen Bank daselbst. Zur Zeit ist in Dresden. Seit 1853 Mitglied des dortigen Stadtverordnetenkollegiums,
war er 1854-64 Vicevorsteher, seit 1865 erster Vorsteher desselben. Seit 1869 ist Ackermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied
der sächs. Zweiten Kammer und war auch für den Wahlkreis Dresden-Altstadt-Dippoldswalde bis 1893 Mitglied
des Reichstages, dessen 2. Vicepräsident er 1880-83 war und wo er der deutschkonservativen Partei zugehörte. 1891 wurde
er zum ersten Präsidenten der sächs. Zweiten Kammer gewählt. Als eifriger Vertreter einer Einschränkung der Gewerbefreibeit
und der Rückkehr des Zunftzwanges, vor allem der Ausbildung von Zwangsinnungen und der Einführung des
Befähigungsnachweises, hat er in neuester Zeit die deutsche Gewerbegesetzgebung in zünftlerischem Sinne beeinflußt.
Konrad Ernst, Mitbegründer der deutschen Schauspielkunst, geb. 1. Febr. 1712 zu
Schwerin, wandte sich, nachdem er unter dem russ. General Münnich gegen die Türken gekämpft batte, der Bühne zu und trat
Jan. 1740 in Lüneburg zur Schönemannschen Gesellschaft. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit
ihr ging er 1746 nach Danzig, dann nach Petersburg
und Moskau, wo er sie 1749 heiratete, darauf nach Königsberg. Hier verlor
er durch den Bau eines eigenen Theaters (1755) sein Vermögen, indem er es bei Ausbruch des Siebenjährigen
Krieges übereilt aufgab. Ackermann führte nun mit seiner Gesellschaft ein Wanderleben, nahm 1764 in Hamburg Kochs (s. d.) Stelle
ein und eröffnete 31. Juli 1765 ein neues Theater.
Der Aufenthalt A.s in Hamburg bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des deutschen Theaters. Seine Gesellschaft umfaßte
die vorzüglichsten Talente, außer seiner Familie und seinem Stiefsohne Schröder, Ekhof, Hensel, Schröter,
Bök, Borchers, die Frauen Hensel (Seyler) und Sophie Schulz, und wurde dadurch, wie durch den Umstand, daß Lessing an ihre
Leistungen dramaturgische Abhandlungen knüpfte, tonangebend für ganz Deutschland. Doch stand Ackermann nur bis 6. März 1767 an der
Spitze des Hamburger Theaters; dann ging es als «Deutsches Nationaltheater» (s. d.) an 12 Hamburger Bürger
über. Ackermann verblieb mit den meisten Mitgliedern.
Aber das Unternehmen scheiterte bald, und Ackermann ging im März 1769 mit seiner Niedersächsischen Komödiantengesellschaft
nach Hannover, wo er Ekhof und mehrere Hauptkräfte verlor, dann nach verschiedenen Orten, bis er 13. Nov. 1771 in
Hamburg starb. Ackermann ist Begründer der eigentlich deutschen Schauspielkunst. Seine Darstellungen waren Muster von farbiger Frische
und Natürlichkeit. Die Zeitgenossen bewunderten seine bürgerlichen, soldatischen und humoristischen, Moliereschen und Holbergschen
Charaktere; ideale Rollen, Liebhaber, Helden der franz. Tragödie gelangen ihm nicht.
Seine Gattin, Sophie Charlotte Ackermann, geborene Bierreichel, geb. 10. Mai 1714 in
Berlin, war die Witwe des Organisten Schröder daselbst. Sie bewährte sich als bedeutende Schauspielerin und vorzügliche
Directrice. Seit 1780 beschäftigte sie sich mit der Ausbildung junger Schauspielerinnen. Sie starb 14. Okt. 1792. Aus ihrer
ersten Ehe stammte der berühmte Schauspieler F. L. Schröder (s. d.); aus der zweiten zwei Töchter, die
gleichfalls als Schauspielerinnen auftraten, Dorothea, geb. 1752 zu Danzig, war sentimentale Liebhaberin, trat aber bereits 1778 von
der Bühne zurück, Charlotte, geb. 23. Aug. 1757, ausgezeichnet durch Liebenswürdigkeit, hohe geistige
Bildung und mimisches Talent, starb schon 10. Mai 1775; ihre unglückliche Liebe zu dem dän.
Major von Sylburg schildert Otto Müller in dem Romane: «Charlotte Ackermann» (Frank. 1854).
Luise Viktorine,geborene Choquet, franz. Schriftstellerin, geb. 30. Nov. 1813 zu
Paris, heiratete 1844 zu Berlin, wo sie ihre Sprachstudien fortsetzte, den Theologen und Prinzenerzieher Paul Ackermann, einen vertrauten
Freund Proudhons, und zog sich nach ihres Gatten Tode (1846) nach Nizza zurück, um einsiedlerisch in
einem alten Kloster ihre eigenartige trübe und pessimistische Weltanschauung auszubilden; hier starb sie 2. Aug. 1890. Sie veröffentlichte
die Dichtungen «Contes» (1855; vermehrt 1861),
meist über ind. Stoffe, «Poésies, premières poésies, poésies philosophiques»
(1874) und «Pensées d'une solitaire» (Par.
1883),
Lebenserinnerungen mit «Autobiographie». -
Vgl. Caro, Mad. Ackermann, un poète positiviste, in der «Revue des Deux Mondes»,
Okt. 1878; d'Haussonville, Mad. Ackermann (Par. 1892).
Rud., deutsch-engl. Industrieller, geb. 20. April 1764 zu Schneeberg, erlernte das
mehr
Sattlerhandwerk, arbeitete dann in verschiedenen deutschen Städten, Paris und London und kam in Ruf als Verfertiger geschmackvoller
Muster für Wagenbauer. 1795 gründete er in London eine Kunsthandlung. Er erfand ein Verfahren, um Papier, Tuch und andere Stoffe
wasserdicht zu machen, war für die Einführung der Beleuchtung mit Gas thätig und machte die Lithographie
in England heimisch. Er begründete das illustrierte «Repository of arts, literature
and fashions» (1809-28) und nach dem Muster der deutschen Almanache die Litteratur der engl. «Annuals»,
deren Reihe er mit seinem «Forget me not» 1825 eröffnete. Von den durch
ihn veranstalteten, mit trefflichen Illustrationen versehenen Werken sind ferner zu nennen «The
Microcosm of London» (3 Bde., 1808-11),
«Westminster Abbey» (2 Bde.,
1812),
«University of Oxford» (2 Bde., 1814),
«University of Cambridge» (2 Bde., 1815),
Colleges of Winchester, Eton, Westminster"
(1816),
«Picturesque Tours» (1820-28), World in Miniature (43 Bde., 1821-26).
Er starb 30. März 1834 in Finchley bei London.