Karl Gustav, Parlamentarier, geb. zu Elsterberg im sächs.
Vogtlande,, studierte in Leipzig Jura, wurde 1847 Ratsaktuar in Dresden, 1849 Rechtsanwalt, 1865 zugleich
Syndikus der Sächsischen Bank daselbst. Zur Zeit ist in Dresden. Seit 1853 Mitglied des dortigen Stadtverordnetenkollegiums,
war er 1854-64 Vicevorsteher, seit 1865 erster Vorsteher desselben. Seit 1869 ist Ackermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied
der sächs. Zweiten Kammer und war auch für den Wahlkreis Dresden-Altstadt-Dippoldswalde bis 1893 Mitglied
des Reichstages, dessen 2. Vicepräsident er 1880-83 war und wo er der deutschkonservativen Partei zugehörte. 1891 wurde
er zum ersten Präsidenten der sächs. Zweiten Kammer gewählt. Als eifriger Vertreter einer Einschränkung der Gewerbefreibeit
und der Rückkehr des Zunftzwanges, vor allem der Ausbildung von Zwangsinnungen und der Einführung des
Befähigungsnachweises, hat er in neuester Zeit die deutsche Gewerbegesetzgebung in zünftlerischem Sinne beeinflußt.
Konrad Ernst, Mitbegründer der deutschen Schauspielkunst, geb. zu
Schwerin, wandte sich, nachdem er unter dem russ. General Münnich gegen die Türken gekämpft batte, der Bühne zu und trat
Jan. 1740 in Lüneburg zur Schönemannschen Gesellschaft. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit
ihr ging er 1746 nach Danzig, dann nach Petersburg
und Moskau, wo er sie 1749 heiratete, darauf nach Königsberg. Hier verlor
er durch den Bau eines eigenen Theaters (1755) sein Vermögen, indem er es bei Ausbruch des Siebenjährigen
Krieges übereilt aufgab. Ackermann führte nun mit seiner Gesellschaft ein Wanderleben, nahm 1764 in Hamburg Kochs (s. d.) Stelle
ein und eröffnete ein neues Theater.
Der Aufenthalt A.s in Hamburg bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des deutschen Theaters. Seine Gesellschaft umfaßte
die vorzüglichsten Talente, außer seiner Familie und seinem Stiefsohne Schröder, Ekhof, Hensel, Schröter,
Bök, Borchers, die Frauen Hensel (Seyler) und Sophie Schulz, und wurde dadurch, wie durch den Umstand, daß Lessing an ihre
Leistungen dramaturgische Abhandlungen knüpfte, tonangebend für ganz Deutschland. Doch stand Ackermann nur bis an der
Spitze des Hamburger Theaters; dann ging es als «Deutsches Nationaltheater» (s. d.) an 12 Hamburger Bürger
über. Ackermann verblieb mit den meisten Mitgliedern.
Aber das Unternehmen scheiterte bald, und Ackermann ging im März 1769 mit seiner Niedersächsischen Komödiantengesellschaft
nach Hannover, wo er Ekhof und mehrere Hauptkräfte verlor, dann nach verschiedenen Orten, bis er in
Hamburg starb. Ackermann ist Begründer der eigentlich deutschen Schauspielkunst. Seine Darstellungen waren Muster von farbiger Frische
und Natürlichkeit. Die Zeitgenossen bewunderten seine bürgerlichen, soldatischen und humoristischen, Moliereschen und Holbergschen
Charaktere; ideale Rollen, Liebhaber, Helden der franz. Tragödie gelangen ihm nicht.
Seine Gattin, Sophie Charlotte Ackermann, geborene Bierreichel, geb. in
Berlin, war die Witwe des Organisten Schröder daselbst. Sie bewährte sich als bedeutende Schauspielerin und vorzügliche
Directrice. Seit 1780 beschäftigte sie sich mit der Ausbildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Aus ihrer
ersten Ehe stammte der berühmte Schauspieler F. L. Schröder (s. d.); aus der zweiten zwei Töchter, die
gleichfalls als Schauspielerinnen auftraten, Dorothea, geb. 1752 zu Danzig, war sentimentale Liebhaberin, trat aber bereits 1778 von
der Bühne zurück, Charlotte, geb. ausgezeichnet durch Liebenswürdigkeit, hohe geistige
Bildung und mimisches Talent, starb schon ihre unglückliche Liebe zu dem dän.
Major von Sylburg schildert Otto Müller in dem Romane: «Charlotte Ackermann» (Frank. 1854).
Luise Viktorine,geborene Choquet, franz. Schriftstellerin, geb. zu
Paris, heiratete 1844 zu Berlin, wo sie ihre Sprachstudien fortsetzte, den Theologen und Prinzenerzieher Paul Ackermann, einen vertrauten
Freund Proudhons, und zog sich nach ihres Gatten Tode (1846) nach Nizza zurück, um einsiedlerisch in
einem alten Kloster ihre eigenartige trübe und pessimistische Weltanschauung auszubilden; hier starb sie Sie veröffentlichte
die Dichtungen «Contes» (1855; vermehrt 1861),
meist über ind. Stoffe, «Poésies, premières poésies, poésies philosophiques»
(1874) und «Pensées d'une solitaire» (Par.
1883),
Lebenserinnerungen mit «Autobiographie». -
Vgl. Caro, Mad. Ackermann, un poète positiviste, in der «Revue des Deux Mondes»,
Okt. 1878; d'Haussonville, Mad. Ackermann (Par. 1892).
Rud., deutsch-engl. Industrieller, geb. zu Schneeberg, erlernte das
mehr
Sattlerhandwerk, arbeitete dann in verschiedenen deutschen Städten, Paris und London und kam in Ruf als Verfertiger geschmackvoller
Muster für Wagenbauer. 1795 gründete er in London eine Kunsthandlung. Er erfand ein Verfahren, um Papier, Tuch und andere Stoffe
wasserdicht zu machen, war für die Einführung der Beleuchtung mit Gas thätig und machte die Lithographie
in England heimisch. Er begründete das illustrierte «Repository of arts, literature
and fashions» (1809-28) und nach dem Muster der deutschen Almanache die Litteratur der engl. «Annuals»,
deren Reihe er mit seinem «Forget me not» 1825 eröffnete. Von den durch
ihn veranstalteten, mit trefflichen Illustrationen versehenen Werken sind ferner zu nennen «The
Microcosm of London» (3 Bde., 1808-11),
«Westminster Abbey» (2 Bde.,
1812),
«University of Oxford» (2 Bde., 1814),
«University of Cambridge» (2 Bde., 1815),
Colleges of Winchester, Eton, Westminster"
(1816),
«Picturesque Tours» (1820-28), World in Miniature (43 Bde., 1821-26).
Er starb in Finchley bei London.