Titel
Ackermann
,
1)
Konrad
Ernst, einer der ersten
Schauspieler des 18. Jahrh., Mitschöpfer der deutschen Schaubühne, geb. zu
Schwerin.
[* 2] Mit seinem besonders in komischen
Rollen
[* 3] ausgezeichneten
Talent als
Schauspieler verband er dem deutschen
Theater
[* 4] höchst förderliche direktoriale Fähigkeiten. Im J. 1740 kam er zur Schönemannschen
Gesellschaft, gehörte dann
1742-44 zu der seinem nachmaligen
Gattin, ging 1746 nach
Danzig
[* 5] und 1747 mit
Hilferding nach Rußland. Im J. 1751 warb er in
Deutschland
[* 6] eine eigne
Truppe, die vornehmlich in
Königsberg,
[* 7]
Danzig,
Mainz,
[* 8] auch in
Polen und der
Schweiz
[* 9] Vorstellungen gab. Im J. 1764 kam Ackermann
mit seiner
Gesellschaft nach
Hamburg,
[* 10] wo er starb, nachdem er nur von 1767 bis 1769 (der
Zeit der sogen.
Entreprise, während der
Lessings
»Dramaturgie« entstand) der Leitung der
Truppe fern gestanden hatte, die nun
seine
Witwe und deren Sohn
Friedrich
Ludwig
Schröder übernahmen. In
Moskau
[* 11] hatte Ackermann
nämlich 1749
Sophie
Charlotte, geborne Biereichel,
Witwe des
Organisten
Schröder zu
Berlin,
[* 12] geheiratet.
Diese ebenfalls ausgezeichnete Schauspielerin war geboren und trat zuerst 1740 bei der Schönemannschen
Truppe
in
Lüneburg
[* 13] auf, wo sich ihr reiches Kunsttalent außerordentlich schnell entwickelte. Von 1742 bis 1744 leitete
sie eine eigne
Truppe, die in
Hamburg und
Rostock
[* 14] spielte. Seit 1746 in
Danzig, 1747 in Rußland, verheiratete sie sich 1749 zu
Moskau mit Ackermann
, begleitete denselben auf seinen
Reisen und blieb bis zu seinem
Tode die erste Schauspielerin der
Hamburger
Bühne.
Später trat sie nur höchst selten auf, gab 1780 die Ackermannsche
Gesellschaft auf und widmete ihre letzten
Lebensjahre der
Bildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Mit
¶
mehr
einer durch edlen Anstand gehobenen schönen Gestalt verband sie die trefflichste Recitation und die ausdrucksvollste Aktion;
namentlich wird ihr Händespiel als unnachahmlich geschildert. Ihre höchste Meisterschaft zeigte sie inner Darstellung des
Pathetisch-Tragischen und Fein-Komischen. Von ihren beiden Töchtern zeichnete sich besonders Charlotte (geb. zu
Straßburg)
[* 16] durch Liebenswürdigkeit, geistige Bildung und mimisches Talent aus, starb aber in der Jugendblüte
von ganz Hamburg betrauert. O. Müller hat sie zur Heldin eines auch dramatisierten Romans: »Charlotte Ackermann«
(Frankf. 1854), gemacht.
Eine andre Tochter, Dorothea (geb. 1752 zu Danzig), glänzte in schwärmerischen und zärtlichen Charakteren, zog sich aber
schon 1778 von der Bühne zurück.
2) Louise Victoire, geborne Choquet, franz. Dichterin, geb. zu
Paris,
[* 17] vertiefte sich mit seltener Energie in das Studium der Sprachen, der alten wie der neuen, wandte sich dann zur Vervollkommnung
ihrer Studien nach Berlin und verheiratete sich hier mit dem Theologen Paul Ackermann
, Lehrer der königlichen Neffen,
welcher in höherm Auftrag den französisch-litterarischen Teil der Werke Friedrichs II. zur Herausgabe vorbereitete. Nach
dem Tode desselben (1846) zog sie sich nach Nizza
[* 18] zurück. Sie hat drei Bände Dichtungen: »Contes« (1855, hauptsächlich Indien
entnommen),
»Contes et poésies« (1863),
»Poésies, premières poésies, poésies philosophiques« (4. Aufl. 1877),
und »Pensées d'une solitaire« (1882, mit Selbstbiographie) veröffentlicht. Ihre Dichtungen sind fast sämtlich auf einen elegischen Ton gestimmt; ihre Weise ist einfach herzlich, ohne Floskel und Prätension.
3) Karl Gustav, deutscher Politiker, geb. zu Elsterberg im sächsischen Vogtland, studierte 1840-43 in Leipzig [* 19] die Rechte, ward 1845 Kanzleisekretär in Königsbrück, 1847 Ratsaktuar in Dresden [* 20] und ließ sich 1849 daselbst als Advokat und Notar nieder; 1857 ward er zugleich Syndikus der Dresdener Fondsbörse, 1865 Syndikus der Sächsischen Bank und 1880 Hofrat und Finanzprokurator. Seit 1853 Mitglied und seit 1865 Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums zu Dresden, ward er 1869 in die sächsische Zweite Kammer und gleichzeitig in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, in welchem er sich der deutschen Reichspartei anschloß, obwohl er partikularistischen Ansichten huldigte; auch war er einer der Führer der Schutzzollpartei und Gegner der Gewerbefreiheit. Von 1880 bis 1883 war er zweiter Vizepräsident des deutschen Reichstags.