Wilhelm, deutscher Bildhauer, geb. in einem Dorf bei
Münster,
[* 2] erlernte das Schreinerhandwerk
und lieferte Schnitzereien, die wegen ihrer Feinheit und Zierlichkeit bewundert wurden.
Schon 32 Jahre alt und ohne alle Vorbildung
widmete er sich der
Kunst. In
Berlin,
[* 3] wohin er sich zu seiner
Ausbildung begab, arbeitete er in den
Ateliers
von
Rauch und
Tieck. Durch Verkauf kleiner
Arbeiten verschaffte er sich endlich die
Mittel zu einer
Reise nach
Italien.
[* 4] In
Rom
[* 5] verfertigte
er eine
Pietà, die sich jetzt im
Dom von
Münster befindet und in kleinernNachbildungen verbreitet ist.
Sein umfangreichstes Werk ist eine aus fünf überlebensgroßen
Figuren bestehende
Kreuzabnahme von karrarischem
Marmor, die 1858 im
Dom zu
Münster aufgestellt wurde. Seine letzte größere
Arbeit war ein gotischer
Altar
[* 6] mit drei
Reliefs aus dem
LebenChristi
für den
Dom zu
Prag
[* 7] (1873 aufgestellt). Obwohl Achtermann einen großen
Reichtum der
Empfindung besaß, gelang es
ihm bei seiner mangelhaften Formenkenntnis nicht, in das
Wesen der plastischen
Kunst einzudringen. Er starb in
Rom,
wo er seit 1839 fast ununterbrochen seinen
Wohnsitz hatte.
Wilhelm, der Nestor der deutschen Bildhauer in Rom, geb. zu Münster
in Westfalen, mußte, nachdem er den notdürftigsten Schulunterricht genossen, bis zu seinem 30. Jahr
auf dem Bauerngut seines Oheims
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dem Pflug nachgehen, übte sich aber dabei im Hohschnitzen und brachte es darin zu einer solchen Geschicklichkeit, daß der
Oberpräsident v. Vincke ihn an Rauch empfahl, der ihn auf Rietschels Bitte ins Atelier aufnahm. Später arbeitete er als Schüler
der Akademie unter Tieck und Schadow. Gleich anfangs bildete er nur religiöse Gegenstände, die ihm vermöge
ihrer streng nazarenischen Auffassung eine eigentümliche Stellung anweisen. Eins seiner ältern Werke, in welchem sich diese
Hinneigung zur vorraffaelischen Formengebung ausspricht, ist das Relief an der Fassade der katholischen Kirche zu Berlin.
Unter diesen Umständen war es ganz begreiflich, daß er sich nach Rom sehnte, wo er, mit dürftigen
Mitteln versehen, im Anfang der 40er Jahre ankam, seinen bleibenden Wohnsitz aufschlug und in der Skulptur ganz der nazarenischen
Richtung treu blieb. Von dort aus versah er auch die Kirchen seines Heimatlands Westfalen mit zahlreichen Werken, deren Formen
oft innerhalb eines gewissen konventionellen Typus blieben und den eigentlichen Schwung der religiösen
Empfindung vermissen lassen.
Die besten darunter sind: ein Christus am Kreuz (1842) für den Herzog von Arenberg, eine im Dom zu Münster aufgestellte
große Pietà und eine 1858 ebenfalls dorthin gekommene große Kreuzabnahme, aus einem einzigen Marmorblock gehauen. Unter
den Arbeiten seiner spätern Jahre ist das bekannteste der Marmoraltar im Dom zu Prag (1873)
mit drei großen Reliefs aus dem Leben Christi, von unendlicher Sorgfalt in der Ausführung, aber streng und trocken in Zeichnung
und Modellierung.