Andr., See- und Landschaftsmaler, geb. zu Kassel,
[* 2] kam 1823 nach
Düsseldorf,
[* 3] wo er seit 1826 W.
Schadow zum
Lehrer hatte.
Schon 1831 malte er eine
Ansicht aus
Düsseldorf, 1832 eine Waldkapelle und 1834 eine
Norwegische Marine. 1835 ließ er sich in
München
[* 4] nieder und malte dort u. a. norweg. Küstenbilder:
Seesturm an der norweg.
Küste (1836;
NeuePinakothek zu
München), ein
Bild gleichen Gegenstandes mit einem scheiternden Schiff
[* 5] (1837; Städelsches Museum
zu
Frankfurt
[* 6] a. M.). DerStoff zu diesen Bildern war der
Phantasie entnommen,
da Achenbach erst 1839 eine
Reise nach
Norwegen
[* 7] machte, nachdem er früher bereits
Holland,
Dänemark
[* 8] und
Schweden besucht hatte.
Die
Berliner
[* 18] Nationalgalerie besitzt:
Ostende (1866),
Scheveningen (1869), Holländischer
Hafen (1883), Abfahrt eines Dampfers (1870), Fischmarkt in
Amsterdam
[* 19] (1880; Städtisches Museum zu Köln),
[* 20] Hildesheim
[* 21] (1875)
und Nordseestrand (1878; beide im Museum zu
Breslau),
[* 22]
Emden
[* 23] (1891). Obwohl Achenbach mit gleichem Erfolg die nordische
und die südl. Natur, sowie alle Jahres- und Tageszeiten, lebhaft bewegte
Momente und friedlich ruhige Landschaften darstellt,
ist der nordische und niederländ.
Strand doch sein eigentliches Arbeitsgebiet geblieben.
Hier kommt die Macht seiner
Technik und sein hoher
Sinn für Stimmung in der Natur ganz zum
Ausdruck. Im
Gegensatz gegen die klassischen wie romantischen Ideallandschafter durchaus Realist, ist er von frei erfundenen
Kompositionen
mehr zu unmittelbar der Natur abgelauschten Stimmungsbildern vorgeschritten. Dazu hat sich Achenbach auch in Aquarell,
Lithographie und Radierung bethätigt. Die philos.
FakultätBonn
[* 24] ehrte ihn an seinem siebzigsten
Geburtstage
durch Verleihung des Doktorgrades.
Oberbergrat ernannt. Seit 1866 ist er auch Mitglied des Abgeordnetenhauses, wo er der freikonservativen Partei angehört.
Als Delegierter des Reichskanzleramtes, dem er seit 1870 angehörte, vertrat er 1871 die Reichsregierung bei den
Debatten
über das Haftpflichtgesetz, das Rayongesetz und das Reichsbeamtengesetz im
Reichstage. Seit April 1872
Unterstaatssekretär,
war Achenbach einer der Hauptmitarbeiter an den kirchenpolit. Gesetzen, die den preuß.
Landtag in der Zession 1872 73 beschäftigten. Im April 1873 trat Achenbach als
Unterstaatssekretär in das Ministerium
für
Handel,
Gewerbe und öffentliche
Arbeiten¶
mehr
und übernahm dieses Portefeuille selbst. Vom bis war Achenbach auch interimistisch mit dem Portefeuille
für landwirtschaftliche Angelegenheiten betraut und im Herbst 1874 wurde er preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrate. Im Abgeordnetenhause
trat er 1876 energisch für das Bismarcksche Reichseisenbahnprojekt ein. Doch kam er in Fragen der Leitung
des Eisenbahnwesens in Differenzen mit Bismarck, erhielt seine Entlassung und wurde zum Oberpräsidenten der neuerrichteten
Provinz Westpreußen,
[* 29] 1879 zum Oberpräsidenten von Brandenburg
[* 30] ernannt. 1882 wurde ihm der Auftrag, den Prinzen Wilhelm, jetzigen
DeutschenKaiser, in die Civilverwaltung einzuführen; 1888 verlieh ihm KaiserFriedrich den Adel. Achenbach ist
auf staatlichen und parlamentarischen wie auf privaten Gebieten (als königl. Kommissar für die freiwillige Krankenpflege)
eine hervorragende Erscheinung.
Als Gegner jeder bureaukratischen Einschränkung huldigt er vor allem dem Grundsatz, den Kräften des Landes eine möglichst
freie Entwicklung zu gönnen. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die Bergpolizeivorschriften des rhein.
Hauptbergdistrikts» (Köln 1859),
«Geschichte der Stadt Siegen» (Siegen 1882-86, Heft 1-8); auch wurde Achenbach Mitbegründer der «Zeitschrift
für Bergrecht» (Bonn 1860 fg.),
an deren Leitung er bis 1873 teilnahm, und verfaßte den «Bericht über
die Thätigkeit der vom Militärinspecteur geleiteten deutschen freiwilligen Krankenpflege während des Krieges von 1870 bis
1871» (Berl. 1871).
Oswald, Landschaftsmaler, BrudervonAndr. Achenbach, geb. zu Düsseldorf, bildete sich 1839-41 auf der
dortigen Akademie, dann bei seinem Bruder sowie auf Reisen in Italien aus. 1863-72 war Achenbach Professor an der
DüsseldorferAkademie. Seine Gemälde schildern mit Vorliebe den Golf von Neapel,
[* 32] Rom und
[* 33] den Westen Campaniens und Siciliens.
Namentlich vermag den ganzen Reiz des ital. Lebens und Himmels in der Abenddämmerung wiederzugeben und durch reiche, geistvolle
Staffage zu beleben.
Breit behandelte Architekturen liebt er den Landschaften beizufügen. An Produktivität steht er seinem
Bruder kaum nach. Hervorzuheben sind: Nächtliches Leichenbegängnis in Palestrina (1859; Kunsthalle in Düsseldorf), Castel
Gandolfo (1866; städtisches Museum in Kö1n), Villa Torlonia bei Frascati (1869; Nationalgalerie zu Berlin), Rocca di Papa
(1875), St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia
[* 34] (1876), Marktplatz in Amalfi (1876; Nationalgalerie),
Rocca d'Arci (1877; Städtisches Museum zu Leipzig), Palast der Königin Johanna bei Neapel (1878; Museum zu Breslau), Am Golf
von Neapel (1880; DresdenerGalerie), Golf von Neapel bei Mondschein (1885) und Am Posilippo (1886; Städtisches Museum
zu Leipzig), Triumphbogen des Konstantin (1886), Cestiuspyramide zu Rom (1891).