Titel
Achenbach
,
1) Andreas, Landschaftsmaler, geb. zu Kassel, [* 2] war 1827-35 Schüler der Düsseldorfer Akademie, wo er bei Schirmer und Lessing lernte. Neben dem akademischen Unterricht bildeten mehrere nordische Reisen seinen Sinn für die Landschaft. In den Jahren 1832 und 1833 lernte er die Natur der Nord- und Ostseeländer kennen. Vom Herbst 1843 bis 1845 weilte er in Italien, [* 3] nachdem er in den unmittelbar vorausgegangenen Jahren in Tirol, [* 4] Süddeutschland, England, Dänemark, [* 5] Schweden, [* 6] Norwegen, Holland seine Studien gemacht hatte.
Achenbachs
Bedeutung beruht in der unendlich wahren, realistischen und doch stimmungsvollen Auffassung der landschaftlichen
Bilder. In der Art der Wiedergabe hat er einige
Verwandtschaft mit
Ruysdael. Seestürme,
Marinen, düstere
Wolkenszenerien sind seine Lieblingsmotive; aber sein eminentes
Talent für den
Ausdruck der naturwahren
Stimmung im Landschaftsbild
ist ebenso geeignet für die
Darstellung von lieblichen und anspruchslosen
Landschaften im Zustand idyllischer
Ruhe.
Trotzdem ist es keineswegs die Idealisierung der Natur, was aus seiner Landschaft uns entgegentritt, sondern eine überaus wahr getroffene Charakteristik, zu der seine allgemeine realistische Kunstanschauung die Basis bildet. Daher stammt auch die gewaltige Kraft [* 7] der Konzeption, mit welcher er ganz besonders der Eindrücke einer wild bewegten, stürmischen Natur für seine Kunst sich zu bemächtigen versteht, und der wir jene großartigen Marinen, Seestürme und Strandbilder, wie auch jene ernsten Waldszenen der norwegischen Fjordgegenden verdanken, in denen der Meister das Bedeutendste geleistet hat.
Sein männlich ernster Sinn hat in der Landschaft des Nordens das naturgemäß ihm zusagende Gebiet für seine Kunst gefunden; weniger glücklich ist er in der Wiedergabe der südlichen Gegenden. Eine Reise nach Sizilien [* 8] (auf der er Katholik wurde) brachte ihm vielfache Anregungen in dieser Richtung; doch entsprechen die klassische Ruhe, die ebenmäßige Linienbildung in der südlichen Landschaft nicht dem Wesen des Künstlers. Hauptwerke sind: der Hardangerfjord bei Bergen [* 9] (von 1843), in der Düsseldorfer Galerie;
Untergang des Dampfboots Präsident (von 1842), in jener zu Karlsruhe; [* 10]
Herbstmorgen in den Pontinischen Sümpfen (von 1846), in der Münchener Pinakothek;
Ansicht von Ostende, [* 11] Scheveningen und holländischer Hafen, in der Berliner [* 12] Nationalgalerie;
Fischmarkt in Ostende, Vlissingen und Überschwemmung am Niederrhein.
Der Künstler hat sich mit Glück auch als Aquarellist, Radierer und Lithograph versucht. Er ist Professor und Mitglied der Akademien von Berlin, [* 13] Wien [* 14] und Antwerpen. [* 15]
2)
Oswald,
Bruder des vorigen, ebenfalls Landschaftsmaler, geb. zu
Düsseldorf,
[* 16] trat 1839 als
Schüler in die dortige
Akademie ein und gehörte ihr bis 1841 an. Seine
Richtung schließt sich der des
Bruders an, bei
dem er auch
als
Schüler lernte; doch waltet ein mehr südliches
Element in der
Wahl seiner
Stoffe und in der Auffassung größere Idealistik
vor. Achenbach
hat frühzeitig auf
Reisen in der
Schweiz,
[* 17] in Süddeutschland und 1850-51 im südlichen
Italien die
Natur dieser
Länder
kennen und jener des
Nordens vorziehen gelernt. Er versteht es, vornehmlich durch die
Farbe zu wirken und
die Lichtspiele in der
Luft des
Südens überraschend wahr wiederzugeben.
Auch durch die realistisch gehaltene, zu großer Bedeutung erhobene
Staffage
weiß er seine
Bilder zu beleben. Vorzüglich sind
seine schlicht gehaltenen
Ansichten, oft bei Mondlicht oder im glühenden
Ton des Sonnenuntergangs aufgefaßt.
So das schöne Parkbild:
Villa d'Este bei
Tivoli,
Torre del Greco am
Fuß des
Vesuvs, Mondnacht am
Strand von
Neapel
[* 18] (1864).
Andre
Hauptbilder sind:
Villa
Torlonia bei
Frascati und Marktplatz von
Amalfi
(Berliner Nationalgalerie),
Palast der
Königin
Johanna
(Museum
von
Breslau),
[* 19]
Santa Lucia, das
Kolosseum,
[* 20] die
Engelsburg. Achenbach
wirkte seit 1863 als
Professor und
Lehrer der
Landschaftsmalerei an der
Düsseldorfer
Akademie, trat aber 1872 von dieser
Stellung zurück. Auch er hat
Lithographien geliefert.
3) Heinrich, preuß. Staatsmann, geb. zu Saarbrücken, [* 21] besuchte das Archigymnasium zu Soest, [* 22] studierte in Bonn [* 23] und Berlin die Rechtswissenschaft, habilitierte sich 1858 als Privatdozent ¶
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für deutsches Recht in Bonn und wurde 1860 Professor und Oberbergrat beim Oberbergamt in Bonn. In diese Zeit fällt ein wesentlicher
Teil seiner schriftstellerischen Thätigkeit sowie auch die Begründung der »Zeitschrift für Bergrecht« (Bonn 1860 ff.). Von
Bonn wurde Achenbach
1866, während er gleichzeitig als Vertreter des Kreises Siegen-Wittgenstein in das Abgeordnetenhaus
eintrat, in dem er die freikonservative Partei mitbegründen half, als Geheimer Bergrat und vortragender Rat in das preußische
Handelsministerium berufen, dem er angehörte, bis ihn Bismarck 1871 als vortragenden Rat in das Reichskanzleramt zog.
Als dessen Delegierter im Reichstag hatte er namentlich bei den Debatten über das Haftpflichtgesetz und
später über das Reichsbeamtengesetz sowohl in den Kommissionssitzungen als im Hause selbst die Reichsregierung zu vertreten.
Nach Ernennung Falks zum Kultusminister (1872) trat Achenbach
als Unterstaatssekretär in das Kultusministerium über und wirkte insbesondere
wesentlich mit bei der Durchbringung der neuen kirchenpolitischen Gesetze. Doch ward er bald dem Handelsminister Grafen
Itzenplitz als Unterstaatssekretär zur Seite gegeben und selbst zum Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten ernannt.
Obwohl er sich in dieser Stellung durch unermüdliche Thätigkeit, unparteiische, gerechte, jedoch zu sehr ins Detail eingehende
Geschäftsführung, streng konstitutionelle Haltung und persönliche Liebenswürdigkeit die Anerkennung weiter Kreise,
[* 25] besonders
seiner Untergebenen und des Landtags, erwarb, so geriet er doch wegen des Eisenbahnwesens mit Bismarck,
der eine schärfere Zentralisation und größere Berücksichtigung der Interessen der deutschen Industrie wünschte, wiederholt
in Differenzen, die endlich 1878 zu dem Antrag der Errichtung eines besondern Eisenbahnministeriums und, als Bismarck bei der
Beratung dieser Vorlage im Abgeordnetenhaus die Achenbachsche
Verwaltung einer scharfen Kritik unterzog,
zu dessen Gesuch um Entlassung führten.
Dieselbe ward 30. März genehmigt und Achenbach
zum Oberpräsidenten der neuerrichteten Provinz Westpreußen
[* 26] und zum Oberpräsidenten
von Brandenburg
[* 27] ernannt. Aus seiner litterarischen Thätigkeit sind hervorzuheben: »Das französische Bergrecht und die Fortbildung
desselben durch das preußische allgemeine Berggesetz« (Bonn 1869);
»Das gemeine deutsche Bergrecht« (das. 1871, Teil 1) sowie mehrere Schriften, betreffend die Lokalgeschichte des Fürstentums Siegen. [* 28]
Figur 2: Achene.