Acetylēn
(Äthin), ein gasförmiger
Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C2H2 und der
Konstitutionsformel H–C≡C–H, das Anfangsglied der sog. Acetylen
reihe, einer Gruppe von
Kohlenwasserstoffen, die nach der allgemeinen Formel CnH2n-2 zusammengesetzt sind. Das Acetylen
riecht widerlich
und ist giftig wie das
Kohlenoxyd. Es ist das kohlenstoffreichste aller
Gase
[* 3] (über 92 Proz.) und verbrennt mit hellleuchtender,
stark rußender Flamme,
[* 4] mit Luft vermengt dagegen ohne
Rußen und blendend weiß; solche Gemische sind
aber explosionsgefährlich, sobald sie auf 5
Teile Acetylen
mehr als 4 und weniger als 100
Teile Luft enthalten. Acetylen
ist der einzige
Kohlenwasserstoff, der durch direkte
Synthese aus seinen Elementen entsteht, wenn nämlich der elektrische Flammenbogen zwischen
Kohlenspitzen in einer
Atmosphäre von Wasserstoffgas übergeht. Es entsteht ferner aus sehr vielen organischen
Verbindungen, wie
Äther,
Alkohol,
Aldehyd u.s.w., unter dem Einfluß andauernder Rotglühhitze. Ebenso bildet es sich bei der
unvollständigen
Verbrennung. Außerdem kennt man noch verschiedene synthetische Methoden zur Bereitung von Acetylen.
In neuester Zeit verspricht das Acetylen
eine große technische Bedeutung zu gewinnen, nachdem
eine einfache und billige Darstellungsmethode aufgefunden worden ist. Man erhitzt zunächst
Kohle und Kalk im elektrischen
Ofen, wobei sich eine
Verbindung des
Kohlenstoffs mit dem Metall des Kalks, dem
Calcium, bildet. Dieser dunkelgraue, metallisch
glänzende
Stoff (Calciumcarbid, CaC2) ist im elektrischen Ofen flüssig, wird in Formen gegossen und
entwickelt in Wasser stürmisch Acetylengas
, wahrend sich ein Kalkbrei bildet. 100 kg Calciumcarbid geben etwa 30 cbm
Gas:
CaC2 + 2H2O = CaO2H2 + C2H2. Acetylen
stellt also ein an jedem Orte herzustellendes oder in flüssigem
Zustande transportables Leucht- und Heizgas vor. Da seine
Leuchtkraft die fünfzehnfache des gewöhnlichen
Leuchtgases beträgt, so wird es mit
Vorteil diesem beigemengt. Die Gefahren infolge der Giftigkeit werden wesentlich verringert
durch den sich leicht verratenden starken
Geruch.