Acanthus
[* 1] L.,
Bärenklau, Pflanzengattung aus der Familie der
Acanthaceen (s. d.) mit 14
Arten, die sich größtenteils
in den Umgebungen des Mittelländischen
Meers finden. Zwei derselben, Acanthus
mollis
L. (s. die
Tafel: Labiatifloren,
[* 1]
Fig. 4) und Acanthus
spinosus L., vorzugsweise im südlichsten Europa
[* 3]
(Griechenland,
[* 4] Unteritalien,
Sicilien, Südspanien, Südportugal),
führten schon bei den Griechen und
Römern diesen
Namen; sie sind stattliche
Stauden und zeichnen sich durch die Schönheit
ihrer großen, glänzend dunkelgrünen, buchtig gespaltenen
Blätter aus, von denen die untersten auf zierlich
gebogenen Stielen nach auswärts gekrümmt sind und zusammen eine offene
Rosette fast von der Form eines Säulenknaufs bilden.
Diese veranlaßte den griech.
Architekten Kallimachus zur künstlerischen Nachahmung; er schuf daraus das Kapitäl der korinth.
Säulen
[* 5]
(Akanthus, s. nachstehende
[* 1]
Figur
a, b). Auch zur Verzierung von
Gefäßen (z. B. der Henkel röm.
Trinkschalen, der Schäfte der Kandelaber)
[* 6] wurden Akanthusblätter verwendet. Diese Vorliebe für Akanthusblätter ging
in die got. Ornamentik, namentlich
Deutschlands,
[* 7] über. (Vgl. Ebe, Handbuch der ornamentalen Akanthusformen aller Stilarten,
Berl. 1893.) Doch nahmen sich jene
Baumeister nicht die
Blätter von Acanthus
mollis, sondern die schmälern von Acanthus
spinosus zum
Vorbilde. Beide Akanthusarten sind nicht allein ihrer
Blätter halber, sondern auch wegen ihrer langen
Ähren großer, gelblich- oder rötlichweißer
Blumen schöne
Pflanzen, weshalb sie, wie schon im
Altertum, häufig in Gärten
kultiviert werden. - Im Mittelalter und auch noch später wurden die
Blätter und
Wurzeln von Acanthus
mollis als
Branca ursina
(Bärenklau)
gegen
Durchfälle,
Husten und
Verbrennungen angewendet. Jetzt versteht man in der Volkssprache unter
Bärenklau hauptsächlich
die Doldenpflanzen Heracleum.
[* 1]
^[Abb:
Blatt
[* 8] von Acanthus:
acanthus
naturalistisch, b. stilisiert.]