Abzeichen
,
beim Militär diejenigen Unterscheidungszeichen an der
Uniform, die einem besondern Rang, einer Waffengattung,
einem Truppenverband oder
Truppenteil eigentümlich sind; ferner die
Kennzeichen der einzelnen
Chargen in einer
Armee und die
verschiedenartigen Auszeichnungen einzelner Persönlichkeiten, die einem besondern Kommando angehört
oder besondere Leistungen in einzelnen
Richtungen aufzuweisen haben. Die
deutsche Armee besitzt ein gemeinschaftliches Armeeabzeichen
noch nicht; die einzelnen
Bestandteile derselben tragen noch die
Farben und Wappen
[* 2] der einzelnen
Staaten; nur die Marine trägt
die deutsche
Kokarde.
Die der Truppenverbände und Truppenteile sind nicht ganz gleichmäßig durchgeführt; im allgemeinen unterscheiden sich die erstern bei der Infanterie durch die Farbe der Achselklappen in Verbindung mit der Paspolierung der Ärmelpatten; die Infanterie der Garde und einige andere Regimenter tragen weiße oder gelbe Litzen an Kragen und Aufschlägen. Die Truppenteile kennzeichnet die Nummer, dieselbe ist aber vielfach durch Namenszüge der Chefs ersetzt. Die Truppenteile der Kavallerie haben sehr mannigfache Verschiedenheiten in Farbe und Form der Anzüge, der Kopfbedeckung u. s. w. Die Uniform der Feldartillerie, Festungsartillerie, Pioniere und des Train ist für jede dieser Gattungen gleichartig und unterscheidet sich nur durch die Nummern auf den Achselklappen. - Über Chargenabzeichen s. d.
Politische Abzeichen
sind die Zeichen zur Unterscheidung und Erkennung polit. Parteien. Oft sind sie von Zufälligkeiten
entlehnt oder aus geringfügigen, jetzt kaum noch zu enträtselnden Umständen entstanden; so der
Bundschuh (s. d.) der schwäb.
Bauern und der Geusenpfennig (s. Geusen) der
Niederländer. Nationaleigentümlichkeiten gaben den
Wallisern den Lauch, den
Schotten die Distel zum Abzeichen.
Die
Farben, die zuerst in
Byzanz unter Justinian I. eine große Rolle spielten bei den Parteien der
«Blauen» und
«Grünen» (s.
Byzantinisches Reich), sind in neuerer Zeit die hauptsächlichsten politischen Abzeichen
In der
Französischen
Revolution kam die
Trikolore
(Blau-Weiß-Rot) als Zeichen der Bewegungspartei auf.
Nach der Restauration von 1815 war ein
Veilchen das der
Bonapartisten, auch nach dem
Sturze des zweiten
Kaiserreichs. In
Deutschland
[* 3] kamen die angeblichen alten Reichsfarben (Schwarz-Rot-Gold) bei den
Burschenschaften und andern
patriotischen
Vereinigungen als das
Symbol nationaler Gesinnung auf (s.
Deutsche Farben).
[* 4] In
Frankreich wählten in der Revolution
von 1848 die Socialdemokraten das
Rot zum Abzeichen
ihrer Partei.
Außer den
Farben haben die
Tracht, der Schnitt
des
Haars, des
Barts u. s. w. vielfach als politische Abzeichen
gedient. Die engl.
Royalisten des 17. Jahrh. trugen lange Locken, während die republikanischen Puritaner kurz
geschoren waren und daher den
Namen «Rundköpfe» erhielten. In
Italien
[* 5] waren als
der Bewegungspartei Carbonarimäntel,
Kalabreserhüte, Garibaldiblusen u. s. w. gebräuchlich.
Allgemein gebräuchliche politische Abzeichen
sind besonders
Kokarden,
Schleifen
und
Bänder. (S. auch Nationalfarben.)
Bei den Haustieren, und zwar bei mehrfarbigen
Tieren, heißen Abzeichen
die weißen
Stellen am
Kopfe und an den Füßen. Man unterscheidet
am
Kopfe
Stichelhaare, wenn vereinzelte weiße
Haare,
[* 6]
Flocke oder
Blümchen, wenn ein kleines Häufchen,
Stern,
wenn ein dreieckiger Fleck weißer
Haare an der
Stirn sich findet,
Blässe, wenn der weiße
Streifen bis zur Oberlippe reicht,
und Laterne, wenn der größere
Teil des Vorderkopfes weiß ist. Schnippe ist ein weißer Fleck auf der Oberlippe. An den
Füßen unterscheidet man weiße
Ballen, weiße
Krone, weiße
Fessel; halb gestiefelt ist ein
Pferd,
[* 7] wenn
die weiße Färbung bis zur Mitte des Mittelfußes reicht, gestiefelt, wenn der ganze Mittelfuß weiß ist. Erworbene Abzeichen
sind
die weißen Flecke am
Kehlkopf
[* 8] (vom Koppriemen) und in der Sattellage (vom Drucke des Sattels).