Abulghàzi
Behàdur
, tatar.
Chan und Geschichtschreiber, geb. 1605 zu
Ürgendsch, angeblicher Sprößling der
Familie
Dschengischans, aus einem Seitenzweig der
Familie Dschüdschis, die bis zum Ende des 15.
Jahrh. über die
Goldene Horde herrschte, zu welcher auch
Charesm gehörte. Abulghàzi
ertrug großes Ungemach, bevor er 1644 den
Thron
[* 2] von
Chiwa bestieg,
regierte 20 Jahre, machte sich durch seinen
Mut allen seinen Feinden furchtbar und dehnte zweimal die
Grenzen
[* 3] seines
Landes
bis an die
Ufer des
Serafschan in
Bochara aus; 1663 legte er die
Regierung zu gunsten seines
Sohns nieder
und begann im osttürkischen
Dialekt eine genealogische Geschichte der
Türken, welche nach seinem
Tod (1665) sein Sohn vollendete,
und die als die glaubwürdigste Geschichte seines
Zeitalters angesehen wird.
Der Graf Strahlenberg brachte dieselbe während seiner Gefangenschaft in Sibirien an sich, und seitdem ist sie fast in alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Nach der ersten deutschen Übersetzung ward die »Histoire généalogique des Tatares« (Leid. 1726, 2 Bde) gearbeitet. Eine neue Übersetzung lieferte Messerschmid unter dem Titel: »Geschlechtsbuch der mungalisch-mogulischen Chane« (Götting. 1780). Das Original wurde in Kasan [* 4] gedruckt (»Historia Mongolorum et Tartarorum«, 1825) und erschien seitdem in einer französischen Übersetzung mit Kommentar von Desmaisons (Petersb. 1871-74, 2 Bde.).