Abspannung
,
die nach zu anstrengender oder zu anhaltender körperlicher oder geistiger Thätigkeit eintretende Schwäche oder Schlaffheit des Körpers und Geistes. Jedes Organ verbraucht bei seiner Thätigkeit gewisse Stoffe und setzt sie chemisch derart um, daß sie nicht ferner nutzbar sind. Diese unbrauchbar gewordenen Stoffe müssen vom Blute fortgeführt und stetig durch neues, brauchbares Material ersetzt werden, soll die Thätigkeit des Organs ungestört bleiben.
Wird mehr verbraucht als wieder ersetzt, so erlahmt das Organ nach und nach und erleidet eine Störung seiner chem. Zusammensetzung, durch welche es so lange schwach oder unbrauchbar bleibt, bis der natürliche Verlauf der Ernährung den normalen Zustand wiederherstellt. Dies gilt ebensowohl von körperlicher als geistiger Thätigkeit, weil auch alle geistigen Funktionen von einem Stoffumsatz im Nervensystem, insbesondere im Gehirn, [* 2] begleitet sind und ins Stocken geraten, sobald der Stoffwechsel desselben in erwähnter Weise gestört ist.
Hieraus geht zugleich hervor, wie man sich vor Abspannung
schützen kann. Man setze erstens keine Thätigkeit ohne
Not so lange fort, daß übergroße Müdigkeit zurückbleibt, unterbreche vielmehr jede Thätigkeit um so öfter und
durch um so längere Pausen, je anstrengender sie ist. Man sorge zweitens dafür, daß dem
Blute die
Stoffe
zugeführt werden, die zum Ersatz des Verbrauchten nötig sind, d. h. man nähre sich um so
besser, je mehr man arbeiten muß. Die Abspannung
äußert sich durch Welksein der
Muskeln,
[* 3] schlaffen
Gesichtsausdruck, matte und eingesunkene
Augen, Unlust zum
Arbeiten oder zu Geistesanstrengungen.
Höhere
Grade der Abspannung
gehen leicht in
Ohnmacht (s. d.)
über.