Titel
Absorption
(lat.), in der Physik für verschiedene Aufsaugungen und Verschluckungen gebraucht.
1) der
Gase.
[* 2] Feste und flüssige Körper verdichten die sie umgebenden
Gase nicht nur an ihrer Oberfläche, sondern auch in
ihrem Innern. Letztern Vorgang bezeichnet man als Absorption.
Unter den festen Körpern zeigen
namentlich die porösen, wie Holzkohle oder Platinschwamm, sehr starke Absorption.
Bringt man ein
Stück frisch ausgeglühte Holzkohle
in eine Flasche
[* 3] voll Luft oder
Kohlensäure, verschließt die Flasche schnell und öffnet sie erst wieder, nachdem man ihren
Hals unter
Quecksilber getaucht hat, so steigt dasselbe in der Flasche empor, ein
Beweis, daß in der
Kohle
eine starke
Verdichtung oder Absorption
des
Gases stattgefunden hat.
Bei dieser
Verdichtung tritt eine Erwärmung ein. Ist die Holzkohle zu sehr feinem Pulver zerrieben, wie es bei der Schießpulverbereitung
nötig ist, so kann die der Luft und infolge davon die Erwärmung der
Masse so weit gehen, daß eine Selbstentzündung
der
Kohle erfolgt. Auf dieser Erwärmung durch Absorption
beruht die Konstruktion des Döbereinerschen Platinfeuerzeugs.
Der Platinschwamm desselben verdichtet den Sauerstoff aus der Luft und den aus dem geöffneten Hahne auf ihn strömenden
Wasserstoff so sehr, daß der Platinschwamm ins
Glühen gerät und den Wasserstoffstrahl entzündet.
Stoffe, die Wasserdämpfe aus der Luft absorbieren, verdichten sie in sich zu Wasser und werden feucht, wie Kochsalz, Pottasche, Chlorcalcium u. s. w. Solche Körper nennt man hygroskopische. (S. Hygroskopicität.) Die der Gase durch starre Körper, die in neuerer Zeit meist Adsorption genannt wird, wurde fast gleichzeitig von Fontana und Scheele um 1777 entdeckt und seitdem besonders von Henry (1803), Berthollet (1803), Dalton (1807), Th. de Saussure (1813), Bunsen (1857) studiert.
Saussure fand als vorzüglichste
Absorbenten die Buchsbaumkohle und den Meerschaum. Ein
Volumen jener
Kohle nahm bei 724
mm Luftdruck
von
Ammoniak 90, von
Chlorwasserstoff
[* 4] 85, von
Kohlensäure 35, Sauerstoff 9,42
Volumen auf; Meerschaum erwies
sich zwar ebenfalls als ein sehr guter, jedoch viel schwächerer
Absorbent als Buchsbaumkohle. Auch die Flüssigkeiten vermögen
Gase zu absorbieren, besonders wenn man sie in einem
Gefäße mit dem
Gase schüttelt. 1 l Wasser vermag, bei
15° C. und 744
mm Barometerstand, 1/50 l
atmosphärische Luft zu absorbieren, von
Kohlensäure 1 l, von schwefliger Säure 43
l und
von Ammoniakgas 727 l. Ist v das
Volumen der Flüssigkeit und absorbiert dieselbe von dem darüberstehenden
Gase A das
Volumen
αv, so heißt α der
Absorptionskoefficient des
Gases Absorption.
Bei doppeltem, dreifachem Druck der Gasatmosphäre
wird immer das gleiche
Volumen, der
Masse nach das doppelte, dreifache an
Gas absorbiert.
Aus einem Gasgemenge wird jeder
Bestandteil so absorbiert, als
ob der andere nicht vorhanden wäre. Die
Absorptionskoefficienten
nehmen bei steigender
Temperatur ab. (Vgl.
Bunsen, Gasometrische Methoden, 2. Aufl. 1877.) Daher kann man
ein von einer Flüssigkeit absorbiertes
Gas durch Erwärmung austreiben. Die organische
Kohle äußert nicht nur gegen
Gase,
sondern auch gegen feste und tropfbare
Färb- und Riechstoffe ihre absorbierende Kraft,
[* 5] weshalb die
Knochenkohle zum Entfärben
des Zuckersaftes, zur Entfuselung des
Alkohols u. s. w. angewendet wird. Infolge der Absorption
haftet
an jedem Körper eine Schicht verdichteter
Gase und
Dämpfe, sog.
Lufthaut.
2) der Lichtstrahlen, s. Farbenlehre und Spektralanalyse. [* 6]
3) der Wärmestrahlen, s. Strahlende Wärme und Diatherman.
In der
Physiologie hat das Wort Absorption
dieselbe Bedeutung wie in der Physik. Man bezeichnet damit die
Aufsaugung von
Gasen und Flüssigkeiten
durch die äußere
Haut
[* 7] und durch die Schleimhäute, sofern es sich nämlich um Flüssigkeiten handelt, die nicht vom Organismus
selbst gebildet, sondern ihm von außen zugeführt werden., (S. Resorption.)