(lat. Abscessus,»Weg-, Fortgang«,
Eiterbeule,
Eitergeschwulst), eine mit
Eiter gefüllte Höhlung innerhalb der
Gewebe
[* 2] des
Körpers. Man unterscheidet
nach Art ihrer Entstehung heiße und kalte,
Kongestions- und metastatische
Abscesse. Der heißeAbsceß entsteht infolge einer intensiven,
aber wenig verbreiteten
Entzündung und zwar in verhältnismäßig kurzer Zeit. Liegt die entzündete
Stelle in der
Nähe der
Haut,
[* 3] so verrät sie sich durch Geschwulst, unter Umständen durch Rötung und Hitzegefühl der
Haut, namentlich
aber durch heftige stechende oder klopfende
Schmerzen.
Man erkennt einen am sichersten daran, daß, wenn man auf die geschwollene
Stelle zwei
Finger
aufsetzt und abwechselnd einen
leichten
Druck damit ausübt, der ruhende
Finger das
Gefühl einer leisen Schwappung oder
Fluktuation wahrnimmt.
Dieses
Gefühl ist bei tief gelegenen
Abscessen neben den
Schmerzen oft das einzige Zeichen wodurch sich der Absceß verrät. Ist
der Absceß klein, und liegt er sehr oberflächlich, so kann man die Öffnung desselben der
Natur überlassen, indem man nur feuchtwarme
Bähungen macht.
Zweckmäßiger ist es, wenn man die Öffnung des
Abscesses auf natürlichem Weg nicht abwartet, sondern
ihn mit dem
Messer
[* 4] eröffnet.
HeißeAbscesse können überall im
Körper vorkommen; es gibt
Gehirn-,
Leber-,
Knochen-, Zellgewebsabscesse
etc. An unzugänglichen
Stellen, wie im
Gehirn
[* 5] und in der
Leber, führen die
Abscesse oft zum
Tod; nur dann,
wenn ihr Wachstum auf einer gewissen
Stufe stehen bleibt, werden sie längere Zeit ertragen und können durch allmähliche
Eindickung und teilweise
Aufsaugung des
Eiters sogar ausheilen.
Kalte oder Lymphabscesse heißen solche, welche infolge einer chronischen
Entzündung, also sehr langsam, entstehen, und bei
denen die entzündlichen
Erscheinungen, namentlich auch dieSchmerzen, sehr wenig ausgesprochen sind oder
selbst ganz fehlen. Die kalten
Abscesse kommen oft in größerer Anzahl bei einem
Menschen vor und erreichen meist nur eine
mäßige
Größe. Sie werden fast nur bei herabgekommenen Individuen infolge von schlechter
Ernährung, Aufenthalt in ungesunden
Räumen,
Skrofulose und
Tuberkulose etc. beobachtet und verlangen, nachdem der
Eiter entleert ist, eine allgemeine
kräftigende Behandlung, Verbesserung der
Ernährung,
Genuß der frischen
Luft etc.
Kongestions- oder Senkungsabscesse sind solche,
deren eiteriger
Inhalt von einem kranken, weiter entfernt von der Eiteransammlung liegenden
Knochen
[* 6] herrührt, so daß der
Eiter nicht auf dem nächsten Weg, sondern auf einer durch den Verlauf von
Sehnen,
Gefäßen,
Muskeln
[* 7] vorgezeichneten
Straße zur Körperoberfläche gelangt. Am häufigsten sind die
Psoasabscesse, welche durch
Knochenfraß der
Wirbel zu entstehen
pflegen.
Auch bei diesen
Abscessen ist die Behandlung des ursächlichen Knochenleidens und des Allgemeinbefindens die Hauptsache. Die
Öffnung derselben darf nur unter Anwendung strengster antiseptischer
Wundbehandlung geschehen. MetastatischeAbscesse
endlich heißen diejenigen, welche bei der sogen.
Pyämie und bei gewissen, meist tödlichen Herzkrankheiten dadurch entstehen,
daß Gewebsteile oder Blutgerinnsel, welche entzündungserregende
Bakterien enthalten, losgerissen und vom Blutstrom in entfernte
Organe,
Milz,
Nieren,
Augen etc., verschleppt werden (vgl.
Embolie).
(lat.), Eiterbeule, Eitergeschwulst, Eiterhöhle (apostema), Ansammlung von Eiter in einem widernatürlich entstandenen
höhlenartigen Raume innerhalb eines Gewebes oder Organs des menschlichen oder tierischen Körpers. Die Bildung des Absceß kommt
so zu stande: die feinsten Blutgefäßchen (Haargefäße) überfüllen sich infolge eines Entzündungsreizes
mit Blut, d. h. die Stelle, an welcher später der Absceß auftritt, entzündet sich, und zwar heftiger (heißer Absceß) oder
in geringem, kaum merklichem Grade (kalter Absceß). Aus diesem sehr langsam fließenden oder ganz stockenden Blute treten nun durch
die Gefäßwände hindurch in das Gewebe des Organs massenhafte weiße Blutkörperchen,
[* 9] die sich dann
als Eiterzellen in den Geweben ansammeln.
Der so gebildete Eiter, welcher anfangs noch zwischen den kleinsten Partikelchen des Gewebes verteilt liegt, löst diese allmählich
auf und fließt endlich in einen mehr oder minder großen Raum, in eine Eiter- oder Absceßhöhle, zusammen.
In demEiter finden sich immer zahlreiche Staphylokokken, Streptokokken und verwandte Bakterien. (S. Eiter und Eiterung.) Sehr
oft bahnt sich der Eiter infolge seiner die Gewebe leicht auflösenden Flüssigkeit einen Weg aus dem Absceß nach der Oberfläche
oder nach einer Höhle des Körpers hin, worauf sich dann die Absceßhöhle schließt.
Nicht selten tritt so der Eiter an einer andern Stelle des Körpers (Kongestions- oder Senkungsabsceß) zu Tage, als wo er gebildet
wurde. Auch kommt es vor, daß, wenn sich der Absceß nicht von selbst oder durch künstliche Eröffnung (mit Hilfe
des Messers, Haarseils, Glüheisens, Ätzmittels) entleert, der eiterige Inhalt desselben allmählich eindickt
und vertrocknet (verkreidet). Die Kennzeichen eines Absceß bestehen in Geschwulstbildung, Rötung und Hitzegefühl der überliegenden
Weichteile, heftigen klopfenden oder stechenden Schmerzen und der Wahrnehmung des sog. Schwappungs- oder Fluktuationsgefühls
mittels der aufgelegten Finger; häufig kommen hierzu noch gewisse Funktionsstörungen des betroffenen Organs und mehr oder
minder heftiges Fieber.
Die kalten oder chronischen Absceß entstehen, im Gegensatz zu den heißen oder akuten, in der Regel sehr langsam,
bieten nur wenig oder gar keine Schmerzen und andere Entzündungserscheinungen dar und kommen fast nur bei herabgekommenen,
schlecht ernährten oder skrofulösen Individuen vor. Bei oberflächlich liegenden (in oder dicht unter
der Haut) besteht die Behandlung zu Anfang, wo wegen der Blutfülle in den Gefäßen und wegen der Festigkeit
[* 10] des geronnenen,
aus dem Blute Ausgeschwitzten noch eine harte, bisweilen gerötete Geschwulst vorhanden ist, in Anwendung von feuchter Wärme
[* 11] (besonders von warmen Breiumschlägen und erweichenden Pflastern), später aber, wenn sich der Eiter gehörig
gebildet hat, in der Entleerung desselben durch Eröffnung mit dem Messer.
Wird die Entfernung des Eiters zu lange verzögert, so kann derselbe nicht nur zu großen Zerstörungen des Organs, sondern
auch zur äußerst gefährlichen Eitervergiftung des Blutes Veranlassung geben. (S. Pyämie.) Die Absceßbildung wird von der
Natur gewöhnlich auch dann eingeleitet, wenn sie fremde, in den Körper eingedrungene Stoffe wieder aus
demselben entfernen will. (S. Fremdkörper.) Über die sog. embolischen oder metastatischen s. Embolie. Dem Absceß ähnlich sind
der Karbunkel (s. d.) und der Furunkel (s. d.).