Absceß
(lat.),
Eiterbeule,
Eitergeschwulst, Eiterhöhle (apostema), Ansammlung von
Eiter in einem widernatürlich entstandenen
höhlenartigen Raume innerhalb eines Gewebes oder Organs des menschlichen oder tierischen Körpers. Die
Bildung des Absceß
kommt
so zu stande: die feinsten Blutgefäßchen
(Haargefäße) überfüllen sich infolge eines
Entzündungsreizes
mit
Blut, d. h. die
Stelle, an welcher später der Absceß
auftritt, entzündet sich, und zwar heftiger (heißer Absceß) oder
in geringem, kaum merklichem
Grade (kalter Absceß
). Aus diesem sehr langsam fließenden oder ganz stockenden
Blute treten nun durch
die Gefäßwände hindurch in das Gewebe
[* 3] des Organs massenhafte weiße
Blutkörperchen,
[* 4] die sich dann
als
Eiterzellen in den Geweben ansammeln.
Der so gebildete
Eiter, welcher anfangs noch zwischen den kleinsten Partikelchen des Gewebes verteilt liegt, löst diese allmählich
auf und fließt endlich in einen mehr oder minder großen Raum, in eine
Eiter- oder Absceß
höhle, zusammen.
In dem
Eiter finden sich immer zahlreiche Staphylokokken,
Streptokokken und verwandte
Bakterien. (S.
Eiter und
Eiterung.) Sehr
oft bahnt sich der
Eiter infolge seiner die Gewebe leicht auflösenden Flüssigkeit einen Weg aus dem Absceß
nach der Oberfläche
oder nach einer
Höhle des Körpers hin, worauf sich dann die Absceß
höhle schließt.
Nicht selten tritt so der
Eiter an einer andern
Stelle des Körpers
(Kongestions- oder Senkungsabsceß
) zu
Tage, als wo er gebildet
wurde. Auch kommt es vor, daß, wenn sich der Absceß
nicht von selbst oder durch künstliche Eröffnung (mit Hilfe
des
Messers,
Haarseils,
Glüheisens,
Ätzmittels) entleert, der eiterige
Inhalt desselben allmählich eindickt
und vertrocknet (verkreidet). Die
Kennzeichen eines Absceß
bestehen in Geschwulstbildung, Rötung und Hitzegefühl der überliegenden
Weichteile, heftigen klopfenden oder stechenden
Schmerzen und der Wahrnehmung des sog. Schwappungs- oder Fluktuationsgefühls
mittels der aufgelegten Finger; häufig kommen hierzu noch gewisse Funktionsstörungen des betroffenen Organs und mehr oder
minder heftiges
Fieber.
Die kalten oder chronischen Absceß
entstehen, im Gegensatz zu den heißen oder akuten, in der Regel sehr langsam,
bieten nur wenig oder gar keine
Schmerzen und andere Entzündungserscheinungen dar und kommen fast nur bei herabgekommenen,
schlecht ernährten oder skrofulösen Individuen vor. Bei oberflächlich liegenden (in oder dicht unter
der
Haut)
[* 5] besteht die Behandlung zu Anfang, wo wegen der Blutfülle in den
Gefäßen und wegen der Festigkeit
[* 6] des geronnenen,
aus dem
Blute Ausgeschwitzten noch eine harte, bisweilen gerötete
Geschwulst vorhanden ist, in Anwendung von feuchter Wärme
[* 7] (besonders von warmen
Breiumschlägen und erweichenden Pflastern), später aber, wenn sich der
Eiter gehörig
gebildet hat, in der Entleerung desselben durch Eröffnung mit dem
Messer.
[* 8]
Wird die Entfernung des
Eiters zu lange verzögert, so kann derselbe nicht nur zu großen Zerstörungen des Organs, sondern
auch zur äußerst gefährlichen
Eitervergiftung des
Blutes Veranlassung geben. (S. Pyämie.) Die Absceß
bildung wird von der
Natur gewöhnlich auch dann eingeleitet, wenn sie fremde, in den Körper eingedrungene
Stoffe wieder aus
demselben entfernen will. (S.
Fremdkörper.)
Über die sog. embolischen oder metastatischen s.
Embolie. Dem Absceß
ähnlich sind
der
Karbunkel (s. d.) und der
Furunkel (s. d.).