Abongo,
Volksstamm, s. Französisch-Kongo.
4 Wörter, 43 Zeichen
Volksstamm, s. Französisch-Kongo.
(Congo français), franz. Kolonie an der afrik. Westküste, entstanden aus den franz. Besitzungen am Gabunfluß, deshalb früher auch Gabonie oder France équatoriale genannt, grenzt im W. an den Atlantischen Ocean, im N. an die deutsche Kolonie Kamerun bis zum 15.° östl. L., im O. und S. den Mobangi und Kongo abwärts bis Manjanga an den Kongostaat und bei Massabi an der atlantischen Küste an die portug. Kolonie Kabinda. Der Umfang wird auf 600000 qkm und die Einwohnerzahl auf 3–7 Mill. geschätzt. (S. Karte: Äquatorial-Afrika, Bd. 1, S. 190.) Die einförmige Küstenlinie unterbrechen die Baien von Ejo oder Benito, von Corisco mit Kap San Juan, eine span. Enklave, die breite Mündung des Gabun, die Nazareth- und die Lopezbai mit Kap Lopez.
Südlich von diesem befinden sich langgestreckte seeartige Lagunen. Ziemlich nahe und parallel der Küste laufen terrassenartige Hügelketten, die sich zu einem durchschnittlich 1000 m hohen Gebirgszug erheben, zu den Batta, Siete Serras (Sieben Berge), Serra de Cristal, südlich vom Ogowe zu dem Igumbi Ndele (1097 m), zu den Bergen im Quellgebiet und Mittellauf des Kuilu und zu der zwischen diesem, dem Ogowe und Kongo gelegenen Hochebene (375–450 m) mit 580–760 m hohen Gipfeln.
Der Granitschiefer der Gebirge verwandelt sich in den Thalsohlen und an den Niederungen der Westabhänge zu Laterit; Jurakalk bedeckt den Küstenstrich. Den Sandstrecken am Meere folgen landeinwärts hochaufschießende Savannen und massige Wälder. Auf der Hochfläche, zwischen Ogowe, Kuilu und Kongo, sieht man nur eintöniges Grasland mit vereinzeltem Buschwerk. Außer den bedeutenden Flüssen Gabun, Ogowe und Kuilu (s. d.) fließt zum Meere der Njanga; zum Kongo gehen: der Sanga, der Likuala (Licona), die Alima (s. d.) und der Lefini.
Der Ogowe und Kuilu können als ununterbrochene Wasserstraßen wegen vorhandener Stromschnellen nicht benutzt werden, ebensowenig die übrigen kleinern; schiffbar dagegen sind der Gabun, doch nur auf eine kurze Strecke, die Alima, von Leketi abwärts, und der Sanga. – Das Klima ist wegen vorherrschender Feuchtigkeit sehr ungesund. Die Regenzeiten dauern von Februar bis Mai und von September bis Januar. Die Mitteltemperatur beträgt am Gabun 25–26°C., die wärmste (im März und April) 26–34° C., die kühlste (im Juli und August) 23–30° C. Die Vegetation, stellenweise tropisch üppig, liefert dem Handel keine nennenswerten Produkte, denn die spärlichen Kokospalmen und Kautschuklianen kommen bei dem Überwiegen von Drachenbäumen und Palmenarten von geringerm Wert nicht in Betracht; Bananen, Mais, Hirse und Maniok gedeihen überall; an der obern Alima wird etwas Zuckerrohr und Tabak gebaut. Die Fauna beschränkt sich auf wenige Arten: auf Leoparden, Büffel, Wildschweine, Krokodile und Flußpferde;
Gorilla und Schimpanse besitzen am Ogowe ihre eigentliche Heimat.
Den wichtigsten Teil der Bevölkerung in der Westhälfte bilden die Fân (s. d.); die Mpongwe (Pongo) und die Bakalai nehmen an Volkszahl infolge von innern Kriegen, Gebrauch von
Abortivmitteln und Rauchen von Hanf (Liamba) ersichtlich ab. Die Mpongwe von Gabun besitzen eine äußerst klangreiche, allen Begriffen sich anschmiegende, logisch korrekte Sprache; sie sind teils Heiden, teils Christen, und sehr faul. Rühriger sind die südlich und an den Ufern des Ogowe wohnenden Bakalai; sie treiben Schiffahrt und kleinen Handel. Von geringer Bedeutung für die Kolonisation erscheint wegen seiner Unthätigkeit und Bedürfnislosigkeit das Mischvolk der Balumbo zwischen dem Njanga und Kuilu.
Unter den Bewohnern an der Abdachung zum Kongo sind die Bateke wichtig. Trotz ihrer ungemeinen Magerkeit und ihrer dürftigen, oft nur aus Heuschrecken und Raupen bestehenden Ernährung übernehmen sie als Träger den Warenverkehr zwischen dem obern Ogowe und der Alima, ziehen selbst als Händler in großen Karawanen nach Okanga im W. oder nach Majombe im S., und treiben Ackerbau, auch jenseit des Kongo an den Ufern des Kwa. Die Ubangi oder Bapsuru, am Unterlauf der Alima und des Likuala, ein schön gebauter, schiffahrtskundiger und im Handelsverkehr schlauer Bantu-Stamm, drängen immer weiter nach S.; sie lieben das Zusammenwohnen in Dörfern von 2000 bis 3000 E. Abgesehen von den wilden Abossi an der Alima sind die auf der östl. Hochfläche herumstreifenden Abongo (Obongo, Opongo, Aschango) wegen ihrer gelblichen Färbung und zwergartigen Erscheinung (1,32–1,53 m) ethnographisch interessant.
Furchtsam und scheu leben sie, versteckt in den Wäldern, von der Jagd. Die Franzosen haben in dieser ihrer jüngsten Kolonie eine große Anzahl von Stationen errichtet, die bis jetzt weniger den Handel oder die Kultivierung des Bodens als vielmehr die geogr. Forschung gefördert haben. Die wichtigsten sind: am Gabun Libreville (s. d.);
am Ogowe: Ndschole, Bouë, Madiville und Franceville (s. d.);
am Kuilu: Rudolfstadt, Stephanieville und Buansa (Philippeville);
an der Alima: Dielé, Leketi und Alima-Post: am Kongo: Brazzaville (s. d.) am Stanley-Pool;
am Sanga Woso, am Ubangi Bangui und am Kemo Wadda;
an der Küste: Majumba und Loango.
Geschichte. Die Küste vom Gabun bis zum Kongo wurde 1470 von den Portugiesen entdeckt und auch an einzelnen Punkten besiedelt, diente aber bis zum Ende des18. Jahrh. wesentlich nur zum Sklavenexport. Erst 1842 gründeten die Franzosen eine Handelsniederlassung am Gabun, die sie 1844 bis nördlich und südlich des Flußdeltas erweiterten. Kap Lopez und der untere Ogowe kamen 1862 unter ihre Herrschaft und etwas später der Mittellauf dieses Flusses. Als Stanley 1877 den Kongo als freie Wasserstraße vom Stanley-Pool bis tief in das Innere entdeckt hatte, faßte S. de Brazza (s. d.) den Gedanken, mittels des Ogowe eine bequeme Verbindung vom Stanley-Pool nach dem Meere herzustellen; aber seine Bemühungen wurden in merkantiler Beziehung nicht mit dem erwarteten Erfolge gekrönt. Der große Karawanenverkehr beharrte an den Ufern des Kongo vom Stanley-Pool bis an die Mündung. Brazza wurde von 1885 an in der Erschließung des Landes, in der Gründung neuer Stationen und in dem Abschluß von Verträgen unterstützt von Chavannes, Possel, Bailley, Fourneau, Cordier, Dolisie, Mizon, Rouvier und Giacomo de Brazza. Bei der internationalen Konferenz in Berlin (Febr. 1885) wurde Französisch-K. von allen Mächten anerkannt.
Mit dem Beginn der neunziger Jahre trat eine neue Tendenz in den franz. Unternehmungen am Kongo auf: die Franzosen suchten vom Stanley-Pool und vom mittlern Ubangi aus in den Besitz des Hinterlandes von Kamerun zu gelangen und einen Handelsverkehr mit Adamaua und Bornu anzubahnen. Fourneau, Gaillard und S. de Brazza drangen 1891/92 den Sanga aufwärts vor, wo letzterer bei der Insel Comasa (3° 40' nördl. Br.) mit Mizon am zusammentraf, welcher von Jola aus (in Adamaua) die Wasserscheide zwischen Binuë und Kongo glücklich überschritten hatte.
Von Mossua am Ubangi war Jan. 1891 Crampel aufgebrochen; er kam bis zu den Zuflüssen zum Schari, wurde aber bei El kuti (zwischen 8° und 9° nördl. Br.) im April 1891 ermordet. Dybowski suchte 1892 sein Unternehmen fortzusetzen, mußte sich aber mit der Ausdehnung und Befestigung der franz. Herrschaft bis Mpoko (7° nördl. Br.) begnügen. Nach Dybowski unternahm Maistre von der Station Wadda am obern Kemo (6° nördl. Br.) im Juli 1892 einen neuen Vorstoß nach Norden; er durchquerte vollkommen unerforschtes Land bis Bagirmi und Adamaua und überschritt den Oberlauf des Logone.
Auf diese glücklichen Unternehmungen gestützt, gelang es Frankreich in dem Abkommen mit Deutschland vom sich das östl. Ufer des Schari und den Zugang zum Tsadsee zu sichern. –
Vgl. Du Chaillu, A journey to Ashango Land (Lond. 1867);
Compiègne, L’Afrique équatoriale (Par. 1875);
Marche, Trois voyages dans l’Afrique occidentale (ebd. 1879);
Dutreuil de Rhins; Le Congo français (ebd. 1885).
Karten: Rouvier, Reconnaisance du Congo français, 18 Blatt (Par. 1887).