Die Abmagerung ist demnach unter Umständen, sofern
sie fettleibige
Personen betrifft, deren Fettpolster dick, deren
Leber angeschwollen und deren
Herzthätigkeit durch Fettablagerung
beengt ist, ein günstiger Vorgang, der sogar
Zweck eines Heilverfahrens
(Bantingkur,
Brunnenkur in
Marienbad)
sein kann.
Anderweitig ist die Abmagerung als krankhafter Vorgang, als
Ausdruck einer Ernährungsstörung anzusehen;
die Abnahme des Körpers oder eines Körperteils an Fett. Da das Fett
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hauptsächlich in dem unter der äußern Haut
[* 3] gelegenen sog. Unterhautzellgewebe angehäuft ist, so verrät sich sein Schwinden
sehr bald auch äußerlich. Das Fett ist von allen tierischen Geweben dasjenige, welches am leichtesten schwindet, sobald
durch Entbehrungen oder Krankheiten die Ernährung herabsinkt, oder der Körper durch chronische Eiterungen, Fieber, außergewöhnliche
körperliche Anstrengungen, rasches Wachstum, geschlechtliche Ausschweifungen, anhaltende Schmerzen und
Schlaflosigkeit übermäßige Stoffverluste erlitten hat.
Dabei zeigt sich die Eigentümlichkeit, daß das Fett an verschiedenen Körperstellen eine sehr verschiedene Disposition zum
Schwinden hat, so daß die allgemeine Abmagerung stets eine ungleichmäßige ist. Gewisse Teile, z. B. die Augenhöhlen, die Nierenkapsel,
das Gesäß, werden selbst bei der höchsten Abmagerung nicht fettlos. Bei der Abmagerung lebt
der Leib auf seine eigenen Kosten, erhält seinen Stoffwechsel, statt allein durch äußere Zufuhr, auch durch innern Verbrauch.
Tiere, welche einen Winterschlaf haben, sind bei Beginn desselben sehr fett, am Ende mager; sie lebten, d. h.
sie atmeten und erzeugten die zur Erhaltung nötige Wärme
[* 4] nur durch Verbrauch des aufgespeicherten Fettes.
Die Behandlung der Abmagerung muß sich natürlich nach der Ursache derselben richten und zunächst, wenn irgend möglich, die zu
Grunde liegenden Krankheitszustände beseitigen, worauf man die erlittenen Stoffverluste durch kräftig nährende und
leicht verdauliche Kost, namentlich aber durch Milch, Eier,
[* 5] Fleischspeisen und gutes Bier, sowie auch durch
Aufenthalt in guter Luft und hinreichende körperliche und geistige Ruhe zu ersetzen sucht. (S. Mitchellsche Kur.)