von J.
Grimm erfundener
Ausdruck zur Bezeichnung des regelmäßigen Vokalwechsels, der namentlich
in der Stammsilbe der starken oder ablautenden Verba der deutschen
Sprache
[* 2] stattfindet, um die Verschiedenheit des
Tempus oder
Modus auszudrücken, z. B. helfen, hilf, half, geholfen; binden, band, gebunden; lasse,
ließ, gelassen etc. Auch auf die
Bildung der
Substantive erstrecken sich diese Ablautreihen, z. B.
Hilfe,
Band,
[* 3] Gelaß.
AnalogeErscheinungen zeigen sich auch in allen verwandten
Sprachen, z. B. im griechischen feugo, »ich
fliehe«, efügon, »ich floh«, pefeuga, »ich
bin geflohen«; im lateinischen frango, »ich breche«, fregi, »ich
habe gebrochen«. Das
Sanskrit stellt den deutschen Ablautreihen seine »Steigerungsreihen«
gegenüber, bei denen mit großer Regelmäßigkeit zwischen Grundvokal, erster
Steigerung (Guna der indischen
Grammatiker)
und zweiter
Steigerung (Vriddhi) unterschieden wird.
Analog ist in den semitischen
Sprachen der
Wechsel der
Wurzelvokale zur Bezeichnung des
Tempus.
in der deutschen Grammatik der regelmäßige Vokalwechsel der Wurzelsilbe, namentlich in der Konjugation. Die
Zusammenstellung der möglichen Vokalveränderungen einer bestimmten Wurzelsilbe heißt die Ablautsreihe,
die zwei- bis viergliedrig sein kann; man erhält sie, wenn man von einem ablautendenVerbum zusammenstellt: Präsens 1. Pers.
Sing., Perfektum (Imperfektum) 1. Pers. Sing., Perfektum (Imperfektum) 1. Pers. Plur., Participium Passivi, z. B. im Gotischen nima
(ich nehme), nam (ich nahm), nēmum (wir nahmen), numans (genommen), oder binda (ich binde), band (ich
band), bundum (wir banden), bundans (gebunden) u. s. w. Im Neuhochdeutschen sind die Ablautsreihen
häufig durch Ausgleichung der verschiedenen Formen gestört, wie z. B. ich band, wir banden
(im Gotischen band, bundum). In neuerer Zeit wird oft auch in der Grammatik der andern indogerman. Sprachen der Ausdruck in gleichem
oder ähnlichem Sinne angewendet, z. B. zur Bezeichnung des Vokalwechsels der Wurzelsilbe im griech.
Präsens λείπω leipō, Perfekt λέλοιπα lé-loipa, Aorist ἔλιπον é-lipon. (S. Vokalsteigerung.)