* (lat., »Wegnahme«),
im weitern Sinn das Fortschaffen fester, durch die Verwitterung gelockerter Materialien
durch die Kraft des Wassers in festem oder flüssigem Aggregatzustand, durch den Wind oder die Schwerkraft allein. Bei dieser
Begriffsbestimmung ist Ablation gleichbedeutend mit Denudation (s. d., Bd.
17). Gewöhnlich versteht man unter Ablation die Abschmelzung von Eis und Schnee an der Oberfläche der Gletscher. Die einzelnen Faktoren
der Ablation sind die direkte Sonnenstrahlung und Reflexion derselben von den Thalgehängen, der Regen und die
Luft durch Wärme und Feuchtigkeit.
Besonders der letztgenannte Faktor ist ein wesentliches Agens der Abschmelzung infolge der Kondensation des Wasserdampfes auf
der Gletscherfläche. Diese Faktoren unterliegen mannigfachen Schwankungen in ihrer Wirkung und haben eine tägliche und jährliche
Periode; demnach zeigt auch die Ablation Veränderungen nach den meteorologischen Zuständen, den Jahreszeiten, Jahrgängen und lokalen
Bedingungen (Exposition und Klima). Als mittlern Betrag der jährlichen Ablation nimmt man in der Firnmulde 1 m, in den mittlern Gletscherhöhen
2-2,5 m, für die Gletscherzunge 3-3,5 m an. Felsschutt und große Felsblöcke schützen die unter ihnen
befindlichen Gletscherpartien gegen Ablation,
mehr
kleinere Fremdkörper, Sand- und Erdteilchen, dagegen schmelzen ins Eis hinein und befördern die Abschmelzung. Im Sommer ist
die Abnahme des Gletschervolumens durch Ablation größer als die Zufuhr von neuem Eis aus den höhern Teilen, im Winter ist das
Verhältnis ein umgekehrtes trotz der langsamern Bewegung des Gletschers.
(lat.). Abwaschung, in der Geographie die Erniedrigung der Erdoberfläche durch stoffablösende Wirkung des
Wassers und der Luft, besonders aber das Abschmelzen der Gletscher. Ursache ist im letztern Falle namentlich
die Sonnenstrahlung und die Verdunstung. Außerdem wirken die Wärme und die Feuchtigkeit der Luft, besonders der Regen, der
auch in den Gletscherregionen der Alpen nicht selten fällt, sodann das Schmelzwasser und die Bodenwärme. Die Ablation wird gehemmt
durch die auf dem Eise liegenden Fremdkörper, die Moränen, welche die Eisunterlage schützen, während
die schuttfreien Umgebungen rasch einsinken.
Thalwärts steigt daher auch aus diesem Grunde die Höhe der Moränen. So besteht die Mittelmoräne des Aargletschers anfangs
aus einem nur einige Meter, dann aber 20, 30, ja 50‒60 m hohen, mit gleichmäßiger Schuttschicht bedeckten Eiswall. Ablation rings
um vereinzelt liegende, schützende Felsblöcke erzeugt die Gletschertische (s. Gletscher). Als einen Komplex zahlreicher verwachsener
Gletschertischpfeiler kann man den Eiswall unter einer Moräne auffassen.
Wie aber dicke Schuttschichten die Ablation verzögern, befördert dieselbe feinverteilter Schutt, der in Gestalt
von Schlamm, Sand und Steinchen sogar im Eise selbst eingeschlossen liegt und infolge seiner Wärme absorbierenden
Beschaffenheit die Ablation unterstützt. Der Grad der Ablation verändert sich
bis zu vollständigem Aufhören nach den Tages- und Jahreszeiten,
nach der Witterung, und zeigt große Unterschiede je nach den Verhältnissen. Als mittlern Betrag der jährlichen Ablation rechnet
man in der Firnmulde 1 m, in den mittlern Gletscherhöhen 2‒2,5 m, für die Gletscherzunge 3‒3,5 m.
Während des Sommers übersteigt die Ablation fast überall die Eisneubildung.
In der Chirurgie heißt Ablation die Wegnahme eines Körperteils von einem andern, mit dem er vereinigt war. In neuerer
Zeit gebraucht man Ablation gleichbedeutend mit Amputation (s. d.) und Exstirpation (s. d.),
während man früher zwischen diesen Ausdrücken noch Unterschiede machte.