Abkürzungen.
Abkürzungen oder Abbreviaturen sind von jeher bei allen Völkern beim Schreiben angewendet worden. Man kann Sätze, Worte und Buchstaben abkürzen. Die Satzkürzungen, meist in Weglassung unwesentlicher, leicht zu ergänzender Satzglieder (Hilfszeitwort, Artikel u. s. w.) bestehend, werden namentlich in Telegrammen angewendet. Die Wortkürzungen bestehen teils in Zusammenziehung einzelner Buchstaben und Silben oder Weglassung größerer Wortteile und selbst der ganzen Wortkörper mit Ausnahme der Anfangsbuchstaben, teils in bestimmten Zeichen (Siglen), die an die Stelle der Wörter treten.
Ein Wort kann entweder in der Mitte, so z. B. in der griech. Majuskelschrift, oder am Ende, so z. B. in der griech. Minuskel, abgekürzt werden. Die griech. Handschriften enthalten eine Menge solcher Zeichen. Die ältern griech. und lat. Grammatiker gaben darum Verzeichnisse der gebräuchlichsten Abkürzungen; aber mit dem Inhalt ändern sich auch die vielgebrauchten in einer theol. Handschrift werden andere angewendet als in einer medizinischen. Am weitesten geht die griech. Tachygraphie, die sogar die Buchstaben abkürzt und nur das Charakteristische derselben übrigläßt.
Die Römer beschränkten sich in alter Zeit auf der Worte, von denen nur die Anfangsbuchstaben übrigblieben, z. B. S(enatus) P(opulus) Q(ue) R(omanorum). Reste dieses Systems finden sich noch in den der Vornamen und in jurist. Formeln der Gesetzesinschriften, wo manchmal 18-20 zusammenhängende Worte nur durch Anfangsbuchstaben wiedergegeben werden. Später erfanden die Römer eine Art von Stenographie: die Tironischen Noten. Diese kamen mit der lat. Sprache auch in das Mittelalter herüber. Verzeichnisse der in mittelalterlichen Handschriften und Urkunden gewöhnlichen und die Regeln ihrer Erklärung findet man in den Handbüchern der Paläographie und Diplomatik (s. d.). Zu den Abkürzungen im weitern Sinne gehört auch das Monogramm (s. d.). - Die anfangs auch in den Drucken fortgeführten feststehenden der Handschriften sind allmählich fast ganz außer Gebrauch gekommen; die heutzutage noch vorkommenden s. unter den betreffenden Buchstaben als besondere Artikel.