Abguß
,
die Nachbildung eines körperlichen Gegenstandes in einer weichen, später erstarrenden
Masse; so ist jedes
Erzeugnis der Metallgießerei ein Abguß
des gebrauchten Modells. In engerer Bedeutung wird das Wort Abguß auf
Gegenstände der
Bildnerei (s. d.) angewendet. Solche Abguß
fertigt man meistenteils
aus
Gips,
[* 2] wenn sie klein sind auch aus Schwefel, Siegellack,
Wachs, Papiermasse u. a. Die Formen für den
Gipsguß bestehen meist selbst wieder aus
Gips, der über das Original gegossen wird, öfters aus Leim, Schwefel, Guttapercha.
Zum
Abgießen von Hochreliefs oder ganzen
[* 1]
Figuren sind Formen aus mehrern
Stücken erforderlich. Da diese niemals dicht aneinanderschließen,
entstehen auf dem Abguß
erhöhte Linien (sog. Gußnähte), die man
gewöhnlich wegschabt, bei
Statuen oft auch stehen läßt.
Gipsabgüsse erhalten durch Tränken mit Paraffin
[* 3] oder
Stearin ein
marmorähnliches Ansehen (sog. Elfenbeinmasse, s.
Enkaustieren); auch lassen sie sich durch
Musivgold (s. d.) oder
Bronzefarben
(s. d.) bronzieren, durch Einreiben von Graphitpulver oder Antimonschwarz eisenartig
grau oder sonst verschieden färben.
Doch beeinträchtigen derartige Zubereitungen die Reinheit und
Schärfe der Züge von wirklichen Kunstwerken. Die Eigenschaft
des
Gipses, gleichmäßig zu schwinden, wenn man ihn nach dem Erstarren in starken
Spiritus
[* 4] bringt, benutzt man, um Abguß
zu verkleinern.
Man läßt einen ersten Abguß
nach dem Erstarren 24
Stunden in
Spiritus liegen, macht hiervon einen zweiten,
dritten der jedesmal im
Spiritus eine Verkleinerung erfährt, bis man die gewünschte
Größe erzielt hat.
In der Neuzeit ist die Gipsformerei zu Bedeutung gekommen, indem sie für die zahlreich neu eröffneten Fach- und Zeichenschulen das Studienmaterial liefert, andererseits Sammlungen von Gipsabgüssen angelegt werden, um die Geschichte der Plastik zu veranschaulichen. Ein großartiges Beispiel dieser Art ist das Museum im Trocadero (s. d.) zu Paris; [* 5] weitere große Sammlungen befinden sich u. a. in Berlin, [* 6] Dresden [* 7] (Albertinum), Nürnberg [* 8] (Germanisches Museum). (S. Abdruck und Galvanoplastik.) [* 9]