Abgar,
Name von 29 Herrschern des Osrhoenischen Reichs zu Edessa (s. d.), welches 137 v. Chr. gegründet und 216 n. Chr. unter Caracalla vernichtet wurde. Am bekanntesten ist der 15. Abgar, mit dem Beinamen Ukkama, d. i. der Schwarze (13-50 n. Chr.), durch seinen angeblichen Briefwechsel mit Christus, den im Anfange des 4. Jahrh. Eusebius von Cäsarea auf Grund syr. Aktenstücke aus dem Edessenischen Archiv in griech. Übersetzung mitteilt. In vielfach erweiterter Form findet sich die Erzählung in der syr. Schrift «Doctrina Addai» (mit engl. Übersetzung hg. von George Phillips, Lond. 1876) und in mehrern griech. Bearbeitungen. Nach Eusebius bittet in schwerer Krankheit Jesum um Hilfe und bietet ihm zugleich seine Residenz als Zufluchtsort an. Jesus lehnt ab, weil seine göttliche Sendung ihn an Jerusalem binde, verspricht aber, nach seiner Himmelfahrt einen seiner Jünger zu senden, der des Königs Krankheit heilen werde. Nach der Himmelfahrt habe der Apostel Thomas den Thaddäus nach Edessa gesandt; derselbe habe Abgar geheilt und in
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Edessa mit Erfolg das Evangelium verkündet. Jener Briefwechsel und dieser Bericht sind lange für echt gehalten, jetzt aber ist diese Ansicht fast allgemein aufgegeben. Auch ein Bild Christi, das dieser an Abgar gesendet haben soll, wird schon frühzeitig öfter, besonders im Bilderstreite erwähnt (s. Christusbilder). Die danach gemalten Bildnisse Christi (Abgarusbilder), welche der morgenländ. Kirche seit dem 4. Jahrh. angehören, haben einen starren, schmerzvollen Ausdruck und einen düstern Charakter. -
Vgl. Lipsius, Die Edessenische Abgar-Sage (Braunschw. 1880; Matthes, Die Edessenische Abgar-Sage auf ihre Fortbildung untersucht (Lpz. 1882);
Tixeront, Ls origines de l'église d'Edesse et la légende d'A. (Par. 1888).