Abführen
,
das Arbeiten eines Jagdhunds nach beendeter Stubendressur, um denselben zur Jagd auf dem Feld oder im Wald selbst weiter abzurichten;
s. Hund.
Abführen
470 Wörter, 3'788 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Abführen,
das Arbeiten eines Jagdhunds nach beendeter Stubendressur, um denselben zur Jagd auf dem Feld oder im Wald selbst weiter abzurichten;
s. Hund.
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Abführen
a) Von einer nützlichen Sache ableiten und verführen, Sprw. 19, 27.
b) die Bahn zu etwas abgeben, Matth. 7,13.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Abführen,
in der Heilkunde die Hervorrufung reichlicherer, oft auch wässerigerer Stuhlgänge, die vermehrte Darmausleerung. Die arzneilichen Mittel dazu, die Abführmittel (Purgantia, Cathartica, Purganzen), teilt man in laxierende und drastische. Die laxierenden Abführmittel (Laxantia, d. h. erschlaffende Mittel) machen die Därme schlüpfrig, den Darminhalt dünn, aber bei längerm Gebrauch auch die Darmmuskeln schlaff und träge. Dahin gehören: die fetten Öle, [* 3] besonders Ricinusöl: die zuckerartigen Substanzen, besonders Manna, Honig, Trauben;
die Pflanzensäuren, besonders Tamarinden, Pflaumenmus, säuerliche Obstarten, Sauerkraut;
die sog. Mittelsalze, wie ¶
Glaubersalz (schwefelsaures Natron), Bittersalz (schwefelsaure Magnesia), Cremor Tartari, Seignettesalz und die vielen abführenden
künstlichen und natürlichen Mineralwässer. Die drastischen oder scharfen Purgiermittel (Drastica, d. h.
wirksame Mittel) reizen die Nerven
[* 5] der Darmmuskelwände durch eigentümliche scharfe Stoffe, welche sie enthalten, zu kräftigen,
den Darminhalt fort- und hinaustreibenden Zusammenziehungen, können aber auch leicht Unterleibsentzündungen
oder Mutterblutungen, Abortus u. dgl. hervorrufen.
Dahin gehören Aloe, Jalape, Scammonium, Gummigutti, Koloquinten, Krotonöl, Podophyllin u. a. Sie werden von den Ärzten deshalb fast nur in besonders hartnäckigen und dringlichen Fällen angewendet. Wo es sich um einfache Entleerung des vorhandenen Darmkots handelt, benutzt man öfters eine Klasse milderer Drastica (Eccoprotica), d. h. kotausleerende Mittel), besonders die Sennesblätter und ihre Präparate (Laxierthee, St. Germainthee, Wienertränkchen, Sennalatwerge, Brustpulver u. a.), den Rhabarber und seine Präparate (Kinderpulver, wässerige oder weinige Rhabarbertinktur, Rhabarbersaft), den Kreuzdornsaft, den Aufguß der Faulbaumrinde, die Schwefelblumen.
Die Laien aber bedienen sich zu diesem Zwecke oft zu ihrem großen Schaden starker drastischer, vorzugsweise
aloehaltiger Geheimmittel, z.B. der Morrisonschen Pillen, der Schweizerpillen, der Salzunger Tropfen, der Augsburger Lebensessenz
u. dgl. Die abführende
, reichlich laxierende Heilmethode war unter den Ärzten im 18. Jahrh. eine Zeit lang sehr in Aufnahme
(die sog. gastrische Schule), während sich die neuere Medizin derselben weit seltener, meistens nur da
bedient, wo wirklich auszuleerende Stoffe im Darmkanal oder seinen Anhängen nachweisbar sind, oder bei Entzündungen gewisser
lebenswichtiger Organe (Herz, Lungen, Leber, Hirn) eine Ableitung des Blutes von den entzündeten Organen beabsichtigt wird.
Die Hydropathen ersetzen die Abführmittel durch kalte Klystiere, kalte Umschläge auf den Leib und reichliches Kaltwassertrinken.
Die Heilgymnastiker bewirken Stuhlentleerungen durch Knetungen und Massage des Bauchs und durch solche Turnübungen,
welche die Bauchmuskeln stärken. In sehr vielen Fällen reichen einfache diätetische Mittel zur Stuhlbeförderung aus, z. B.
Klystiere, Stuhlzäpfchen, der Genuß von ein paar Löffeln guten Öls,
[* 6] von Butter im Kaffee, warmer oder kalter Kuhmilch, Buttermilch,
Zuckerwasser, Kompotten, Limonaden oder Brausewässern: letztere Mittel besonders bei nüchternem Magen.
[* 7] Überhaupt gilt für Laien durchaus die Regel, nur im Notfalle zu abführenden
Arzneien zu greifen und sich womöglich mit
den angeführten diätetischen Mitteln zu helfen; wenn diese keinen Erfolg haben, sind kalte Klystiere, wenn nötig täglich,
anzuwenden. (S. Stuhlverstopfung.)