Abessinien.
Die
Freundschaft zwischen dem »König der
Könige« von Abessinien
, Menelik, und
Italien,
[* 2] scheint
sich bis in die jüngste Zeit bewährt zu haben.
In dem vom
Grafen Pietro
Antonelli im Kriegslager von Udschali abgeschlossenen
Vertrag war bestimmt worden, daß eine von Arafali (an der Annesleybai) ausgehende
Linie die
Grenze zwischen
dem italienischen und abessinischen Gebiet bilden solle und zwar so, daß
Halai, Saganeiti und
Asmara bei
Italien verblieben,
während vom
Dorfe
Joannes aus die
Grenze nach W. verlaufen solle.
Doch sollte das Kloster Debra Bizon im Besitz der abessinischen Regierung belassen werden. Ferner wurde bestimmt, daß beiderseits ein Grenzzoll von nicht über 8 Proz. erhoben werden dürfe, daß der Sklavenhandel verboten und die Einfuhr von Waffen [* 3] und Munition nur auf Rechnung der abessinischen Regierung stattfinden könne. Endlich verpflichtet sich der König der Könige, Verhandlungen mit andern Mächten nur durch die Vermittelung der italienischen Regierung zu führen und Bürgern andrer Staaten keine Rechte zuzugestehen, die nicht gleichzeitig auch den Italienern zu gute kommen sollten. Am wurden Gesandte Meneliks vom König von Italien mit großen Ehren empfangen und ein Zusatzvertrag 1. Okt. in Neapel [* 4] unterzeichnet, welcher den frühern Vertrag bestätigt und erweitert.
Italien erkennt Menelik als
Kaiser von Abessinien
an; Menelik bestätigt
Italien im
Besitz seiner
Kolonien am
Roten
Meere, deren
Grenzen
[* 5] genauer festgesetzt werden; Abessinien
kann in
Italien eigne
Münzen
[* 6] schlagen lassen, und es wird ihm unter
Garantie
der italienischen
Regierung eine
Anleihe von 4 Mill. Lire bewilligt.
Indes scheint es an der
Grenze im N. doch
zu Reibereien mit
Ras Mangascha und
Ras Meschascha von
Tigre gekommen zu sein, aber in einem
Briefe, welchen der italienische
Gouverneur von
Massaua
[* 7] erhielt, spricht Menelik die
Hoffnung aus, daß die
Freundschaft zwischen
Italien und von Bestand
sein möge. Abessinien
ist demnach italienisches
Schutzgebiet, aber die Dauer dieses Verhältnisses hängt ganz
und gar von Umständen ab.