Titel
Aberdeen
[* 1] (spr. äbberdihn).
1)
Grafschaft im nördl.
Schottland, springt mit dem
Kap Kinnaird in die Nordsee vor, hat 5101 qkm, (1891) 281 331 E. und umfaßt
die sechs Distrikte von Marr, Formartine,
Buchan, Alford, Garisch und Strathbogie. Die wichtigsten
Städte
sind Aberdeen
, Peterhead, Fraserburgh, Huntly, Inverurie. Am
Dee liegt
Balmoral Castle (s. d.). Die
Küsten sind meist steil und felsig,
wenig eingeschnitten. Zwei Drittel der
Grafschaft sind
Gebirge, Hügel,
Moore und Einöden. Die Küstengegenden sind die niedrigsten;
der höchste
Teil ist im
SW., von den Nordostverzweigungen des
Grampiangebirges bedeckt.
Hier erheben sich Ben Muichdbui (Macdui, 1309 m), Cairntoul (1273 m) und Cairngorm (1227 m). Hauptflüsse sind der Don (mit dem Urie) und Dee (beide mit berühmten Lachsfischereien), sowie Deveron, Ugie und Ythan, in dem Perlenfischerei betrieben wird. Die Bodenkultur ist in gutem Zustand; viel Mastvieh wird ausgeführt nach England. Die Bewohner treiben auch Bergbau [* 2] (Granit, Schiefer, Mühlsteine), [* 3] Fischerei [* 4] und beträchtlichen Handel; ferner besteht Fabrikation von Baumwoll- und Leinenzeugen, Seiden- und Strumpfwaren. Die Berge von Braemar enthalten farbige Krystalle, sog. Cairngorms, auch Topase. - 2) Hauptstadt der Grafschaft und von Nordschottland, zwischen den Mündungen des Dee und Don, zerfällt in Alt-Aberdeen (Aberdon), die kleinere, aber weitläufig gebaute und sich bis zum Don erstreckende nördl. Stadthälfte, und Neu-Aberdeen, die neuere, sich am linken Ufer des Dee ausbreitende südl. Hälfte.
Über den
Dee führen drei
Brücken,
[* 5] eine alte, 1520 erbaute, von 7
Bogen,
[* 6] eine 1830 erbaute
Hängebrücke und eine 1850 erbaute
Eisenbahnbrücke. Aberdeen
, die vierte Stadt
Schottlands, oft Granite City benannt, weil sie meistenteils aus grauem Granit gebaut
ist, hat (1891) 123 327 E., schöne
Kirchen und andere öffentliche
Gebäude, wie die East- und Westkirche (mit gemeinsamem
Turm),
[* 7] die Municipal Offices mit
Turm (64
m), eine schöne röm.-kath.
Kirche mit
Turm (61
m); in
Alt-Aberdeen
liegt die schöne got. St. Macharius-Kathedrale, 1360-1522 erbaut, angeblich die einzige christl.
Granitkathedrale.
Die Kollegien
Kings und
Marishal College, gegründet 1494 und 1593, wurden 1860 zu einer
Universität vereinigt und zählen 889 Studierende
und 47
Docenten. Die Universitätsbibliothek hat 100000
Bände. Es bestehen ansehnliche
Spinnereien und
Fabriken in
Woll-,
Baumwoll- und Leinenwaren in Papier, Seife, Lichten, außerdem Gerbereien, Seilereien, Eisengießereien,
Schiffbau und Fischerei, ferner Ausfuhr von Rindvieh,
Lachsen, Eiern,
Butter, Schweinefleisch, Getreide.
[* 8] Regelmäßige Dampfschiffahrt
nach
London,
[* 9] Leith
[* 10] (Edinburgh), Peterhead,
Inverneß und den Orkneys. Der früher gefährliche, jetzt verbesserte
Hafen (über 7 ha)
mit Dock
[* 11] (1½ ha) wird durch einen 800 m langen Granitmolo und durch zwei
Batterien verteidigt. Ein
Kanal
[* 12] (30 km) führt nach Inverurie. Als Parlamentsbezirk schickt Aberdeen
(einschließlich Woodside) zwei Mitglieder ins
Parlament. -
Alt-Aberdeen ward in der Mitte des 12. Jahrh. Sitz des aus Morilach in
Banff hierher verlegten
Bistums.
Neu-Aberdeen
besaß ehemals ein festes Schloß und hat in den schott.
Kriegen viel erduldet. Es wurde 1153 von dem
norweg. König Eystein geplündert, 1336 von der engl. Flotte Eduards
III. verbrannt, 1644 von den Royalisten unter Montrose erobert und durch
Mord fast ganz entvölkert, 1647 durch die
Pest heimgesucht.
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