Abendmahl
(Nachtmahl,
Sakrament des
Altars,
Eucharistie), die allen christlichen
Kirchen und
Konfessionen,
[* 3] mit Ausnahme
weniger
Sekten, gemeinsame, aber in Form und Auffassung sehr verschiedene, mit dem
Genuß von
Brot
[* 4] und
Wein verbundene
Feier des
Todes
Christi und der
Wirkungen desselben für die
Gemeinde. Nach dem ersten
Korintherbrief und den synoptischen Evangelien reicht
sie bis in die Uranfänge der
Gemeinde zurück. Das Abendmahl
wurde von
Jesus selbst bei dem letzten
Mahl mit seinen
Jüngern (dem Passahmahl) in der
Nacht vor seinem
Tod eingesetzt. Es sollte ursprünglich eine Gedächtnisfeier Jesu und seines
Todes sein; die
Symbolik der
Handlung, die man treffend als »Jesu letztes
Gleichnis« bezeichnet hat, schließt reiche und tiefe
Beziehungen auf die Bedeutung dieses
Todes
in sich, während sie
an sich einem rituellen
Gebrauch bei der
Passahmahlzeit der
Juden entspricht, nämlich der dem
Hausvater obliegenden Austeilung des von ihm zuvor gebrochenen
Brots und
des
Bechers mit
Wein unter bestimmten
Gebeten und Lobpreisungen.
Schon daraus ergibt sich, daß
Jesus die neue
Feier in dieselbe Beziehung zu dem religiösen
Leben der von
ihm ausgehenden
Gemeinschaft setzen wollte, welche das
Passah zu dem des
Volks
Israel gehabt hatte.
Nun feierte dieses im
Passah
seine
Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft, seine Erwählung zum Bundesvolk. Folglich gibt sich das Abendmahl
einerseits
als eine die
Stiftung eines neuen
Bundes inaugurierende
Feier, durch welche der
Tod des
Stifters als die geschichtliche
und fortwirkende
Ursache eines neuen Verhältnisses der
Gemeinde zu Gott erscheint, anderseits zugleich als
Feier der
Gemeinschaft
dieser
Jünger untereinander, als spezifisch christliches
Liebesmahl
(Kommunion). Wenn trotz dieses überall festgehaltenen
Grundgedankens die
Lehre
[* 5] vom Abendmahl
im
Mittelalter und im Reformationszeitalter der Gegenstand der erbittertsten
Lehrstreitigkeiten geworden ist, so erklärt sich dies daraus, daß es sich in den verschiedenen Lehrgebieten um ein tiefgreifendes
Auseinandergehen der Auffassungen des von
Jesus ausgehenden
Heils und seiner Vermittelung handelt.
In der ersten
Gemeinde wurde diese Gedächtnisfeier mit den
Agapen (s. d.) verbunden. Dagegen erscheint schon in
den ältesten
Kirchenordnungen das Abendmahl
als eine esoterische
Feier, von der alle
¶
mehr
Ungetauften und unter Kirchenzucht Stehenden ausgeschlossen blieben (s. Sakrament). Früh schon wurde nach Analogie jüdischer
und heidnischer Opfermahlzeiten der Opferbegriff auf das Abendmahl
angewendet und solches begründet mit dem Opfertod
Christi. Dies geschah zuerst allerdings in durchaus schwankender, meist allegorisierender Weise. Ursprünglich bezeichnete
das Wort Opfer (oblatio) sogar bloß die Darreichung der Bedürfnisse der Feier, d. h. der Elemente (Brot
und Wein), durch die Gemeinde; sofort aber wurden diese Elemente vom Bischof durch ein Dankgebet abermals dargebracht oder geweiht,
u. so hieß denn bald das ganze Abendmahl
ebenso Dankgebet (eucharistia) wie Opfer (thysia, sacrificium). Schon im 4. Jahrh. bezeichnete
man als dieses Opfer speziell den eucharistischen, d. h. im A. gegenwärtig gedachten, wahrhaftigen, Leib
Christi.
Je höher in der Folge die Vorstellungen von dem Gewicht und Erfolg des priesterlichen Handelns im Kultus stiegen, desto unwillkürlicher
und unvermeidlicher setzten sich die mehr oder weniger symbolischen Anschauungen um in den Glauben an geheimnisvolle, aber
reale Wirkungen, die von dem eucharistischen Leib und Blut Christi ausgehen. Die beiden Abendmahl
sstreitigkeiten des Mittelalters,
die im 9. (gegen Ratramnus) und im 11. Jahrh. (gegen Berengar von Tours) spielten, hatten 1215 die feierliche Proklamierung
des Dogmas von der Verwandlung der Elemente (Brot und Wein) in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) zum
Resultat.
Gleichzeitig trat die sakramentliche Bedeutung des Abendmahls
hinter der sakrifiziellen, d. h.
die Kommunion hinter der Messe (s. d.), zurück. Die Laien kommunizierten meist nur noch zu Ostern, und in den spätern Jahrhunderten
des Mittelalters wurde ihnen auch der Kelch entzogen. Diesen forderten die Hussiten und die Reformatoren mit
Erfolg zurück, und die letztern verwarfen auch die Transsubstantiation, ohne es indessen zur Übereinstimmung in den positiven
Anschauungen zu bringen.
Nur Zwingli ging bewußt und konsequent bis zu dem Gedächtnismahl zurück und gestaltete die Kommunion trotz Beibehaltung
einiger an die Messe erinnernder liturgischer Stücke zu einer Gemeinschaftsfeier um; überall, wo der
reformierte Typus zum unverkümmerten Ausdruck gelangte, nahmen auch die Teilhaber an der Feier die Elemente selbst in die Hand.
[* 7] Dagegen charakterisiert sich Luthers Abendmahl
, das er als ein wesentliches Glied
[* 8] eines vollständigen Gottesdienstes betrachtete,
als geheimnisvolle Austeilung überirdischer Gnadengüter schon dadurch, daß der Geistliche die Elemente jedem einzelnen zum
Altar
[* 9] hinzutretenden Gast unter steter Wiederholung einer die Gegenwart des wahrhaftigen Leibes Christi bezeugenden Distributions-
oder Spendeformel darreicht.
Schon von seiner mönchischen Vergangenheit her haftete tief in ihm das Bedürfnis nach einem mündlichen Genuß des wahren
Leibes und Bluts Christi, welche himmlischen Dinge der Konkordienformel gemäß kraft der Einsetzungsworte in,
mit und unter den Elementen zum Genuß vorhanden sind und Gottlosen wie Frommen gespendet werden. Calvin nahm eine Mittelstellung
ein, indem er die verklärte Leiblichkeit vom Himmel
[* 10] herab in geheimnisvoller Weise auf die gläubigen Abendmahl
sgenossen einwirken
und von ihnen geistlich genossen werden ließ (s. Ubiquität).
Während seit den Zeiten der Aufklärung selbst supernaturalistische Lutheraner mehr in der Weise Calvins
lehrten, hat der Rationalismus die Betrachtungsweise Zwinglis wieder aufgenommen, und wo die Union (s. d.) und mit ihr Abendmahl
sgemeinschaft
zwischen
gebornen Lutheranern und Reformierten eingeführt ward, da ging man von den Grundsätzen aus, daß einmal die im A.
statthabende Vereinigung mit Christus und die Aneignung der in ihr beschlossenen Heilsgüter eine Thatsache
seien, welche von den bestehenden Unterschieden der Vorstellung über den Hergang dabei nicht berührt werde, und daß zweitens
eine Hauptbedeutung der Feier in ihrem sozialen Charakter beruhe. »Was die Familie ohne das gemeinsame Familienmahl ist, das
ist die Gemeinde ohne das gemeinsame Abendmahl«.
Vgl. D. Schulz, Die Lehre vom Abendmahl
(2. Aufl., Leipz. 1831);
Ebrard
(reformiert), Das Dogma vom Abendmahl
und seine Geschichte (Frankf. 1845);
Kahnis (lutherisch), Die Lehre vom Abendmahl
(Leipz. 1851);
Rückert,
Das Abendmahl
(das. 1856).
Wegen seiner großen geschichtlichen und rituellen Bedeutung ist das Abendmahl
auch eins der wichtigsten
Objekte der christlichen Kunstgeschichte geworden. Erst reihte man seine Darstellung einfach in die Cyklen der Heils- und Passionsgeschichte
ein; dann, nachdem das Sakrament in der höchsten Steigerung des kirchlichen Begriffs anerkannt war, begann man es in großartiger
Selbständigkeit auszuführen, indem man von zwei ganz verschiedenen Momenten ausging, entweder von der
Einsetzung des Sakraments (so Signorelli im Chor des Doms zu Orvieto, wo aber der übliche Tisch entfernt ist und Christus durch
die prächtig bewegte Gruppe der Jünger schreitet) oder von dem Augenblick, wo Christus die Gewißheit des Verrats ausspricht.
Letzterer Moment konnte wieder nach den Worten der Schrift teils so gefaßt werden, daß sich durch gleichzeitiges Ergreifen des einzutauchenden Bissens der Verräter kenntlich machte (so Andrea del Sarto im Kloster San Salvi), teils in der Weise, daß das Wort Christi allein die geistige und physische Bewegung hervorruft (s. Leonardo da Vinci). Hierbei luden die reichen psychologischen Motive (besonders der Charakter des Judas Ischariot) zu individualisierender Behandlung ein.
Als Bahnbrecher erscheinen nach den mancherlei Versuchen des Mittelalters Duccio di Buoninsegna mit seinem Bild im Dom zu Siena und Giotto mit seinem Fresko in der Kirche der Madonna dell' Arena zu Padua, [* 11] beide zu Anfang des 14. Jahrh.; sie folgen in ihrer schon ziemlich bewegten Darstellung dem biblischen Bericht. Dagegen hat Fra Angelico da Fiesole (im 15. Jahrh.) in dem großen Bilde des Klosters San Marco zu Florenz [* 12] das Abendmahl einfach als eine kirchliche Kommunion aufgefaßt, an welcher er auch die Jungfrau Maria teilnehmen läßt.
Eine Lieblingsdarstellung ward das Abendmahl für die Refektorien der Klöster, und für diesen Zweck hat eben Leonardo da Vinci das überhaupt bedeutendste Bild des Abendmahls gegen Ende des 15. Jahrh. gemalt in dem Dominikanerkloster der Madonna delle Grazie zu Mailand. [* 13] Das Wandbild ist mannigfach zerstört und verblaßt, aber in seiner Hoheit noch kenntlich und wirksam: die Ankündigung des Verrats durch Judas ist mit dramatischer Gewalt dargestellt. Unter den Deutschen haben Dürer, Cranach der ältere, Holbein [* 14] der jüngere, in neuerer Zeit Overbeck, Schnorr, Cornelius (Glaubensschild Friedrich Wilhelms IV.), Heinr. Heß, Wach, Pfannschmidt, E. v. Gebhardt Darstellungen des Abendmahls geliefert. Rubens malte das Abendmahl für die Romualdskirche in Mecheln [* 15] und Nicolas Poussin in seiner Darstellung der sieben Sakramente.
Vgl. Riegel, Über die Darstellung des Abendmahls, besonders in der toscanischen Kunst (Hannov. 1869);
Dobbert, Die Darstellung des Abendmahls durch die byzantinische Kunst (Leipz. 1872). ¶
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Titel
Abendmahl
§. 1. I) Eine gemeine Abendmahlzeit, welche ein Hausvater mit seinen Kindern und Gesinde zu halten Pflegt. Luc. 22, 20. 1 Cor. 11, 25. Joh. 13, 4.
z. 2. II) Ein Gastmahl, welche heut zu Tage, leider, GOtt erbarme es! die vorige Gestalt verloren haben, und möchte wohl heißen, wie Judas in seiner Epistel v. 12. sagt. Dergleichen haben angestellt:
Herodes den Obersten und Hauptleuten in Galiläa, Marc. e, 21.
Holofernes seinen Dienern, Jud. 12, 11. Loth den Engeln, 1 Mos. 19, 3. Martha zu Bethanien dem HErrn JEsu, Joh. 12, 1. 2. f. Matth. 26, 6. und Marc. 14, 3. Osias den Aeltesten, Jud. 6, 18.
§. 3. III) Ein Hochzeitmahl. Tob. 8, 1.
§. 4. IV) Ein Liebesmahl.
Luc. 14, 12. A. G. 20, 7. wurde vermuthlich eins gehalten, u. 11. Judas v. 12. nennt sie Agapas.
§. 5. V) Ein Sacrament des neuen Testaments, ¶
mehr
welches von Christo selbst eingesetzt ist, und in welchem der wahre Leib und das wahre Blut unsers HErrn und Heilandes JEsu Christi, in, mit, bei und unter dem Brod und Wein Allen, die davon essen und trinken, wahrhaftig zum Gedächtniß des Todes Christi, zur Vergebung der Sünde, Stärkung des Glaubens, zur Vereinigung mit Christo, und zur Erlangung des ewigen Lebens mitgetheilt wird.
§. 6. a) Der Stifter ist unser Heiland, Matth. 26, 26. 27. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23. welcher es aus lauter Liebe gegen uns eingesetzt, Eph. 5, 2. Joh. 13. 1. Wiewohl, da es ein Werk außer GOtt, der Vater und heilige Geist keinesweges ausgeschlossen.
§ 7. b) Die Materie ist 1) irdisch, das ist, wahres wesentliches Brod, (es sei nun ungesäuert, wider die Griechen; oder gesäuert, wider die Lateiner; dünn oder dick, wider die Calvinisten) und wahrer wesentlicher Wein, (er sei roth oder weiß; oder auch wohl an einigen Orten mit ein wenig Wasser vermischt), wenn nur der mehrste Theil aus lauterm Wein besteht, (ut odor, color et sapor praevaelat), s. Luc. 22, 19. 20. 1 Cor. 10, 16. 17. c. 11, 23. 25-28.
2) Himmlisch, das ist der wahre wesentliche Leib, und das wahre Blut Christi, welches er am Stamm des Kreuzes für uns vergossen (wider die Calvinisten) und zwar nur während des Gebrauchs, nicht aber außer dem Gebrauch (wider der Päpstler Transsubstantiation, Zerstümmlung und Herumtragung); dieses ist klar aus Pauli Worten. 1 Cor. 10, 16.
§. 8. Das Irdische und das Himmlische werden sacrammtirlicher Weise vereinigt, da ein jedes in seinem Wesen bleibt, und beides wahrhaftig mit dem Munde empfangen wird. Jenes auf eine irdische, natürliche und empfindbare, dieses aber auf eine unempfindbare, übernatürliche und unbegreifliche Art. Und solches muß geschehen, weil GOtt nichts redet, was nicht wahr, 4 Mos. 23, 19. und weil er allmächtig ist und überschwenglich thun kann, Eph. 3, 10. Offb. 1, 8. Hier muß die Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens.
§. 9. c) Sowohl Würdige als Unwürdige empfangen mit und unter dem Brod und Wein den wahren Leib und das wahre Blut unseres Heilandes; obschon die Reformirten wider Paulus, 1 Cor. 11, 27. ein andres darzuthun vergeblich bemüht sind. Denn wird der Unwürdige schuld an dem Leib und Blut Christi, so muß er es ja nothwendig auch genießen.
§. 10. d) Jedoch sind beide in Ansehung der Frucht und des Nutzens unterschieden. Die Gläubigen und also die Würdigen genießen es, wie es Christus befohlen, zum Gedächtniß ihres Heilandes, Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 26. 1 Tim. 2, 8. zur Vergebung der Sünden, Matth. 26,28. zur Erneuerung der lebendigen Gemeinschaft mit JEsu, und Erinnerung an die stete geistliche Genießung desselben, die Bedingung des geistlichen Lebens, Joh. 6, 53-56. zur Empfangung neuer Lebenskraft, zur Erweckung brüderlicher Liebe und Gemeinschaft, 1 Cor. 10, 17. und zur Hoffnung der ewigen Vereinigung mit Christo und den Gläubigen im Reiche der Herrlichkeit, Matth. 26, 29. da hingegen die Unwürdigen diesen herrlichen Nutzen nicht nur nicht davon tragen, woran sie selbst schuld, indem sie damit umgehen wie mit einer andern Speise, 1 Cor. 11, 19. 29. 2 Cor. 2, 15. 16. sondern auch theils durch die Entweihung des Heiligen, theils durch die Unterdrückung der ernsten Eindrücke und Gewissensrührungen sich selbst göttliches Mißfallen und Verhärtung zuziehen.
§. 11. e) Dieses Liebesmahl des Heilandes soll ein wahres Glied des Leibes Christi oft, 1 Cor. 11, 25. 26. und mit guter Vorbereitung und Prüfung, ib. v. 26. f. genießen. Man kann zwar Keinem, wie oft er zum heiligen Nachtmahl gehen soll, vorschreiben; jedoch, wenn ich eine Zahl erwählen sollte, so wollte ich, zum Gedächtniß der 5 Wunden meines Heilandes, die fünfte nehmen. Andere wollen dreimal sich zum Tisch des HErrn nahen, weil drei Personen in der Gottheit; Andere zweimal, weil zwei Sacramente; noch Andere nur einmal, weil nur Ein GOtt 2c. Die evangelisch-lutherische Kirche hat den viermaligen jährlichen Genuß empfohlen. Der Maßstab hierbei muß Jedem der Drang seines Bedürfnisses sein, und giebt also der seltenere Genuß ein sicheres Merkzeichen der mindern Sehnsucht nach der Gemeinschaft JEsu.
§. 12. f) Es heißt auch in H. Schrift 1) der Tisch des HErrn, 1 Cor. 10, 21. weil es zur Apostelzeit auf einem Tisch ausgetheilt worden;
2) das neue Testament. Luc. 22, 20. 3) die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi. 1 Cor. 10, 16. Sonst wird es genannt 4) Eucharistia, ein Lob- und Dankmahl, weil Christus solches mit Danken gestiftet, Matth. 26, 27. 5) Synaxis, oder Congregatio, weil es in der Versammlung der Heiligen genossen wird, und daher außer dieser, es sei denn im Fall der Noth, nicht sollte genossen werden.
6) Agape, sowohl wegen der Liebesgaben, welche die Reichen zu schicken Pflegten, wenn sie zum heiligen Nachtmahl gingen; als auch wegen der Liebesmahle, welche nach der Genießung ausgerichtet wurden;
7) das Sacrament des Altars, weil es auf dem Altar ausgespendet wird;
8) das Nachtmahl, weil es Christus in der Nacht gestiftet, 1 Cor. 11, 23. 9) Missa, doch nicht im päpstlichen Sinn, denn so ist es der Einsetzung Christi zuwider, Ebr. 9, 12. 25. 28 f. und auch dem Beispiel, welches die Apostel geben, A. G. 2, 41. Es nahm es nicht Einer für Alle.
§. 13. g) Es ist im alten Testament vorgebildet worden a) durch das Osterlamm, 2 Mos. 12, 8. Wir haben auch ein Osterlamm, Christum, für uns geopfert, 1 Cor. 5, 7. b) durch das Manna, 2 Mos. 16, 15. Joh. 6, 35. 54. 55. Christus ist das Brod des Lebens. S. mein Colleg. Bibl. §. 116.
Die Worte der Einsetzung s. Matth. 26, 26. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23.
Es wird dem ursprünglichen Zwecke dieser Concordanz gemäß, und den Wünschen und Bedürfnissen mancher Leser entsprechend sein, in gedrängter Kürze die Gründe der evangelisch-lutherischen Lehre vom h. A. darzustellen, womit dieselbe von älteren Theologen *) und besonders von dem jetzt so wenig mehr bekannten und gelesenen J. A. Ernesti, in s. Opusculis Theolog. S. 135-186, Brevis repetitio et adsertio sententiae Lutheranae de Praesentia corporis et Sanguinis J. C. in Coena Sacra, vertheidigt, ja auch selbst von namhaften reformirten Theologen (Theremin, Adalberts Bekenntnisse S. 166
*) Z. B. Spener von der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes J. C. im h. in der Lauterkeit des evangelischen Christenthums. I. 598-618. ¶
mehr
-186, 186-197) anerkannt worden ist, darzustellen.
I. Was den Sinn dieser Lehre anlangt, so glaubt die lutherische Kirche, daß im h. A. eine wahre, wesentliche oder reelle, substantielle Mittheilimg des Leibes und Blutes J. C. geschehe, auf eine übernatürliche, unsichtbare und unbegreifliche Weise. Diese Mittheilung geschieht mittelst des mündlichen Empfanges von Brod und Wein, nicht so, als ob die höhere Substanz in diesen äußeren Zeichen eingeschlossen oder mit denselben verschmolzen sei, was durchaus geleugnet wird; sondern in sofern der Genuß von Brod und Wein die von Christo verordnete Bedingung, unter welcher, oder das von ihm gewählte Mittel ist, wodurch der Leib und das Blut Christi uns mitgetheilt werden soll. Es leuchtet ein, daß ein solches äußeres Mittel an sich nicht nöthig wäre, daß Christus seinen Leib oder dasselbe uns mittheilen könnte; daß wir aber ohne ein solches Zeichen nie wissen könnten, ob und wenn Christus uns jenes Gut mittheilen wolle, hingegen durch das äußere Zeichen die Versicherung oder Vergewisserung davon erhalten; daß wir also glauben dürfen, so gewiß wir das Brod und den Wein empfangen, so gewiß empfangen wir auch den Leib und das Blut Christi. [Eine deutliche Erklärung Luther's gegen die Meinung von der Impanatio steht in der Schrift: Daß die Worte Christi: «das ist mein Leib» noch feste stehen, Werke XX. 1011. 12. §. 119.] Es ist oft, namentlich von Leibnitz,
(Œuvres Philosophiques, par Raspe. Amst. et Leipz. 1765. S. 482.) und von Hoffmann, (Materialien zur Erklärung seines Katechismus der christl. Lehre 2te A. L. 1837. S. 440-463. besond. S. 447 ff.) behauptet worden, daß von dieser Lutherischen Lehre im Wesentlichen die Calvinische nicht abweiche. Dagegen ist von Gerhard Loc. Theol. ed. Cotta. Tom. X. 184 sq. und von Ernesti (Theolog. Bibliothek V. 235 f. VI. 706.) erinnert worden, daß die reformirte Kirche ausdrücklich die wahre Gegenwart des Leibes Christi nur im Himmel anerkenne, und die Möglichkeit einer Gegenwart auf Erden leugne, wie es Beza am stärksten aussprach, (s. Gerhard 1. c. S. 180.) Die Erhebung der Seele in den Himmel, um da den Leib Christi zu empfangen, ist entweder etwas ganz Transcendentes und auf kein Schnriftwort Gegründetes, (s. Gerhard 1. c. S. 187. not.) oder sagt nur aus, daß der Glaube sich Christum vergegenwärtige, in der Andacht sich erhebe, was auch außer dem h. A. geschehen kann; - besonders aber verräth die Behauptuug, daß der Genuß des Leibes und Blutes Christi nicht mit dem Munde, sondern nur mit dem Glauben geschehe, und daher, ganz consequent, nur den Gläubigen zu Theil werde, den Sinn, daß nur ein Genießen der Frucht des Leibes und Blutes Christi, oder der Kraft seines Leidens und Sterbens gemeint sei; - woraus denn folgt, daß dies auch außer dem Abendmahl geschehen könne, und daß der Gläubige in demselben nicht specifisch Verschiedenes von dem empfange, was er bei jeder, die Gemeinschaft mit Christo fördernden Andacht empfängt; woraus eigentlich die Entbehrlichkeit dieses Sacraments folgen würde *). Höchstens könnte von einem graduellen, nicht von einem wesentlichen Unterschiede zwischen dem im Abendmahle Statt findenden und dem zu aller Zeit möglichen Genusse Christi die Rede sein.
Deutlich erhellt dies aus der Erklärung des Ursinus in den Explicationibus catecheticis ed. Parei 1607. S. 526. Manducare carnem Christi est 1. credere, 2. fide accipere remissionem peccatorum, 3. uniri Christo, 4. participem fierei vitae Christi. Den Einwurf, daß es sich nicht begreifen lasse, wie es möglich sei, daß alle Communicanten den Leib Christi empfingen, und am Wenigsten, wie die Apostel bei der Einsetzung des h. A. ihn empfangen konnten, hätten sich die Gegner ersparen können, weil es nie Jemandem eingefallen ist, jenen Genuß in die sinnliche Welt herabzuziehen, und zu einem grobfleischlichen zu machen, da er, wenn gleich reell und substantiell, doch ganz übersinnlicher Art, uns unbegreiflich ist. S. Luther's Werke IX. 1037. XX. 2200. Ernesti Opusc. S. 176. 147. 178. und im Anti-Muratorius S. 66.
II. Gründe für diese Lehre. Christus sagt nicht: «das bedeutet meinen Leib», sondern «das ist mein Leib». Einen Tropus anzunehmen, ist gerade hier hart und wider den allgemeinen Sprachgebrauch, da von einem Gleichniß hier gar nicht die Rede sein kann, und da, wenn man Jemandem etwas zum wirklichen Genusse, zum Nehmen und Essen hinreicht, und die Worte hinzufügt: «es ist das oder das», man auch das Genannte selbst, und nicht ein bloßes Bild davon meint, der Andere auch das Genannte wirklich zu empfangen erwarten wird. - «Mein Leib! mein Blut!» «Diese Worte waren für Luther zu gewaltig, sie drängten sich stets in ihrem eigentlichen, buchstäblichen Sinne seinem Gemüthe auf - und ich gestehe, daß es mir ebenso ergeht.» Theremin 1. c. S. 167. Ein nicht geringes Gewicht giebt auch dieser Erklärung die Uneinigkeit der Gegner, die in sehr viele und abweichende Meinungen zerfallen sind, s. Gerhard ed. Cotta 1. c. S. 130. col. 2. 133-42., sowie die Ungewißheit, die sie bisweilen verrathen, wovon eine merkwürdige Erzählung über Oekolompadius sich findet in Daniel Greser's Leben. Dresd. 1587. Bog. D. I. II. - Dazu kommt das Zeugniß des Apostels Paulus, 1 Cor. 10, 26. wo er den Genuß des Brodes und Weines die Gemeinschaft des Leibes und Blutes oder das Mittel nennt, wodurch wir dieser Gaben theilhaftig werden, (panis eucharisticus in usu sacramentali est organum, medium et ^[siehe Bild] per quod distribuitur rt communicatur corpus Christi, Gerhard 1. c. S. 172.) was nach Ernesti 1. c. S. 150. 151. nicht auf den geistlichen Genuß Christi gehen kann, weil er diesen Genuß von Allen, auch den Unwürdigen, behauptet, bei welch letzteren kein geistlicher Genuß Statt findet.
Auch kann der Leib Christi hier nicht die Gemeine, als der geistliche Leib Christi sein, weil dazu das hinzugesetzte: «Gemeinschaft des Blutes» nicht paßt;
daher Zwingli hier ins Gedränge kam. (S. Planck Geschichte, II. 271 ff. not. 120.) Wenn ferner Paulus 1 Cor. 11, 27. sagt, daß der unwürdige Communicant an dem Leibe und Blute des HErrn schuldig sei, oder sich an demselben versündige, ihn entweihe, violati et propris profanati corporis Christi reus est, (Ernesti S. 151.) so setzt dies die Gegenwart des Leibes Christi voraus, und es ist hart und gezwungen, dies nur von einer Entweihung des
*) (Spener I. e. S. 614. «Ich begreife nicht, was man nach der reformierten Lehre in dem Sacramente mehr empfinge, als außer demselben in der täglichen geistlichen Genießung, woraus aber folgte, daß das Sacrament in gewisser Maße ohne Nutzen wäre, wenn wir einerlei auch außer demselben genießen.») ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Abendmahl,
Heiliges Abendmahl oder Nachtmahl, Mahl des Herrn (1 Kor. 11, 20),. Eucharistie, Sakrament des Altars. Das Abendmahl wird von allen christl. Parteien außer den Quäkern gefeiert. Die Feier des letzten Mahles Jesu Christi mit seinen Jüngern (Matth. 26, 17‒29;. Mark. 14, 12‒25;. vgl. mit 1 Kor. 11, 23‒25;. Luk. 22, 14‒23). mußte durch die Umstände, unter denen sie erfolgte, und durch die begleitenden Worte und Handlungen Jesu einen tiefen Eindruck bei den ältesten Christen zurücklassen.
Nach den Berichten der drei ersten Evangelisten (der vierte erwähnt die Feier nicht) war das Mahl ein Passahmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. (S. Passah.) Aber im Hinblick auf seinen nahen Tod fühlte er sich an demselben Abend zu einer Handlung gedrungen, die der ganzen Feier eine wesentlich neue Beziehung gab. Nach Beendigung des jüd. Passahmahles reichte er den Seinen Brot und Wein dar, mit symbolischen Handlungen und Worten, welche die Bedeutung seines Todes veranschaulichen sollten. Wie das Passahmahl die Verschonung der Israeliten vor dem Würgengel und die Errettung aus Ägypten [* 18] symbolisch darstellte, so sollte auch sein Tod den Seinen Verschonung und Rettung bringen, nämlich von dem bevorstehenden göttlichen ¶
mehr
Strafgericht. Daher vergleicht er seinen Leib mit dem Passahlamm, sein Blut mit dem Blute des Lammes, das an die Thürpfosten der israel. Häuser gestrichen zu werden pflegte. Die Symnbolik der Handlung hat ihre Vorgänge an zahlreichen Beispielen des Alten Testaments, aus denen auch die vielumstrittenen Ausdrücke Jesu: «Dies ist mein Leib», «Dies ist mein Blut», ihre einfache sprachliche und sachliche Erklärung finden. (Vgl. z. B. 1 Kön. 11, 29. fg.; 22, 11; 2 Kön. 13,15-17; Jes. 8, 1-4-,. 20, 1 fg.; Jerem. 13, 1 fg.; 19, 1 fg.; Kap. 27 und 28; Ezech. 5,1-5 u. ö.) Nicht die Worte als solche, die ganze Handlung bat symbolische Bedeutung: das Brotbrechen, das Erheben des Kelchs mit Wein, die Darreichung von Brot und Wein. «Das Gebrochene», dies ist der Sinn seiner Worte, «und euch Dargereichte ist mein Leib», «das (Ein- oder Ausgegossene), was ich euch allen zu trinken gebe, ist mein Blut, das für viele vergossen wird». Das heißt: «Wie ich euch (symbolisch) das Brot breche und den mit Wein gefüllten Kelch erhebe und euch beides darreiche zum Genuß, so wird mein Leib im Tode gebrochen, mein Blut vergossen zu euerm Besten.» Von einer eigentlichen «Einsetzung» des Abendmahl wissen die ältesten Berichte (bei Matthäus und Markus) nichts; die Worte: «Dies thut zu meinem Gedächtnis», hat zuerst Paulus und nach ihm Lukas hinzugefügt;
doch entspricht diese Wiederholung dem Geiste und der ursprünglichen Bedeutung der Feier.
Auch die Zusätze: «Der (das) für euch gegeben (gebrochen) wird» und «Zur Vergebung der Sünden», sind spätern Ursprungs, ebenso der Ausdruck: «Dies ist das Neue Testament in meinem Blut», wofür die ältern Texte «mein Bundesblut» lesen.
Der Eindruck dieses letzten Mahles führte nach dem Hingange Jesu zur täglichen Wiederholung der Feier, durch welche die Gemeinde, wie Paulus sich ausdrückt, «den Tod des Herrn verkündigte, bis daß er komme». Indem die ältesten Cbristen täglich in den Häusern zusammenkamen, das Brot zu brechen, ward ihnen jede gemeinsame Mahlzeit von selbst zu einer Gedächtnisfeier von Christi Abendmahl. Auch in den neugestifteten Christengemeinden erhielt sich die Sitte dieser Liebesmahle (s. d.). Als die förmlichen Mahlzeiten wegen Mißbrauchs beseitigt werden mußten, wurde doch das Mahl des Herrn als Höhe- und Schlußpunkt jeder gottesdienstlichen Feier beibehalten und bald als das heiligste Geheimnis des Christenbundes betrachtet, von dem man Ungetaufte und Unwürdige ausschloß. Die Beziehung der heiligen Handlung auf den Mittelpunkt des christl. Glaubens gab den Anlaß, daß man das Abendmahl bei jeder wichtigern Handlung des Lebens beging.
Im Zusammenhange mit dieser gesteigerten Bedeutung der Abendmahlsfeier steht die früh damit verbundene Vorstellung des Mystischen und Wunderbaren. Die Jünger hatten bei dem letzten Mahle Jesu seine Worte und Handlungen nur svmbolisch verstehen können; weder an eine wirkliche Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut, noch an eine geheimnisvolle Gegenwart des «verklärten» Leibes in und unter den Abendmahlsstoffen erlaubte ihnen die ganze Sachlage bei der Feier zu denken. Auch Paulus sieht in der Abendmahlshandlung nur eine geistige Gemeinschaft der Abendmahlsgenossen mit dem gekreuzigten Leibe und dem am Kreuze vergossenen Blute Christi, woran sich ganz von selbst der Gedanke anschließt, daß die heilige Feier zugleich eine Gemeinschaft sei mit dem «my-
stischen" Leibe des Herrn, oder daß der gemeinsame Genuß des Einen Brotes die Tischgenossen zu Gliedern des Einen Leibes mache, dessen Haupt Cbristus sei (vgl. 1 Kor. 10, 16. 17). Noch der Verfasser des Johannes-Evangeliums läßt Jesum in Worten, die sich nur auf das Abendmahl beziehen können, die Vorstellung eines leiblichen Essens und Trinkens seines Fleisches und Blutes ausdrücklich zurückweisen und den dunkeln Ausdrücken geistige Bedeutung unterlegen, da das Fleisch nichts nütze sei (Job. 6, 53-63, vgl. mit V. 27 fg., 48 fg.).
Dagegen begegnet schon bei Justinus Martyr (um 150) und Irenäus (gest. um 202) die Ansicht, daß zu dem Brote und Weine etwas Höheres, zu dem Irdischen etwas Himmlisches hinzutrete. Die hier erst angedeutete Ähnlichkeit [* 20] zwischen der Verbindung des Einsetzungswortes, als eines himmlischen Bestandteils, mit dem irdischen Brote und Weine, und der Verbindung des «wesentlichen Wortes» oder der göttlichen Person des Sohnes mit der irdischen Menschennatur, führte allmählich zu der weitern Vorstellung, daß durch einen der Menschwerdung entsprechenden, wunderbaren Vorgang Brot und Wein zu Leib und Blut des Gottmenschen werde, und schon im 4. Jahrh. hat die förmliche Verwandlungslehre namhafte Vertreter.
Daneben findet sich noch die figürliche Auffassung des Abendmahl im 3. Jahrh. bei Origenes, Tertullian und Cyprian, und noch im 5. Jahrh. bei Augustin. Aber die magische Vorstellung ward noch gesteigert durch die seit der Mitte des 3. Jahrh. aufgekommene Vorstellung von der Darbringung des gesegneten Brotes und Weines auf dem Altar als einer unblutigen Wiederholung des blutigen Opfers Christi am Kreuze («Meßopfer»). Der insbesondere durch Papst Gregor d. Gr. (590 -604) sich entfaltende Glanz der «Messe» (s. d.) ließ immer mehr in diesem Meßopfer den Höhepunkt aller kirchlichen Wunder erblicken.
Doch blieb die Lehre der Kirche noch längere Zeit zwischen der entschiedenen Verwandlungslehre und der andern Ansicht geteilt, daß Brot und Wein, ohne ihre Eigentümlichkeit aufzugeben, auf geheimnisvolle Weise mit Leib und Blut Christi verbunden sei (wie auch Gelasius I. lehrte). Ein förmlicher Lehrstreit entbrannte gegen die Mitte des 9. Jahrh. zwischen dem Abt zu Corbie, Paschasius Radbertus (s. d.) und dem Mönche Ratramnus (s. d.) und im 11. Jahrh. zwischen dem Erzbischof Lanfranc und Berengar von Tours (s. d.). Der offizielle Sieg der konsequenten Verwandlungslehre (transsubstantiatio seit dem 12. Jahrh.) erfolgte auf der Synode zu Rom [* 21] (1079). Auf der vierten Lateransynode (zu Rom 1215) wurde unter Innocenz III. die Transsubstantiation sanktioniert. Die morgenländ.-orthodoxe Kirche hat sich derselben Ansicht 1072 auf der Synode zu Jerusalem [* 22] angeschlossen.
Durch die Reformation trat der Streit über den Sinn des Abendmahl wieder in den Mittelpunkt des theol. Interesses. Schon einige der sog. Vorreformatoren, namentlich Wiclif, ihm folgend Hieronymus von Prag, [* 23] ebenso Wessel (s. d.), hatten Einwände gegen die Transsubstantiationslehre erhoben. Die Reformatoren, obwobl einig in der Verwerfung der kath. Abendmahlslehre, gingen wieder auseinander in ihren eigenen positiven Anschauungen. Luther lehrte eine leibliche Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in und unter dem in seiner Substanz unveränderten Brote und Weine und einen mündlichen Genuß von Leib und Blut, der den gläubig ¶
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Genießenden zum Heile, den ungläubig Genießenden zur Verdammnis gereiche. Dem stellte Zwingli die Behauptung entgegen, daß das Abendmahl ein einfaches Gedächtnismahl des Todes Christi und ein Bekenntnismahl für die Kirche, Brot und Wein bloße Symbole seien, räumte jedoch später ein, daß Brot und Wein nicht als bloße Zeichen, sondern zugleich als Unterpfänder des durch Christi Leib und Blut den Menschen am Kreuze erworbenen Segens betrachtet werden müßten. Dennoch hat Luther auch die spätere Lehre der Schweizer noch kurz vor seinem Tode (1544) aufs leidenschaftlichste bekämpft.
Eine Vermittelung schien die von den oberdeutschen Theologen aufgebrachte Formel zu bieten, daß in der Abendmahlshandlung zugleich mit Brot und Wein Christi Leib und Blut wahrhaftig, aber auf geistliche Weise gegenwärtig sei für den Glauben. Diese Lehre haben die meisten reform. Bekenntnisschriften sich angeeignet: Calvin gab ihr die nur in wenige reform. Bekenntnisschriften übergegangene Wendung, der gläubig Genießende werde im Augen blicke des Genusses durch eine von dem Leibe Christi ausströmende geistliche Nährkraft auf geheimnisvolle Weise gespeist.
Dagegen blieben die strengen Lutheraner bei der Behauptung stehen, das Abendmahls brot sei, ohne seine natürliche Beschaffenheit zu verlieren, doch Christi wesentlicher («verklärter») Leib. Die Möglichkeit leiblicher Gegenwart Christi in Brot und Wein wurde teils einfach auf Gottes allmächtiges Wort, teils auf die dem verklärten Leibe Christi durch die Verbindung mit der Gottheit beigelegten übernatürlichen Eigenschaften begründet (Ubiquität, s. d.). Melanchthon hatte, als er die Augsburgische Konfession schrieb (1530), die Verwandlungslehre geteilt; allein seit 1535 neigte er immer entschiedener zu einer der calvinischen verwandten Anschauung hin, und lehrte, daß in der Abendmahlshandlung Christi unzertrennliche Person wahrhaftig, aber auf geistliche Weise gegenwärtig sei und sich den gläubig Genießenden zur innigen und wesentlichen Gemeinschaft darbiete.
Dieser Standpunkt prägte sich auch in der neuen Ausgabe der Augsburgischen Konfession von 1540 aus, die länger als zwei Jahr zehnte in allen deutschen Landeskirchen symbolisches Ansehen genoß, bis sie endlich samt der Abendmahlslehre und den übrigen «Ketzereien» Melanchthons von den Bannflüchen der strengen Lutheraner erreicht ward. Nach furchtbaren innern Kämpfen ward Melanchthons Schule und Theologie aus den meisten deutschen Landeskirchen hinausgedrängt und die streng Luthersche Ansicht in der Konkordienformel (1580) festgestellt. Die luth. und die reform. Kirche blieben geschieden.
Mit der Verschiedenheit der dogmatischen Auffassung des Abendmahl hing die Verschiedenheit der Ceremonien bei der Feier eng zusammen. Die kath. Ansicht von einer geheimnisvollen Wandlung steigerte die alte Besorgnis, von Brot oder Wein etwas auf die Erde fallen zu lassen, beseitigte seit dem 11. Jahrh. das sinnbildliche Brotbrechen, indem die Oblaten (Hostien, d. b. «Opfer») an dessen Stelle traten, und entzog allmählich, kirchlich offiziell zuerst auf der Synode zu Konstanz [* 25] (1415),
den «Laien» und den nicht administrierenden Priestern auch den Kelch (communio sub una). Begründet ward dies durch die Lehre von der unio realis oder concomitantia, nach welcher im Leibe Christi auch sein Blut zugegen sei und beides im konsekrierten Brote genossen werde. Mit der Verwandlungslehre hängt auch die Sitte
zusammen, die konsekrierte Hostie bei der Feier der Messe zum Zwecke der Anbetung (adoratio) emporzuheben, in einem eigenen Behälter (Monstranz) zur Anbetung auszustellen und in Prozession einher zutragen (s. Fronleichnamsfest). Die Reformation hat den Kelch, den die griech. Kirche nie aufgegeben, zurückgefordert, während das Konzil zu Trient [* 26] die Entziehung des Kelchs bestätigte. Aus ähnlichen Gründen wie die, welche die Kelchentziehung veranlaßten, ist die Kommunion der Kinder seit dem 12. Jahrh. aufgehoben worden.
Nur die griech. Kirche findet sie jetzt noch zulässig. Der Gebrauch des gesäuerten Brotes in der griech., des ungesäuerten Brotes in der röm. und luth., ferner die Anwendung von mit Wasser gemischtem Weine in der röm. und griech., von ungemischtem Weine in der prot. Kirche sind kleine, aber zum Teil von heftigen Streitigkeiten begleitete Verschiedenheiten, die, meist in zufälligen histor. Verhältnissen begründet, durch symbolische Ausdeutungen wichtiger gemacht wurden. Die reform. Kirche pflegt das Brot zu brechen und läßt es von den Kommunikanten mit der Hand (nicht mit dem Munde) «nehmen».
Seit Ende des 18. Jahrh. waren die Lebrunter schiede der Lutheraner und Reformierten ziemlich in Vergessenheit geraten und die evang. Union stieß daber auf kein dogmatisches Hindernis. Die kleine Schar der preuß. Altlutheraner vertrat in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrh. fast allein noch die ältere luth. Vorstellung. Erst in neuerer und neuester Zeit ist der luth. Konfessionalismus von neuem erstarkt und hat auch die Abendmahlslehre Luthers aufs neue als die allein «schriftgemäße» verfochten. - Die Hauptschriften über das in denen die verschiedenen Richtungen ihren Stand punkt dargelegt haben, sind: Dav. Schulz, Die christl. Lehre vom heiligen Abendmahl (Lpz. 1824): Ebrard, Das Dogma vom und seine Geschichte (2 Bde., Frankf. 1845-46);
Kahnis, Die Lehre vom Abendmahl (Lpz. 1851);
Rückert, Das Abendmahl, sein Wesen und seine Ge schichte in der alten Kirche (ebd. 1856);
Herm. Schultz, Zur Lehre vom heiligen Abendmahl (Gotha [* 27] 1886).
Bei der großen gottesdienstlichen und geschichtlichen Bedeutung des Abendmahl wurde es frühzeitig zu einem hervorragenden Gegenstande der christl. Malerei. Seine geschichtliche Darstellung reiht sich oft den Cyklen der Leidensgeschichte ein. Daneben kennt die byzant. Kunst eine sakrale Darstellung, in welcher Christus hinter einem Altar den Aposteln Brot und Wein reicht. Die ältesten deutschen Darstellungen, z. B. am Antependium zu Aachen [* 28] und an der Bernwardsäule zu Hildesheim, [* 29] stellen die Darreichung des Bissens an Judas dar.
Früh treten freiere Auffassungen hervor, indem Christus meist inmitten der 12 Apostel den als Kind gebildeten Johannes an die Brust drückend dargestellt wird, während Judas mit offenem Beutel [* 30] kniend vor dem Tische erscheint. Aus der ital. Kunst seien erwähnt Abendmahlbilder von Duccio del Buoninsegna im Dome zu Siena, Giotto in Sta. Croce zu Florenz und in der Kirche der Madonna dell' Arena zu Padua, Taddeo Gaddi (Florenz), del Castagno (Florenz), Fra Angelico (Kloster San Marco zu Florenz), Rosselli (Rom, Sixtinische Kapelle), Ghirlandajo (Florenz, Ognis santi), Signorelli (im Dom zu Cortona) und Andrea del Sarto (Florenz, San Salvi) und die Darstellung des von Leonardo da Vinci ¶