Abelmoschusfaser
und Abelmoschuskörner, s. Hibiscus.
139 Wörter, 1'022 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
und Abelmoschuskörner, s. Hibiscus.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
die aus dem Stengel von Abelmoschus tetraphyllos Grah. (in Indien Rai bhendá genannt) abgeschiedene Gespinstfaser, im europ. Handel zuweilen mit der ähnlichen Jute verwechselt und als solche verkauft. Diese Abelmoschusart findet sich in den gebirgigen Gegenden Hindustans, die Ernte erfolgt vor der Fruchtreife; die abgesonderte Faser hat eine Länge von etwa 0,7 m. Die Farbe der Bastfaser ist flachsgelb, stellenweise hellbraun, namentlich an den untern Teilen. Der Feuchtigkeit ausgesetzt, tritt ein allgemeines Braunwerden und zwar viel schneller als bei der Jute ein. Von der Jutefaser ist die Abelmoschusfaser leicht durch das Mikroskop zu unterscheiden, indem in den Bastbündeln der Abelmoschusfaser neben Bastzellen auch Bastparenchymzellen (gefächerte Bastzellen) vorkommen, welch letztere in der Jute fehlen. Diese Parenchymzellen enthalten Kristalle von oxalsaurem Kalk. Mittels chem. Hilfsmittel läßt sich dagegen die von der Jutefaser nicht unterscheiden.
L. (Eibisch), Gattung aus der Familie der Malvaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, Sträucher und Bäume, bald kahl, bald rauh- oder weichhaarig, mit großen, rundlichen, meist lappigen Blättern, schönen, großen, einzeln oder gebüschelt stehenden Blüten und fünffächeriger Kapsel. Etwa 150 Arten, meist in den Tropen beider Erdhälften. Hibiscus Abelmoschus L. (Abelmoschus moschatus Mönch, Bisamstrauch), in Ägypten und beiden Indien, 2-2,5 m hoch, ist mit langen, etwas steifen Haaren bekleidet und hat große, gelbe, im Grunde dunkelrote Blumen. Der nierenförmige, 2-3 mm lange und 2 mm breite, schwarzbraune Same mit erhabenen, braunen Rippen bildet die Abelmoschuskörner (Bisamkörner), welche beim Erwärmen einen moschusartigen Geruch entwickeln, zu billigen Riechpulvern, als Perlen, in Westindien auch gegen Schlangenbiß benutzt werden. Die besten kommen aus Martinique. Hibiscus cannabinus L. (s. Tafel »Spinnfaserpflanzen«), einjährig, wird in Ostindien häufig kultiviert, indem man die säuerlich, etwas herb und schleimig schmeckenden Blätter als Gemüse genießt, aus den Samen ein Brenn- und Speiseöl preßt und die Bastfaser (Gambohanf, s. d.) als Spinnmaterial benutzt. Hibiscus esculentus L., einjährig, mit gelben Blüten, in Ostafrika heimisch, wird in beiden Indien, in Syrien und Ägypten, auch in Südfrankreich kultiviert. Die pyramidalischen, gefurchten, großen Kapseln, in Indien Okra und Gombo oder Gombro genannt, werden unreif als Gemüse gegessen, auch benutzt man sie medizinisch wie Althäa; unentwickelt macht man sie wie Kapern ein. Der Stengel liefert gleichfalls Bastfaser, und der Same enthält ein Öl von unangenehmem Geruch und Geschmack. Hibiscus mutabilis L., in Ostindien, ist baumartig, hat große, fünflappige Blätter und große, achselständige Blüten, welche morgens beim Aufblühen weiß, mittags rosenrot und abends purpurrot sind, wird in Südspanien kultiviert. Hibiscus Rosa sinensis L. (chinesische Rose), in Ostindien und China, ist eine treffliche Zierpflanze, 4,5 m hoch, mit unbewehrtem Stengel; eirunden, lang gespitzten, gesägten Blättern und großen, prächtigen, stark variierenden Blüten. Man gebraucht in Asien die Wurzel, Blätter und Blüten ganz wie die von andern Malvaceen in Europa, die Blüten, um Haare, Augenbrauen und die Schuhe zu schwärzen. Hibiscus syriacus L. (Ibischstrauch, Festblume), im Orient und in Japan, ein 1-1,5 m hoher Strauch mit eirund länglichen, drei- bis fünflappigen, grob gezahnten Blättern, prächtigen, ausgebreiteten, meist violetten, einzeln in den Blattwinkeln stehenden und sehr zahlreich erscheinenden, 8 cm breiten Blüten, wird in vielen Formen als Zierstrauch kultiviert. Hibiscus tetraphyllos Roxb., in den gebirgigen Gegenden Hindostans sehr verbreitet, liefert eine flachsgelbe, stellenweise hellbraune Bastfaser (Abelmoschusfaser), welche sich in Feinfaserigkeit den besten Sorten der Jute an die Seite stellt, aber im feuchten Zustand sehr bald unter Bildung von Huminsubstanzen sich bräunt, dadurch hygroskopischer wird und an Festigkeit verliert. Sie kommt im Handel als Jute vor. Noch viele andre Arten der Gattung geben spinnbare Fasern, und andre werden als Zierpflanzen benutzt.