Abdampfen
,
Evaporieren, in der
Chemie und chem.
Industrie diejenige
Operation, bei welcher Lösungen nicht verdampfbarer
Stoffe in flüchtigen Flüssigkeiten (Wasser,
Weingeist u. s. w.), meist unter Anwendung von Wärme,
[* 2] ganz oder teilweise vom
Lösungsmittel (durch Verwandlung desselben in
Dampf)
[* 3] befreit werden. Abdampfen
zur
Trockne findet bei völliger
Entfernung der lösenden Flüssigkeit statt, während teilweises Abdampfen
nur konzentriertere Lösungen liefert.
Durch dieses Konzentrieren wird häufig die Abscheidung der gelösten
Stoffe in festem Zustande bezweckt. Sind die letztern
in heißer Flüssigkeit reichlicher löslich als bei gewöhnlicher
Temperatur, so setzt man das Abdampfen
nur bis
zum Krystallisationspunkte fort, d. h. bis zu jenem Verhältnis, bei dem das Lösungsmittel
in der Hitze gerade noch hinreicht, um den festen Körper in Lösung zu erhalten. Bei sinkender
Temperatur scheidet er sich
dann in festem, meist krystallinischem Zustande ab. Ist das Lösungsmittel, wie z. B. Wasser,
wertlos, so läßt man seinen
Dampf in die Luft entweichen. Im andern Falle destilliert man es ab, d. h.
man nimmt das in geschlossenen
Kesseln vor, aus denen die
Dämpfe (z. B. vom
Weingeist) in ein durch umspülendes kaltes Wasser
gekühltes, abwärts gerichtetes Rohr treten, in dem sie sich verflüssigen und in untergestellte Behälter herabrinnen (s.
Destillation).
[* 4]
Beim Abdampfen
an freier Luft dagegen bedient man sich meist flacher
Gefäße, Pfannen und Schalen, in denen die
¶
mehr
verdampfende Oberfläche der Flüssigkeit eine entsprechend große ist. Hat der gelöste, durch das Abdampfen
zu gewinnende
Körper die Eigenschaft, durch die Luft chemisch verändert zu werden, so muß man den Zutritt letzterer während der Operation
abhalten, was am besten durch Abdestillieren der Flüssigkeit geschieht. Wird er schon durch die Wärme
verändert, so muß das Abdampfen
bei niedrigerer Temperatur vorgenommen werden entweder durch langsameres Abdunsten (s. d.) oder
durch Abdampfen
im Vakuum, d.d. unter vermindertem Luftdruck, in geschlossenen Apparaten, aus denen die Luft und die sich entwickelnden
Flüssigkeitsdämpfe durch Auspumpen entfernt werden.
Erträgt der geringe Preis des durch Abdampfen
zu gewinnenden Produktes den Aufwand von Feuerungsmaterial
nicht, wie z. B. bei Verarbeitung dünner Salzsolen auf Kochsalz, so muß dem Abdampfen
ein
Abdunsten durch Luft oder Sonnenwärme vorausgehen. Dasselbe geschieht beispielsweise in den Gradierwerken der Salinen oder
in den Salzgärten. Beim Abdampfen
wird die nötige Wärme auf verschiedene Weise zugeführt. Man kann besonders wirksam
die heiße Feuerungsluft entweder über die in flacher Pfanne befindliche Flüssigkeit hinwegstreichen lassen (Abdampfen
mit
oberschlägigem Feuer) oder sie auf den Boden der Kessel, Pfannen u. s. w. wirken lassen, oder sie durch Wasserdampf hinzuleiten
(Abdampfen
auf dem Dampfbade oder Wasserbade).