A-b-c-Bücher
oder
Fibeln,
[* 2] Hilfsbücher
zum Lesenlernen für Anfänger. Der erste
Name rührt daher, daß ursprünglich
stets das
Alphabet in der hergebrachten Buchstabenfolge den Anfang bildete; der zweite ist von dem griech.
«Biblia»
(Buch) abgeleitet. Erst nach der Erfindung der
Buchdruckerkunst sind eigentliche A-b-c-Bücher
entstanden; doch kannte das Mittelalter
längst kurze A-b-c-Tafeln. Das älteste bekannte A-b-c-Buch ist das fälschlich
Luther zugeschriebene niederdeutsche «Bökeschen
vor de leyen unde kinder» (Wittenb. 1525). Es enthielt das
Alphabet, die Zehn Gebote, das
Vaterunser, den
Glauben und einige Gebete, ferner die
Zahlen und ein Titelbüchlein, und derart blieb lange Zeit der Hauptinhalt der A-b-c-Bücher
1527 gab
Valentin
Ickelsamer eine
Fibel u. d. T. «Die rechte
Weis aufs kürzist lesen zu lernen» heraus, in der bereits die Lautiermethode
gehandhabt wird; doch zeigen trotzdem die A-b-c-Bücher
bis zum Ende des 17. Jahrh.
wenig
Veränderungen.
Schon im 16. Jahrh. (in Grüßbeutels «Stimmenbüchlein», 1531), namentlich aber seit Beginn des 18. Jahrh. wurden sie, um den Schülern das Merken der Buchstaben zu erleichtern und das Lesenlernen interessanter zu machen, häufig mit Abbildungen von Tieren, Pflanzen, Geräten u. s. w. versehen, deren Namen den betreffenden Buchstaben enthalten. Darunter standen öfter recht barbarische Knittelverse, die zuerst von dem Subrektor Bienrod in Erfurt [* 3] eingeführt sein sollen.
Auch wurden die
Buchstaben in Form von Gerätschaften
u. dgl. oder als
Teile solcher abgebildet, z. B. das W als Wetterfahne,
das L als Licht.
[* 4] Auf dem
Titel oder am Ende der A-b-c-Bücher
stand meist die
[* 1]
Figur eines Hahnes
als
Symbol der
Wachsamkeit und
Aufmerksamkeit. Eine viel größere Mannigfaltigkeit zeigen die A-b-c-Bücher
, seitdem die
Buchstabiermethode
beseitigt ist und neue Lesemethoden (s.
Lesen und Lesemethoden) an deren
Stelle eingeführt worden sind.
Außer den elementaren
Übungen zur Erlernung des
Lesens enthalten die heutigen A-b-c-Bücher
einen weit reichern Lesestoff als die frühern,
der in einfachen
Sätzen, kleinen
Beschreibungen, Erzählungen, Fabeln, Gedichten u. s. w. besteht. Fast allgemein werden
erläuternde bildliche
Darstellungen beigegeben, sowie
Anhänge für die ersten Elemente des
Rechnens.