Abbreviaturen
(lat.), Abkürzungen von Wörtern in der Schrift, deren man sich bedient entweder der Raum- und Zeitersparnis halber, oder damit das Geschriebene nicht von jedermann gelesen werden könne. Dergleichen waren schon im Altertum in Handschriften und auf Münzen [* 2] etc. gebräuchlich und bestehen teils in der Abkürzung eines Worts oder einer Silbe auf einen oder einige Buchstaben, teils in wirklich stellvertretenden Zeichen. Die Römer [* 3] nannten solche Abkürzungszeichen Notae und die sich derselben bedienenden Schreiber Notarii.
Sie unterschieden dreierlei Abbreviaturen:
Abkürzungen ganzer
Wörter und
Silben (sigla, literae singulae), Vertauschungen
von
Buchstaben zum Behuf der
Geheimschrift und willkürlich gewählte Zeichen von der seit dem
Mittelalter gebräuchliche
Name
Notae Tironianae rührt von
Tullius
Tiro, dem Freigelassenen des
Cicero, her, welcher diese Abbreviaturen
ordnete und dadurch erst in
Aufnahme
brachte.
Seneca ordnete sie von neuem und zählte ihrer schon 5000. Wie viele dieser Abbreviaturen
bei
den
Römern in regelmäßigem
Gebrauch gewesen sein müssen, ist z. B. aus einer Angabe des Dichters Martial zu entnehmen,
nach der sich berechnen läßt, daß sein Abschreiber
in der
Minute neun
Verse schrieb.
Genaueres s.
Tiro. Auch im
Mittelalter machte man von in
Inschriften und auf
Münzen sowie in
Handschriften
besonders seit dem 11. Jahrh. zunehmenden
Gebrauch.
Noch in die ältesten
Drucke gingen viele der damals gebräuchlichen Abbreviaturen
über,
aber in den letzten
Jahrhunderten sind dieselben mit ganz wenigen Ausnahmen, wie ع und 2c. für
et cetera und & für et
(und), völlig abgekommen. Die im
Altertum und in den
Handschriften des
Mittelalters und der neuern Zeit
vorkommenden
Abkürzungen findet
man in den Werken über
Paläographie (s. d.) erklärt. - Über die jetzt am gewöhnlichsten
vorkommenden, z. B. die in der
Musik, in einzelnen
Wissenschaften, in
Handel und Wandel wie im schriftlichen
Verkehr eingeführten,
s. die einzelnen
Buchstaben »A«, »B«
etc. und die betreffenden
Stellen im
Alphabet.