die
Leichname gestorbener oder getöteter
Tiere, welche nach demTod in
Fäulnis übergehen.
Die Endprodukte der letztern sind
Kohlensäure,
Wasser,
Ammoniak,
Salze; es entstehen aber zunächst
chemische Verbindungen, welche
einen dem
Menschen sehr lästigen
Geruch verbreiten. Die schnelle Beseitigung des Aases ist daher dringend geboten. Früher
begnügte man sich, das Aas durch den
Abdecker
(Wasenmeister) fortschaffen zu lassen; jetzt wird es entweder
(namentlich bei
Seuchen) sofort
vergraben, oder technisch verwertet.
§. 1. I) Eigentlich ist ein Aas der todte Körper eines natürlicher Weise, oder durch Seuche umgefallenen,
oder auf andere als Schlachtungs-Art umgekommenen, unvernünftigen Thieres. Dergleichen todtes Aas, welches
bei den LXX. Dollmetschern von selbst erstorben, in A. G. 15, 20. aber ein ersticktes genannt wird, war nach dem Ceremonial-Gesetz
der Juden unrein,
3 Mos. 5, 2.
c. 11, 24. u. 36. Hagg. 2, 14. und durfte von diesen nicht angegriffen
werden,
3 Mos. 5, 2.
c. 7, 24.
c. 11, 8. 39. 40. worauf es fiel, wurde unrein,
3 Mos. 11, 32. wovon jedoch der gesäete Samen
ausgenommen war,
3 Mos. 11, 37. Vielweniger durften es die Israeliten essen,
2 Mos. 22, 31.
3 Mos. 7, 24.
c. 11, 8.
c. 17, 15.
5 Mos.
14, 21.
Ezech. 44, 31. weil sie ein heilig Volk sein sollten, welches sich mit todten Aesern und dergleichen
Leuten, welche sich wie ein Aas vor GOtt durch ihre Sünden stinkend gemacht, nicht verunreinigen sollte. Den Fremdlingen
im Thor war erlaubt, es zu essen.
§. 2. Außer den angeführten Oertern kommt das Wort in diesem Verstände vor:
§. 3. II) Zuweilen bedeutet es auch den Körper eines todten gottlosen Menschen, welcher sich vor GOtt als dem reinsten
Wesen mit seinen Sünden wie ein Aas stinkend gemacht, z. B.
Also ward das Aas Isebel wie Koth auf dem Felde, 2Röm. 9, 37.
§.
4. III) Daher ist es ein Bild eines gottlosen Volkes, welches seinem Schöpfer und Erhalter den Gehorsam aufgekündigt
hat und also unbedachtsam nach seinem zeitlichen und ewigen Verderben ringt.
Du, Egypten, sollst den Thieren auf dem Lande und den Vögeln des Himmels zum Aas werden,
Ezech. 29, 5.
c.
32, 5. Ihre Reuter ^[richtig: Reiter] (der Chaldäer) ziehen mit großen Haufen von ferne daher, als flögen sie, wie die
Adler eilen zum Aas,
Hab. 1, 8. Wo aber ein Aas, ein von Sünden stinkendes Jerusalem (ja alle Juden)
ist, da sammeln sich die Adler, die Römer, welche den Adler zu ihren Feldzeichen hatten,
Matth. 24, 28.
Luc. 17, 37.
§. 5. Ich weiß wohl, daß man diesen letztern Ort von der Versammlung der Gläubigen zu Christo erklärt; allein
es hat mir diese Erklärung, ohngeachtet dieselbe große Gottesgelehrte für unverwerflich halten, niemals
gefallen wollen. Denn da man keine Spur im göttlichen Worte antrifft, wo Christus mit einem Aas verglichen würde, es an
und für sich hart klingt, die Sache sich angeführter maßen besser erklären läßt, es sich also auf die Weissagung Daniels
c. 9, 26. und
5 Mos. 28, 49. wohl schickt, und endlich die in Sünden gleichsam erstorbenen Völker an
den angeführten Oertern mit todten Aesern verglichen werden: so hat die Liebe zu meinem Heilande diese Auslegung nicht genehm
halten wollen.
Wenn man sagen wollte, und füglich könnte, daß, gleichwie sich ein Adler und Aas zusammen hielten,
so wären auch Christus und seine Gläubigen unzertrennlich, so wäre es etwas erträglicher; jedoch bliebe die Sache, wenn
es genau überlegt wird, gezwungen und noch hart genug. Es liegt auch darin ein Wink, daß, in je größeren Massen die Menschen
zusammengedrängt sind, eine desto größere Ausartung entstehe, und also große Städte, der Hauptsitz
des Verderbens sind.
§. 6. IV) Wird mit einem Aase vom Hiob die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens verglichen:
Der ich doch wie ein faul Aas vergehe, und wie ein Kleid, das die Motten fressen,
Hiob 13, 28.
Bezeichnung der in Fäulnis oder Verwesung begriffenen Leichen, namentlich der Tiere. Da die Verwesungsprodukte
für die Umgebung lästig und unter Umständen gesundheitsgefährlich sind, ist es eine der Hauptaufgaben
der Gesundheitspolizei, für unschädliche Beseitigung des Aas zu sorgen. Diese besteht entweder in der einfachen
Verscharrung oder in der gewerblichen Ausnutzung. In civilisierten Staaten befindet sich bei jeder größeren Gemeinde ein
sog. Wasenplatz, auf den das Aas größerer umgestandener Tiere immer, das der kleinern bei gewissen Krankheiten gebracht werden
muß. Es ist von größter wirtschaftlicher Bedeutung, dafür zu sorgen, daß die Kadaver unserer Haustiere möglichst ausgenutzt
werden; denn die einfache Verscharrung zahlreicher Kadaver an einem beschränkten, der Bodenkultur dabei unzugänglichen Ort
bedeutet eine Verschwendung an wertvollem Materiale. Die Kadaver können in mannigfacher Weise verwertet werden:
4) Die Knorpel
[* 15] und Sehnen liefern gekocht Leim.
5) Der Rest, hauptsächlich aus Fleisch und Eingeweiden bestehend, wird zur Herstellung von künstlichem Dünger verwendet.
Durch das Reichsgesetz, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, vom (revidierte Instruktion
vom und das Reichsgesetz, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom wurde im DeutschenReiche festgesetzt, daß die Kadaver bei Milzbrand, Rinderpest, Tollwut, Rotz durch Anwendung hoher Hitzegrade (Kochen bis zum
Zerfall der Weichteile, trockne Destillation, Verbrennen) oder auf chem. Wege sofort unschädlich
zu beseitigen sind. Wo ein derartiges Verfahren nicht ausführbar ist, erfolgt die Beseitigung der Kadaver durch Vergraben an
entlegenen Stellen. Die Gruben müssen von Gebäuden mindestens 30 m, von Wegen und Gewässern mindestens 3 m entfernt und ihre
Tiefe so groß sein, daß die Oberfläche der Kadaver von einer mindestens 1 m dicken Erdschicht bedeckt
wird.