mehr
bei Lenzburg,
der
Homberg 791 m. (der aargau
ische
Rigi) im W. des
Hallwilersees;
der Sauerberg, 606 m., zwischen der Wina und der Suhr;
der Schiltwald, 800 m., zwischen dem Ruederthal und dem Suhrthal;
die Hochwacht, 587 m. bei Mühlethal, mit prächtigem Ausblick auf das Aarethal und die Alpen, und zuletzt der Boowald, 525 m. dem Pfaffnernthal und Murgthal entlang.
Das Juragebiet wird durch Längskelten gebildet, welche höher sind als die Hügel der Hochebene. Zwischen diesen Ketten
ziehen sich schmale, mit
Dörfern übersäete Längsthäler dahin. Gegen den
Rhein hin nehmen die
Berge an
Höhe ab, die Abhänge
sind weniger steil und die Gipfel sind öfters breit und flach. Man unterscheidet beim aargau
ischen
Jura
drei Ketten: Eine Vorkette, eine südliche und eine nördliche Hauptkette. Die Vorkette liegt rechts von der
Aare und beginnt
bei
Aarburg mit dem
Schlossberg, 450 m., zieht sich von hier über die beiden
Wartburgen mit Sälischloss, 667 m. und
endigt im N. mit dem
Engelberg, 714 m.
Gegen Aarau werden die Berge niedriger. Die Südkette enthält folgende Hauptgipfel: Der Brunnenberg, 774 m., der Achenberg 716 m., der Homberg, 790 m., die Gislifluh, 774 m. und auf dem rechten Aareufer der Kastenberg mit den Schlössern Wildegg und Brunegg. Zu der nördlichen Kette gehören: Die Geissfluh, 960 m., die Wasserfluh, 871 m., der Asper-Strichen, 868 m., der Schenkenberg, 632 m., der Sinnberg, 731 m. und der Bruggerberg 525. In der gleichen Kette auf der Ostseite finden sich: Der Wülpelsberg, 514 m. mit der Habsburg, der Eitenberg, 504 m. bei Mülligen, jenseits der Reuss das Gebensdorferhorn, 517 m., die Baldegg, 572 m., der Badener Schlossberg, 445 m. und diesem gegenüber am rechten Ufer der Limmat, die Lägern, 863 m., die sich in den Kt. Zürich hineinzieht. Eine Anzahl Berge im N. des Kantons haben breite Rücken, auf denen sich Wälder, Felder, Weiden, Bauernhöfe und Dörfer befinden. Zu diesen gehören u. a.: Der Thiersteinberg, 750 m. bei Frick, der Bötzberg bei Brugg 593 m., der Geissberg bei Villigen, 701 m., der Siggenberg 557 m., der Achenberg bei Zurzach, 519 m.
Der Aargau
liegt in dem niedrigsten Teil der schweiz. Hochebene; hier kommen die meisten Gewässer der Zentral-
und Ostschweiz zusammen. Die
Aare ist der Hauptfluss des Kantons und durchzieht ihn von S.-W. nach N.-O. Mit Ausnahme des
Frickthales, welches von der
Sisseln durchflossen wird, münden alle
Thäler des Kantons in dasjenige der
Aare. Die
Thäler der
Murg, der
Pfaffnern, der
Wigger, der
Suhr, der
Wina, das
Seethal, das
Aathal, das
Bünz- und
Reussthal gehen
von S.
nach N., während das
Limmat- und Surbthal von O. kommen. Der
Rhein bildet im N. die Grenze des Kantons. Die einzigen
Seen des
Kantons sind der
Hallwilersee und der kleine
Egelsee auf dem
Heitersberg.
In geologischer Beziehung gehören die Gesteine des Aargaus vier Perioden an: Der Trias-, der Jura-, der Tertiär- und der Quartär-Zeit. Im nördlichen Kantonsteil finden sich im Muschelkalk und Keuper, der Trias angehörend, die Salzlager bei Rheinfelden. Der Aargauer Jura gehört zum grössten Teil zum Kettenjura. Die höchsten Berge werden meist vom weissen Jura oder Malm gebildet, während darunter da und dort der braune Jura oder Dogger und noch tiefer der schwarze Jura oder Lias vorkommt. - Der östliche Teil des Kantons besteht aus Tertiärablagerungen, Molasse, welche eine grosse Zahl der Hügel der Hochebene bildet. Die Süsswassermolasse, namentlich im südlichen Teil der Hochebene entwickelt, ist zwar arm an Versteinerungen, aber leicht kenntlich an härtern Sandsteinbänken, welche aus den Felswänden vorspringen. Die quartären Ablagerungen finden sich hauptsächlich in den Thälern; dagegen steigen sie auch etwa auf die Molassehügel und sogar auf den Jura hinauf. Es sind besonders Glazialgebilde: Moränen, erratische Blöcke und Glazialschotter.
Die
Aare und ihre Zuflüsse führen ein wenig Gold, aber die Gewinnung lohnt sich schon lange nicht mehr.
Einige Steinkohlenfunde veranlassten Bohrungen nach diesem wichtigen Brennmaterial; sie waren aber erfolglos. Dagegen war
früher die Eisengewinnung wichtig. Es wurde ausgebeutet bei
Küttigen, in
Scherz bei
Habsburg, bei
Herznach, Wölfliswil, am
Bötzberg, bei
Rekingen,
Tegerfelden,
Baldingen etc. Aber der geringe Ertrag des Erzes und die Konkurrenz
des fremden Eisens waren schuld, dass am Ende des letzten Jahrhunderts der Bergbau überall aufhörte. - Um 1840 wurde im
Bezirk Rheinfelden
mit Erfolg nach Salz gebohrt. Im letzten Jahrzehnt erzeugten die dortigen aargau
ischen Salinen jährlich ca. 230000
q. Salz. Dem Kanton Aargau
haben sie jährlich seinen Salzbedarf zu liefern und dazu noch eine Abgabe von 45000 Fr. Da der Verbrauch
des Kantons etwa 30000 q. beträgt, so trägt das Salzregal dem Kanton jährlich 145000 Fr. ab. In letzter Zeit ist ein neues
Salzlager bei
Klingnau-Koblenz entdeckt worden; die Ausbeutung desselben hat aber noch nicht begonnen.
- Der Kanton ist reich an Baumaterialien. Der
Jura liefert treffliche Bausteine, Kalk, Zement und Gips; das
Mittelland gute
Sandsteine. Baden
und
Schinznach sind weltbekannt durch ihre Heilquellen.
Ende 1888 zählte der Kanton 193834 E., fast alle deutsch sprechend: davon waren 106351 Protestanten, 85835 Katholiken, 1051 Israeliten und 343 Andersgläubige.
Das Klima des Aargau
ist gesund. Der häufigste
Wind ist der S.-W.; der zweite der N.-O. Oft sind die tiefern
Thäler mit Nebel gefüllt.
Die Kulturen sind diejenigen der Mittelschweiz. Im Jahr 1888 schätzte man den produktiven Boden auf 134180 ha., oder 95,6%, den unproduktiven auf 6230 ha. oder 4,4% der Oberfläche. Der produktive Boden setzt sich zusammen aus: Ackerland 40425,4 ha., Wiesen und Weiden 44328 ha., Reben 2776,7 ha., Ried- und Streuland 1547 ha., Wald 45103,3 ha. Seither hat sich die Wiesenfläche auf Kosten des Ackerlandes vermehrt, weil die Viehzucht immer bedeutender wird. Der Weinbau nimmt dagegen infolge einer Reihe schlechter Jahre ab. Man pflanzt den Weinstock zwar in allen Bezirken, ausgenommen Muri und Zofingen, aber doch kommen auf Brugg, Baden, Zurzach und Laufenburg allein ¾ aller Rebberge. Die besten Weissweine sind diejenigen von Thalheim, Oberflachs und Schinznach; die besten roten: Brestenberger, Goffersberger, Wettinger, Goldwändler etc. Im Jahr 1898 war der Ertrag des Weinbaus im ganzen ¶
Landwirtschaft und Bodenerzeugnisse des Kantons Aargau
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 15. ^[Karte: 5° 50’ O; 47° 25’ N; 1:300000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Wald | ▓ | Forêts |
Weide | ▒ | Pâturages |
Ackerland | ░ | Terres cult. |
Obstbäume | ░ | Arbres fruit.rs |
Weinbau | ▐ | Vignes |
Gärtnerei | ♧ | Horticulture |
Salinen | ▄ | Salines |
Steinbruch | ⤧ | Carrière |
Gypsgrube | ⤧Gy | Carrière de gypse |
Cementgrube | ⤧Ci | Carrière de ciment |
Holzhandel | ➚ | Commerce de bois |
Salmenfisch. | ⤚ | Pêche du saumon |
Bäder | ٮ | Bains |
200 Rinder | ● | 200 bovidés |
100 Schweine | ❙ | 100 porcs |
100 Ziegen | v | 100 chèvres |
100 Bienenstöcke | * | 100 ruches |
50 Pferde | ▲ | 50 chevaux |
Fischzucht | ⟪ | Pisciculture |
M. B. nach Dr. Dill
V. Attinger. sc
LANDWIRTSCHAFT UND BODENERZEUGNISSE DES KANTONS AARGAU ¶
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30589 hl., davon 4188 hl. rot, 7155 hl. weiss und 19246 hl. gemischt. Der Gesamtwert betrug 1276924 Fr. -
Sehr wichtig ist der Obstbau. Apfel-, Birn-, Kirsch-, Zwetschgen- und Nussbäume liefern jährlich für beinahe 3000000 Fr. Obst, dazu noch ca. 160000 hl. Most im Werte von 2490000 Fr. Von den Wäldern gehören 76,15% Gemeinden und Korporationen, Privatwaldungen sind 16,93% und Staatswaldungen 6,92%. Der Ertrag hatte 1898 einen Wert von 2400000 Fr.
Das Wild wird immer seltener. Reh und Wildschwein werden noch etwa angetroffen: Hase und Fuchs sind häufig, besonders im Jura und in den grossen Wäldern der Molasseberge. Im flachen Teile sind Wildente und Rebhuhn nicht selten. - Das Jagdregal gehört den Gemeinden; vom Ertrag bezieht der Staat nur 15%, welche zur Hebung der Landwirtschaft verwendet werden sollen. Im Jahr 1898 betrug dieser Anteil des Staates 11426 Fr. -
Einige Wasserläufe sind fischreich. Der Kanton besitzt 24 Fischzuchtanstalten, welche 1898 nicht weniger als 3736160 Fischchen ausgesetzt haben. Der wertvollste Fisch ist der Lachs, von dem 1898, 1114 Stück im Gewicht von 7543 kg. gefangen wurden. Die Fischerei wird immer mehr beeinträchtigt durch die industrielle Ausnutzung der Wasserkräfte, indem die Wehre oft für die Fische unübersteigliche Hindernisse bilden. Man sucht diesem Uebelstande durch «Fischleitern» abzuhelfen. In 1898 trugen die Fischpachtzinse 11405 Fr. ab.
Die Viehzucht hat, wie folgende Tabelle zeigt, stark zugenommen:
1852 | 1899 | |
---|---|---|
Pferde | 4655 | 4467 |
Esel und Maultiere | - | 13 |
Stiere (Muni) | 400 | 780 |
Ochsen und Kühe | 51464 | 80064 |
Schafe | 3280 | 525 |
Ziegen | 9511 | 14019 |
Schweine | 18485 | 26217 |
Die Milchwirtschaft zeigt einen ähnlichen Aufschwung. In 1897/98 zählte man im Kanton 106 Käsereien, wovon 29 im Bezirk Muri, 25 im Bez. Zofingen und 18 im Bez. Bremgarten; einzig Laufenburg und Zurzach hatten keine. 3395 Bauern haben die Milch von 11444 Kühen, d. i. 281601 q. abgeliefert und daraus wurde Käse im Wert von Fr. 2484790 und Butter für Fr. 488200, zusammen für Fr. 2972990 fabriziert. - Die Bienenzucht ist sehr bedeutend; 1895 waren 18231 Bienenstöcke.
Industrie und Handel werden begünstigt durch die Wasserkräfte, die gut unterhaltenen Strassen und ein enges Netz von Eisenbahnen. Der untere Lauf der Aare ist mit einem Aufwand von 1½ Millionen Fr. kanalisiert worden, die Reuss und die Sisseln sollen korrigiert werden. Ende 1898 existierten 563 Wasserwerke mit 14555 Pferdekräften. Die Elektrizitätswerke von Rheinfelden und Ruppoldingen sind sehr bedeutend;
ein drittes ist im Bau in der Beznau, bei Döttingen;
2 andre sind geplant bei Laufenburg und an der Reuss.
Die Landstrassen haben eine Länge von 503 km;
die Nebenstrassen 752 km und die Eisenbahnen ungefähr 300 km.
Die bedeutendste Industrie ist die Strohflechterei, welche mit der Rosshaarindustrie zusammen 10-12000 Personen, meist Frauen und Kinder beschäftigt, welche das Strohflechten als Hausindustrie neben der Landwirtschaft betreiben. Uebrigens ist das Stroh längst nicht mehr das Hauptmaterial, jetzt wird meistens Bast von verschiedenen Pflanzen verwendet. Der Hauptsitz dieser Industrie ist das Freiamt (Bez. Muri und Bremgarten und einige angrenzende Gemeinden). Die Tabakindustrie ist besonders wichtig im Bez. Kulm, wo sie etwa 3000 Arbeiter, davon 200 zu Hause beschäftigt.
In neuerer Zeit hat im Bez. Zofingen die Strickerei eine grosse Ausdehnung genommen; sie zählt ca. 3000 Arbeiterinnen, wovon ⅔ zu Hause arbeiten. Als Hausindustrien spielen noch eine gewisse Rolle: die Herstellung von Halbwollstoffen, von Seidenbändern, Weisswaren etc. Namentlich die Halbwollweberei war früher im protestantischen Teil des Kantons wichtig; jetzt ist sie durch die Konkurrenz der Fabrikarbeit stark zurück gegangen. Seidenbänder werden hauptsächlich im Bez. Rheinfelden und Laufenburg, etwas weniger in Aarau, Bremgarten und Zofingen gewoben.
Unter dem eidgen. Fabrikgesetz standen 1888: 310 Etablissements mit 14827 Arbeitern. Man zählte: 65 Tabakfabriken, 24 Strohflechtereien, 10 Schuhfabriken, 14 Baumwollspinnereien, 8 Baumwollwebereien, 8 Buntwebereien, 16 Färbereien, 14 Seidenbandfabriken, 4 Seidenwindereien, 2 Wollwebereien, 10 Stickereien, 6 Posamenteriefabriken etc. etc. Unter den zahlreichen, vielseitigen Industrien und Gewerben sind etwa noch besonders hervorzuheben die Fabrikation von Reisszeugen und mathematischen Instrumenten, die Glockengiesserei, die Konservenfabriken etc. etc.
Der Kanton zerfällt für die Zwecke der Verwaltung in 11 Bezirke: Aarau, Baden, Bremgarten, Brugg, Kulm, Laufenburg, Lenzburg, Muri, Rheinfelden, Zofingen, Zurzach. Die Bezirke sind weiter in Kreise eingeteilt.
Im Jahr 1898 stellte der Kanton Aargau
folgende Truppen zur eidgenössischen Armee:
A. Auszug:
Mann | |
---|---|
Infanterie | 7908 |
Kavallerie | 386 |
Artillerie | 1898 |
Genie | 487 |
Sanität | 165 |
Verwaltungstruppen | 96 |
Generalstab | 79 |
Zusammen | 11019 |
wovon 383 Offiziere, 1405 Unteroffiziere, 9231 Soldaten.
B. Landwehr:
Mann | |
---|---|
Infanterie I. Aufgebot | 2991 |
Infanterie II. Aufgebot | 1635 |
Kavallerie | 281 |
Artillerie | 1354 |
Genie | 487 |
Sanität | 138 |
Verwaltungstruppen | 50 |
Generalstab | 24 |
Zusammen | 6960 |
wovon 190 Offiziere, 917 Unteroffiziere und 5853 Soldaten.
C. Der Landsturm zählte 17073 Mann. Der Kanton hat ausserdem 324 Schützengesellschaften, 9 Kadettenkorps, 10 Pontonnierfahrvereine.
In 1898 betrugen die Staatseinnahmen Fr. 3403162 und setzten sich zusammen aus: ¶
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Fr. | |
---|---|
Ertrag des Staatsgutes | 874175 |
Regalien | 267658 |
Abgaben | 887703 |
Direkte Staatssteuer | 497892 |
Einnahmen der vollziehenden Behörden | 717582 |
Einnahmen der richterlichen Behörden | 156168 |
Das produktive Staatsvermögen war Fr. 21883030 und bestand aus:
Fr. | |
---|---|
Gebäuden | 809300 |
Grundstücke | 424524 |
Wälder | 4830949 |
Wertschriften | 9852368 |
Aktien der Kantonalbank | 4226885 |
Da die Staatsschulden nur Fr. 2827350 ausmachten, war das reine Vermögen Fr. 19055680. Das unproduktive Vermögen des Staates belief sich auf Fr. 16302167. Ausserdem existieren 46 gemeinnützige Fonds mit zusammen 5365394 Fr., welche im obigen Staatsvermögen nicht gerechnet sind. Ende 1898 existierten 95 Armenhäuser mit 703 Insassen; 1897 erhielten 9895 Personen staatliche Armenunterstützung im Betrage von 917835 Franken.
Nach Abzug der Schulden weisen die Gemeindegüter auf:
Fr. | |
---|---|
Ortsbürgergüter | 51923011 |
Armemgüter | 9609577 |
Schulgüter | 7273942 |
Kirchen-, Pfrund- und Bruderschaftsgüter | 14673863 |
Total | 83480393 |
Die Gemeinden haben folgende Steuern erhoben:
Fr. | |
---|---|
Zu Polizeizwecken | 1517852 |
Zu Kirchenzwecken | 141246 |
Zu Armenzwecken | 230839 |
Zu Schulzwecken | 847073 |
Zu ortsbürgerlichen Zwecken | 10334 |
Total | 2747344 |
Die Bezirksarmenvereine zählten 1898, 8159 Mitglieder und 231 beitragende Gemeinden; zusammen nahmen sie ein Fr. 121976 und unterstützten 1197 Kinder und 34 Erwachsene. Ihr Vermögen betrug Fr. 237878. - Die 109 Frauenarbeits- und Krankenvereine hatten 6328 Mitglieder und 52 beitragende Gemeinden; sie nahmen Fr. 71734 ein und unterstützten 4138 Kinder und 3684 Erwachsene; ihr Vermögen war Fr. 233469.
Für das Schulwesen gab der Staat Fr. 732251, die Gemeinden Fr. 1564729 aus. In 1897/98 verteilten sich die Schulen folgendermassen: 591 Gemeindeschulen, 34 Fortbildungsschulen, 299 Arbeitsschulen, 262 Bürgerschulen, 30 Bezirksschulen, 1 Lehrerseminar in Wettingen, 1 Töchterinstitut und Lehrerinnenseminar und 1 Kantonsschule in Aarau. Die letztere besteht aus Gymnasium, technischer Abteilung und Handelsschule. - Unter der Oberaufsicht des Staates stehen die folgenden Schulanstalten: die Korrektionsanstalten zu Olsberg, Effingen und Hermetschwil;
die Armenerziehungsanstalten zu Kasteln, Friedberg bei Seengen, St. Johann bei Klingnau, die Erziehungsanstalt «Mariä Krönung» in Baden, die Taubstummenanstalten zu Aarau, Baden und Zofingen, die Anstalten für Schwachsinnige im Schloss Biberstein und in Bremgarten.
Der Kanton besitzt ein Gewerbemuseum, welches in zwei Teile zerfällt: a) für den Unterricht: die allgemeine Handwerkerschule, die Fachschule für Dekorationsmaler und kunstgewerbliches Zeichnen, die Fachschule für Holz- und Bautechnik, die Frauenarbeitsschule; b) die Sammlungen von Modellen, die Bibliothek und das Auskunftsbüreau. Mit dem Museum verbunden ist die Antiquarische Sammlung, namentlich bekannt durch die prachtvollen Glasmalereien aus dem Kloster Muri. In Brugg besteht eine landwirtschaftliche Winterschule.
Für die öffentliche Krankenpflege bestehen folgende Anstalten: die kantonale Irrenheilanstalt in Königsfelden;
der Kantonsspital, nach dem Pavillonsystem erbaut;
die Bezirksspitäler in Zofingen, Baden und Leuggern;
die Armenbäder in Baden, Rheinfelden und Schinznach.
Die nach modernen Grundsätzen eingerichtete Strafanstalt befindet sich in Lenzburg, eine Zwangserziehungsanstalt für jugendliche Verbrecher in Aarburg.
Die wirtschaftliche und soziale Statistik liefert folgende Zahlen: Der Wert der Gebäude belief sich auf:
Jahr | Fr. |
---|---|
1872 | 150000000 |
1886 | 200000000 |
1892 | 218000000 |
1898 | 307680783 |
Die Summe der Hypothekarschulden auf den Gebäuden war 1892: Fr. 103000000; die Mobiliarversicherung erreichte den Betrag von Fr. 254953344. Der Wert des Grund und Bodens im Privatbesitz war auf Fr. 268000000 geschätzt; er war mit Fr. 102000000 Schulden belastet. Das Kapital-Vermögen von Privaten, Gemeinden und Korporationen betrug:
Fr. | |
---|---|
1872 | 142947024 |
1886 | 179936648 |
1892 | 196565029 |
In Handel, Gewerbe und Industrie: | 90425697 |
An Fahrhabe | 52800723 |
An Guthaben ohne Pfandrecht | 20516255 |
zusammen ein Bruttovermögen von | 896558798 |
davon ab Schulden | 235875056 |
bleibt als reines Vermögen: | 660683742 |
Im Jahr 1892 wurde die Einkommensteuer erhoben auf einem Betrag von Fr. 37826754.
Ende 1897 hatte es im Kanton 47 Sparkassen, wovon 15 von Aktiengesellschaften, 21 von Genossenschaften und 11 von Fabriken, Schulen oder Privaten betrieben wurden. Die Zahl der Einleger war 96383 und der Betrag ihrer Guthaben Fr. 79461149. - Diese Sparkassen und die drei Banken ohne Sparkassaeinrichtung hatten einen Gesamtaktivbestand von Fr. 205756081, wovon Fr. 118981582 in Hypotheken angelegt waren. Das Aktienkapital betrug Fr. 19121800; der Reserve- und Amortisationsfond Fr. 5785777.
Die gesetzgebende Gewalt wird vom Grossen Rat ausgeübt, welcher in den 50 Kreisen gewählt wird. Auf 1100 Seelen kommt ein Mitglied, über 550 werden für voll gerechnet. Nicht wählbar sind diejenigen Staatsangestellten, welche selbst vom Volke ernannt werden. Wenn 5000 Wähler es verlangen, wird die Frage der Auflösung des Grossen Rates dem Volke vorgelegt, und wenn sie bejaht wird, erfolgt eine Integralerneuerung. Die Befugnisse des Grossen Rates sind in mancher Beziehung eingeschränkt; so kann er von sich aus nur den Bezug einer halben Staatssteuer dekretieren.
Dreiviertel derselben sind dann als Beiträge für Schul-, und Armenwesen der Gemeinden und ein Viertel ist für volkswirtschaftliche Zwecke zu verwenden. Ueber die übrigen Einnahmen des Staates verfügt er frei. Der Grosse Rat versammelt sich ordentlicherweise jährlich zweimal; er wählt seinen Präsidenten, Vizepräsidenten und vier Stimmenzähler, die Mitglieder des Regierungsrates, den Landammann (Präsident des Reg.-Rates) und den Landstatthalter (Vizepräsident des Regierungs-Rates) die 2 Ständeräte, die Mitglieder und den Präsidenten des Obergerichtes, das Kriminalgericht, die Anklagekammer und den Staatsanwalt mit seinem Substituten.
Der Regierungsrat, die oberste Verwaltungsbehörde, zählt 5 Mitglieder. Bei der Wahl soll die katholische Minderheit berücksichtigt werden. Nur ein Mitglied darf der Bundesversammlung angehören. Die Regierungsräte dürfen weder Direktor, noch Vorstandsmitglied, noch Verwaltungsrat einer Erwerbsgesellschaft sein, es sei denn als amtliche Vertreter des Staates.
In den Bezirken ist der wichtigste Beamte der Bezirksamtmann; er wird vom Volke gewählt. In den Gemeinden unterscheidet man die Einwohnergemeinde und die Bürgergemeinde. An der Spitze des Gemeinderates steht der Ammann.
Das Obergericht besteht aus 9 Mitgliedern. Es spricht in letzter Instanz über Zivilstreitigkeiten, Vormundschaftssachen und zuchtpolizeil. Streitigkeiten; in erster Instanz, wenn es von den Parteien verlangt wird, über Fragen, deren Berufung an das Bundesgericht zulässig ist. Es urteilt über Verwaltungsstreitigkeiten, in welchen, wie in Vormundschaftsachen, ein abgekürztes und unentgeltliches Verfahren angewendet wird. - Die Bezirksgerichte urteilen über zivile, vormundschaftliche und ¶