Zwischenbau
,
landwirtschaftlicher, gleichzeitiger Anbau von zu verschiedenen Zeiten zu erntenden Gewächsen, im weitern Sinn auch der Anbau von schnell vegetierenden Gewächsen zwischen zwei Hauptfrüchten, der sogen. Stoppelfruchtbau, analog dem Verfahren des Gemüsegärtners, welcher heute erntet und morgen bereits eine neue Frucht auf seinen Beeten wachsen sieht. Nur die kleinen und kleinsten ländlichen Besitzer haben bisher dieses intensivste aller Anbauverfahren ausgeübt, während der mittlere und große Grundbesitzer noch immer versäumt hat, seine Felder voll zu benutzen.
Verhältnismäßig am häufigsten wurden bisher die als Vorfrucht vor andern Futtergewächsen gesäeten zeitigen Gemengesaaten benutzt, nämlich Raps mit Roggen, im Herbst gesäet und im zeitigen Frühjahr verfüttert, oder Buchweizen, allenfalls Senf als Ersatz für vernichtete Futterschläge, dann Serradelle, in Halmfrüchte gesäet, und Wasserrüben nach Roggen. Derartige Hilfssaaten wurden bisher nur in äußerster Not ausgeführt, sie erhöhen aber, in den Wirtschaftsplan aufgenommen, die Rentabilität des Grund und Bodens, und überdies sind mit solchem ununterbrochenen Anbau außer dem kapitalisierbaren Nutzen auch eine ganze Reihe von Vorteilen verbunden, welche sich in Zahlen nicht ausdrücken lassen, wie schnellerer Umlauf des Betriebs-, besonders des Düngerkapitals, bessere Gare, bessere Reinheit des Bodens, bei Zwischenfutterbau wesentlich bessere Ernährung der Tiere und dadurch bessere und reichlichere Produktion von animalischem Dünger. - In gewisser Hinsicht ist der Klee mit seinen Mischsaaten gleichfalls hierher zu rechnen, da auch er ausnahmslos in Halmfrüchte gesäet wird und nach deren Aberntung zur Geltung kommt.
Außer dem
Klee eignen sich aber auch andre Futterpflanzen zu gleichem Einbau, und ein oder das andre
Handelsgewächs läßt
sich wesentlich wohlfeiler durch derartige Kulturmethoden produzieren. Für den Zwischenbau
im engern
Sinn kommt außer
Klee und
Kleegemengen hauptsächlich in Betracht die
Serradelle. Sie erhält den besten
Platz in gut gedüngter Winterung oder im Grünfuttergemenge.
Sommergetreide eignet sich nicht ganz so gut, weil es, später geerntet, die
Serradelle zu lange in ihrem Wachstum zurückhält,
mithin letzteres nur kurze Zeit zur Entfaltung behält.
Die Aussaat geschieht im Frühjahr, sobald es nur irgend die Feuchtigkeit des Bodens gestattet, am besten mit der Drillmaschine quer über die Drillreihen der Hauptfrucht. Wird letztere mit der Hand [* 2] oder der Hackmaschine behackt, so säet man breitwürfig mit der Breitsäe- oder Kleesäemaschine kurz vor der letzten Hacke, und die Unterbringung erfolgt durch letztere in genügender Weise, zumal wenn eine leichte Walze der Hacke folgt. Der Ertrag stellt sich bei Serradelle als Zwischenfrucht auf gutem Standort durchschnittlich auf 60 Ztr. Heu oder 300 Ztr. grüne Masse vom Hektar.
Vgl. v. König, Die Serradella (Berl. 1877).
Die gelbe Lupine spielt als Zwischenfrucht eine bei weitem geringere Rolle als die Serradelle, kann aber auf Boden, die für letztere zu trocken, noch mit leidlichem Erfolg in Roggen nach dessen Blüte [* 3] gesäet werden, ein Verfahren, das sich nur auf schlecht bestandenen Roggenfeldern ohne wesentlichen Schaden für die Hauptfrucht ausführen läßt. Wichtig ist aber die Lupine als Zwischenfrucht in Kartoffeln. Zeitig gelegte Kartoffeln (Ende März bis Anfang April) werden Ende Mai bereits zum letztenmal befahren sein.
Unmittelbar hinter der letzten Häufelfurche drillt man, wenn die Gleichmäßigkeit der Kartoffeldämme es gestattet, oder legt mit der Hand auf die Sohle der Furchen die Lupinen, und zwar bedarf man 150 kg pro Hektar. Solange das Kraut der Kartoffel frisch grün und aufrecht steht, entwickelt sich die Lupine nur langsam, um dann um so schneller in die Höhe zu gehen und in Blüte zu treten, wenn die Kartoffel abstirbt. Zur Zeit der Kartoffelernte erhält man bei einigermaßen gutem Standort und günstiger Witterung ca. 200 Ztr. grüne Lupinen, die, gerauft, vom Beden befreit und eingesäuert, ein ganz vorzügliches Aushilfsmittel für die Winterfütterung der Schafe [* 4] abgeben.
Bei tief aufgefahrenen Kartoffeldämmen hat diese Lupinenkultur auch nicht den geringsten schädlichen Einfluß aus den Ertrag der Kartoffeln, da die Lupine tiefer ihren Standort hat, als die Hauptfrucht mit ihrem Hauptwurzelsystem sich ausbreitet. Der silbergraue Buchweizen und der Riesenspörgel haben beide untergeordneten Wert als Zwischenfrucht und dürften einzig, wie Lupinen, im Kartoffelfeld in die Furchen gedrillt in Betracht kommen. Die Möhre dagegen ist eine der allervorzüglichsten Zwischenkulturpflanzen, verlangt aber, um hohe Erträge zu geben, einen dungkräftigen und nicht zu flachgrundigen Boden.
Als Standort ist ihr das Winterhalmgetreide anzuweisen. In kälterm Klima [* 5] drillt man sie im Spätherbst quer über die Drillreihen des Getreides, in mildern Lagen hingegen erst im zeitigen Frühjahr. Von gut abgeriebener Saat säet man 6-7 kg pro Hektar in Reihen von 21-42 cm. Nach Aberntung der Hauptfrucht wird zweimal gehackt, und wenn der Stand zu dicht und viel Unkraut in den Drillreihen ist, so eggt man über Kreuz [* 6] je nach Bedarf. Erst mit Eintritt der Nachtfröste beginnt die Ernte. [* 7]
Als Durchschnittsertrag sind von guten Sorten 400-500 Ztr. pro Hektar zu rechnen. Der gemeine Saatkümmel, welcher auf allen gesunden Mittelböden und selbst auf Sand, sofern er in guter Kultur steht und reich an Dungstoffen ist, gedeiht, wird Frühjahr (oder schon im Herbst, falls die Überfrucht nicht behackt wird) in 33 cm weite Reihen gesäet. Auf den Hektar bedarf man 10 kg Samen. [* 8] Als Überfrucht eignet sich sämtliches Halmgetreide und auch der Raps. Nach Aberntung wird baldthunlichst behackt oder mit dem Jäter bearbeitet. Folgendes Frühjahr ist eine zweite Hacke, so zeitig, wie der Feuchtigkeitszustand des Bodens es gestattet, zu geben. Um Johannis tritt die Reife ein. Der Ertrag schwankt zwischen 1000 und 2400 kg pro Hektar.
Beim Vor- und Stoppelbau, welcher eine bei weitem wichtigere
Stellung als der Zwischenbau
in der intensiven
Wirtschaft
einnimmt, kommen nur die schnell vegetierenden Futterpflanzen in Betracht, die entweder bereits im
Herbst gesäet und im Spätherbst
oder zeitigen Frühjahr geerntet, oder erst im letztern gesäet und sobald wie irgend möglich geerntet
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werden. Zunächst ist als Herbststoppelpflanze der weiße Senf zu nennen. Er gedeiht auf allen einigermaßen tragbaren Böden, sofern seine Wurzeln tief in den Untergrund dringen können, und eine tiefe Bearbeitung, besonders mit Untergrundspflug, sagt ihm für seine schnelle Entwickelung vorzüglich zu, ohne dieselbe zu bedingen. Die Aussaat beträgt 50 kg pro Hektar, der Ertrag 300 Ztr. Als Vorfrucht eignet sich jede Pflanze, sofern sie nur dem Senf noch ca. sieben Wochen bis zum Eintritt des Frostes zur Entwickelung übrigläßt. Ebenso eignet sich der Senf als Frühjahrsvorfrucht vor Pflanzen, welche spät ins Feld kommen, z. B. Mais, Kraut, allenfalls Runkelrüben. Ferner ist dem Senf der Platz nach sehr zeitig geernteten Futtergewächsen, wie Raps und Roggen, zu Grünfutter, hinter Inkarnatklee, Wickgemenge, ferner hinter Kümmel und endlich nach sich selbst anzuweisen; unter leidlich günstigen Verhältnissen kann er selbst dreimal das Feld in einem Jahr einnehmen.
Auch der silbergraue Buchweizen eignet sich vorzüglich zum Vor- und Nachbau. Wo der Boden zu leicht, aber nicht arm an Humus ist, kann es angezeigt sein, Senf mit Buchweizen im Gemenge zu bauen oder den letztern allein zu säen. Seine Vegetationszeit ist etwas länger als die des Senfs, er kann aber recht gut auf sich selbst, nach Halmgetreide, Raps, Futtergemenge etc. folgen, sobald ihm noch 7-8 Wochen bis zum Eintritt des Frostes bleiben; auch kann er vor Raps gebaut werden.
Auf Humusboden, mit Kali gedüngt, vermag der Buchweizen enorme Erträge an Grünfutter zu gewähren, zumal wenn der Boden nicht arm an Stickstoff ist oder eine Düngung mit Chilisalpeter zur Hilfe gegeben wird; zur Nachfrucht aber ist reichlicher Ersatz an Nährstoffen, zumal Kali und Phosphorsäure, zu geben. Er verhält sich demnach weit weniger günstig als der Senf und ist diesem nur im Notfall vorzuziehen. Die Aussaat pro Hektar beträgt 120 kg, der Ertrag stellt sich auf 300-400 Ztr. Grünfutter pro Hektar.
Die Stoppelrübe, vorwiegend nur in kleinen bäuerlichen Wirtschaften gewürdigt, ist nicht weniger als die vorhergehenden Pflanzen geeignet, durch den Stoppelanbau den Futterreichtum einer Wirtschaft für den ersten Teil des Winters namhaft zu vermehren. Unmittelbar nach der Ernte wird die Stoppel umgebrochen (ist es thunlich, mit dem Untergrundspflug gelockert), das Feld abgeeggt, leicht gewalzt und der Same in 40-45 cm weiten Reihen gedrillt (4 kg pro Hektar).
Nach der Saat wird gewalzt und nach dem Auflaufen mit der Handhacke oder mit der Pferdehacke auf 30 cm verdünnt. Bei zu dichtem Stand und Mangel an Zeit eggt man stark. Ein Befahren, resp. Behacken der Stoppelrübe ist sehr lohnend. Wenngleich die Stoppelrübe die Ackerkrume erheblich erschöpft, so wird doch das Futter, mithin der Dünger, bedeutend vermehrt, resp. verbessert. Auch werden die Rauhfuttermittel bei Zufutter von Rüben bei weitem vollkommener verdaut. Der Ertrag beträgt 400 Ztr.