Zorndorf
,
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Frankfurt,
[* 2]
Kreis
[* 3]
Königsberg
[* 4] i. N., hat eine evang.
Kirche und (1885) 1138 Einw.
Zorndorf
ist geschichtlich denkwürdig durch den
Sieg
Friedrichs d. Gr. über die
Russen Die
Russen
unter
General
Fermor waren 1758 nach Besetzung
Ostpreußens bis in die
Neumark vorgedrungen und hatten die Belagerung von
Küstrin
[* 5] begonnen. Auf die Nachricht hiervon brach der König aus
Schlesien
[* 6] mit 14,000
Mann in
Eilmärschen nach
der
Neumark auf, vereinigte sich am 21. bei
Küstrin mit den 32,000 Mann des
Generals v.
Dohna und ging 23. Aug. bei
Güstebiese
über die Oder.
Auf die
Kunde hiervon hob
Fermor die Belagerung von
Küstrin auf und erwartete mit seinen 50,000 Mann und zahlreicher irregulärer
Reiterei bei dem Dorf Quartschen, im
Rücken und in der rechten
Flanke durch den morastigen
Grund der Mietzel
gedeckt, den
Angriff der
Preußen
[* 7] von
Norden
[* 8] her.
Friedrich umging 24. Aug. die russische
Stellung und stellte sich am
Morgen des 25. südlich
von ihr bei Zorndorf
auf, wodurch
Fermor genötigt war, seine
Fronte umzukehren.
Friedrich richtete seinen Hauptangriff
gegen den rechten
Flügel der
Russen, doch erfolgte derselbe nicht rasch und gleichmäßig
¶
mehr
genug und war daher erfolglos. Die russische Kavallerie stürmte aus der Mitte des sich öffnenden Karrees hervor und warf
acht preußische Bataillone auf Zorndorf
zurück, während auch die Infanterie des rechten russischen Flügels sich vorwärts bewegte,
um die gewonnenen Erfolge zu sichern. Da stürzte sich Seydlitz mit seiner gesamten Kavallerie auf die
russische, brachte sie zum Weichen und zerschmetterte auch die Infanterie des feindlichen rechten Flügels, die über die Mietzel
floh, wohin ihr auch Fermor folgte.
Darauf ließ der König um 2 Uhr [* 10] nachmittags den bisher noch nicht in Thätigkeit gewesenen rechten Flügel gegen den ebenfalls noch unberührten linken Flügel der Russen vorrücken. Die russische Kavallerie, die sich wieder gesammelt hatte, stürzte sich auf die preußische Infanterie und brachte 13 Bataillone zum Weichen. Schon schien die Schlacht verloren, als Seydlitz zum zweitenmal an der Spitze von 61 Schwadronen (8000 Mann) rechtzeitig herbeieilte, sich in die entstandene Lücke warf und den Feind in die Moräste bei Quartschen zurückdrängte.
Auch das preußische Fußvolk ging wieder vor. Es entstand nun ein wildes Handgemenge mit Bajonett, Kolben und Säbel Mann gegen Mann, bis eine Seitenbewegung der Preußen, welche die Russen mit Umzingelung bedrohte, diese zum Rückzug bewog, welcher bald in verwirrte Flucht ausartete. Doch behauptete ein Teil der Russen eine gesicherte Stellung auf einer Anhöhe am Galgengrund, welche die Preußen nicht nehmen konnten. Auch diese waren erschöpft und in Unordnung geraten und mußten sich erst wieder sammeln, so daß die Schlacht nicht mit der Vernichtung der Russen endete. Erst 27. Aug. zogen sich diese zurück. Sie hatten in der zwölfstündigen Schlacht 18,000 Tote und Verwundete, 103 Geschütze, [* 11] 3000 Gefangene und einen Teil ihrer Kriegskasse, die Preußen 10,000 Mann an Toten und Verwundeten, 1500 Gefangene und 26 Geschütze verloren. Friedrich selbst schrieb den Sieg nicht sich, sondern dem rechtzeitigen Eingreifen Seydlitz' zu.
Vgl. Schottmüller, Die
Schlacht bei Zorndorf
(Berl. 1858).