Zinzaren
(Rumuni, Makedo-, Mauro- oder Kutzo-Wlachen), ein romanischer Volksstamm, der, zerstreut über die
Balkanhalbinsel,
[* 2] ein wichtiges Kulturelement derselben bildet. Auch in
Österreichs großen
Städten und
Istrien
[* 3] sind sie
vertreten, wo weltbekannte
Firmen, wie die
Sina, ihnen entsprossen. In
Bulgarien,
[* 4]
Makedonien,
Thrakien und
Albanien gehört ihnen
die
Elite der
Kaufmannschaft an.
Ackerbau und
Viehzucht
[* 5] treibend, finden wir die Zinzaren
in größern
Gruppen im SO. der Türkei,
[* 6] am
See von
Janina und im
Pindos.
Kleine Volksinseln bilden sie bei Castoria,
Ochrida, in
Albanien und bei Tatarbasardschik. In
Griechenland
[* 7] bewohnen
sie den Nordosten, wo sie »Kutzowlachen« (hinkende
Walachen) genannt werden. Die Bezeichnung Zinzaren
erhielten sie von
den
Slawen wegen ihrer
Aussprache der Zahl 5 mit zinz statt tschintsch; sie selbst nennen sich Rumuni und halten sich für
Nachkommen der
Römer.
[* 8] Die Zinzaren
gehören sämtlich der orthodox-griechischen
Kirche an, doch wird die
Liturgie
in romanischer
Sprache
[* 9] gelesen.
Außer ihrer eignen
Sprache sprechen die meisten auch griechisch, welches von ihnen mangels eigner Litteratursprache als
Handelssprache
adoptiert wurde. In
Albanien sind die Zinzaren
meist
Hirten; andere sind wandernde
Waffen- und Goldschmiede, wieder andre
vortreffliche
Architekten und
Maurer. Als fleißig und nüchtern bekannt, ist der Zinzare überall gesucht, und er erwirbt
bei seiner sparsamen Lebensweise sich schnell ein kleines
Vermögen. Ihr
Typus ist ein charakteristischer, auch abgesehen von der
auch in der
Fremde beibehaltenen, der albanesischen gleichenden
Tracht: dunkle
Haare,
[* 10] wohlgeformter
Kopf mit scharfen
Gesichtszügen und intelligente, stechende
Augen zeigen den Zinzaren
an. In politischer Beziehung zeigen sich die Zinzaren als Feinde
der
Türken;
aber ohne besondere geschichtliche Vergangenheit, zerstreut zwischen andern Völkern, ist kein eigentlicher Nationalsinn bei ihnen entwickelt. Im S. sind sie stark in der Gräzisierung begriffen.
Was ihre Anzahl betrifft, so
gibt
Pouqueville für
Griechenland (in seinen alten
Grenzen)
[* 11] 11,000 Zinzaren
, für das Pindosgebiet 70,000 an. Auf der übrigen
Balkanhalbinsel
rechnet man 600,000.
Vgl.
Kanitz, Die Zinzaren
(in »Mitteilungen der
Wiener Geogr.
Gesellschaft« 1863);
Weigand, Die Sprache der Olympo-Walachen (Leipz. 1888).