Ziegel
,
Ziegel
brennerei etc., s.
Mauersteine.
[* 2]
Ziegel
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Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Ziegel,
Ziegel
brennerei etc., s.
Mauersteine.
[* 2]
Ziegel.
Diesen Namen führen die einfachsten Thonwaren; man unterscheidet der Form nach Ziegel
steine (Mauersteine,
Backsteine) und Dachziegel.
Die beste und eigentliche Ziegelerde ist der häufig vorkommende Lehm, weil er schon
von Natur diejenige Mischung hat, die ihn zu Ziegel
waren tauglich macht. Er ist ein Thon, der durch Gehalt an Sand, Eisenoxyd
und zuweilen auch etwas Kalk mager ist, d. h. nicht die schlüpfrige, zähe und bildsame Beschaffenheit hat wie
die reinem Thone, die sog. fetten.
Allerdings kommen auch Lehmsorten vor, die ziemlich fett sind; man setzt dann Sand zu, um das Verziehen
der Steine beim Brennen zu verhüten. Den gegrabenen Lehm läßt man gern eine Zeit lang, am besten einen Winter hindurch,
im Freien liegen, wodurch er bildsamer wird. Bei dem altherkömmlichen Betriebe wird der Lehm eingesumpft, durch Treten mit
den Füßen geknetet, und dann auf bekannte Weise mit der Hand zu Ziegeln
geformt; diese werden lufttrocken
gemacht und dann gebrannt. Bei dem Treten werden zugleich Steine, Kalknieren u. dgl.
gefunden und beseitigt. Neben dieser Hand- und Fußarbeit, welche immer die besten
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Z. ergibt, hat sich aber zunehmend ein Großbetrieb mit Dampf, Maschinenarbeit und Massenproduktion eingeführt, dessen Ware aus verschiednen Ursachen stets weniger genügend ist als das Handerzeugnis, schon deshalb, weil hierbei zur Reinigung der Masse weniger geschehen kann. Das Kneten mit den Füßen wird hier gewöhnlich durch sog. Thonschneiden ersetzt; dieselben bestehen aus einem Hohlraum, in welchem eine stehende Welle, oder auch zwei gegeneinander arbeitende sich drehen und mittels flügelförmig angesetzter Messer den Thon durcharbeiten und zugleich, vermöge der schrägen Lage der Messer, zu einer der untern (bei liegenden Wellen seitlichen) Öffnungen hinausdrängen.
Diese Ausgangsöffnung ist, wenn die Thonschneide für sich arbeitet, mit einem Gitter versehen, durch
welches Steine u. dgl. zurückgehalten werden.
Gewöhnlich sind aber Thonschneide und Formapparate in Eins gebracht: der Thon tritt unten horizontal in Form endloser Riegel
heraus, welche durch einen Mechanismus zerschnitten und in einzelne Backsteine zerlegt werden. Für Dachsteine gibt es keine
Maschinen. Es gibt übrigens mancherlei Konstruktionen von Ziegel
pressen. In Deutschland arbeiten
namentlich die Sachsenberg'sche (von Roßlau a. d. Elbe), die von Schlickeysen in Berlin,
und die Hertelsche von Nienburg a. d. Saale, welche die beliebteste zu sein scheint und
auch Verblend- und Hohlziegel
liefert. Solche Maschinen liefern mit einer Dampfkraft von 7-8 Pferden pro Arbeitstag
etwa 12-15000 Z. In England und Amerika werden die Trockenpressen vorgezogen, für die man den Lehm nur erdfeucht vorzubereiten
hat. Es sind dies sehr teure Apparate, welche mit der Kraft einer hydraulischen Presse arbeiten; die Z. müssen sehr stark
gebrannt werden, sind aber allerdings auch sehr schön.
Die Maschinen überhaupt gestatten die Herstellung gewisser Arten von Z., die durch die Handarbeit in
vorteilhafter Weise nicht gewonnen werden können. So werden namentlich jetzt viel Backsteine der Länge nach mehrmals durchlocht,
wofür in der Formmündung der Maschine Dorne eingesetzt sind in der Weise wie beim Pressen von Drainröhren (s. d.) ein einzelner
wirksam ist. Bei solchen Steinen wird an Masse und Brennstoff gespart ohne daß sie dadurch schlechter
wären als die massiven; sie sind aber bedeutend leichter als diese, was für manche Bauzwecke von Belang ist und auch die
Transportfähigkeit der Steine erhöht, während gewöhnliche Steine die Kosten der Versendung in weitere Fernen
nicht ertragen, wenn nicht Wasserfracht zu Gebote steht. Es gibt daher auch überall Ziegeleien
von kleinerm Umfange, während
die großen Ziegel
fabriken sich in der Nähe größerer Städte angesiedelt haben.
Für Gewölbebauten hat man noch leichtere, jedoch nicht aus Lehm, sondern aus Thon und Chamotte gefertigte Z., die Hohlziegel.
Unter den verschiednen Ofenanlagen zum Brennen der Z. zeichnen sich die neuen Konstruktionen aus, welche
einen kontinuierlichen Betrieb gestatten. Es sind dies die sog. Ringöfen von Schwarz in Breslau
und von Hoffmann und Licht in Berlin. Hier bilden die Brennkammern und
Feuerstellen einen geschlossenen Zirkus, mit einem
Schlot in der Mitte. Der Betrieb ist umlaufend; die Feuerung wird immer vor diejenige Abteilung verlegt,
welche fertig gebrannt und noch glühend ist, und die Luft so geführt, daß sie erst durch diese Abteilung streichen muß
und deren Hitze mitnimmt; die Feuerluft brennt nun die nächste Abteilung gar, geht dann sich abkühlend weiter und hitzt
frisch eingesetzte Z. vor, bis sie durch einen der Kanäle in den Schlot entlassen wird. Der Gang der Luft wird durch Schieber
geregelt. -
Im Gegensatz zu dem Ziegel
brennen in Öfen gibt es eine Methode, welche ohne jeden Ofen gleich neben der Lehmgrube ausgeführt
werden kann, die sog. Feldbrennerei. Die lufttrocknen Z. werden hierbei
auf dem geebneten Boden zu langen Schobern, die sich nach oben verjüngen, aufgebaut; zwischen die einzelnen Schichten wird
Steinkohlenklein gestreut. Beim Aufbauen werden Feuerungskanäle am Boden ausgespart und mit trocknem Holze gefüllt. Das Ganze
wird dann mit Rasen oder nassem Lehm überkleidet, sodaß nur zu oberst einige Zuglöcher offen bleiben,
und schließlich das Feuermaterial angezündet.
Der Brand wird ganz wie eine Holzverkohlung in Meilern durchgeführt und es dauert ziemlich lange Zeit, bis die Z. überall gehörig durchglüht sind. Eine Gleichförmigkeit ist indes in dieser Weise noch weniger zu erzielen wie im Brennofen; man erhält stets viele zu stark und zu wenig gebrannte, formlose und zersprungene, überhaupt eine unschöne Ware. Die Feldbrennerei wird dennoch in England, Belgien und Frankreich fast ausschließlich betrieben und wird bei der dortigen bessern Einübung der nicht leichten Arbeit das Produkt jedenfalls besser ausfallen als bei den in Deutschland gelegentlich vorkommenden Bränden. Die Z. erhalten nach dem Brennen eine rote Farbe, die je nach dem Eisengehalt derselben heller oder dunkler ist; diese Färbung rührt daher, daß das im Lehm enthaltene Eisenoxydhydrat sein chemisch gebundenes Wasser verliert und sich in rotes Eisenoxyd verwandelt. -
Wenn die Z. an einzelnen Stellen des Ofens zu viel Hitze bekommen, so schmelzen sie oberflächlich und
erhalten eine glatte glasartige Oberfläche von grüner, brauner, braungelber oder graublauer Farbe. Diese sog.
Glasköpfe oder Klinker saugen kein Wasser mehr ein und sind für gewöhnliche Backsteinmauern nicht zu brauchen, weil sie
den Mörtel nicht binden. Ihre zufällige Entstehung wird daher in der Regel nicht gern gesehen, außer
wo Gelegenheit ist, sie zu Wasser- und Grundbauten oder zum pflastern zu verwenden, wozu sie sehr gut geeignet sind. - Das
Brennmaterial für Z. ist, da von Holz meistens abgesehen werden muß, Stein-, Braunkohle und Torf. Am passendsten sind und
am meisten verwendet werden die Steinkohlen; die Ziegeleien
verbrauchen von der jährlichen Steinkohlenförderung
einen ganz bedeutenden Anteil. Jetzt sind eine gewisse Sorte gut gearbeiteter hellgelber Ziegel
sehr beliebt, die zu Rohbau
(ohne Abputz) verwendet werden. Über feuerfeste Z. siehe Chamotte. - Z.
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aus Lehm, Thon oder Chamotte, nicht glasiert, zollfrei: glasiert Nr. 38 b.