Yorck
von
Wartenburg
,
Hans
Dav. Ludw.,
Graf, preuß. Feldmarschall, geb. zu
Potsdam,
[* 3] trat 1772 als
Junker in
die
Armee, wurde aber 1779 wegen
Ungehorsam kassiert und ging 1781 in holländ. Dienste,
[* 4] wo er als
Kapitän 1783-84 die Feldzüge in
Indien mitmachte. Darauf nahm er seinen
Abschied und kehrte 1785 nach
Preußen
[* 5] zurück, wo
es ihm 1787 gelang, wieder angestellt zu werden. Seit 1792 Major, zeichnete er sich im poln.
Feldzug von
1794 bei Szekoczyn aus und wurde 1799 Commandeur des Fußjägerregiments.
Yorck
erwarb sich große Verdienste um die Einführung des Schützendienstes im
Sinne der neuern Kriegführung, wurde 1803 Oberst, 1805
Brigadier
und befehligte 1806 im
Kriege gegen
Frankreich erst die
Vorhut, später die Nachhut des
Herzogs von
Weimar,
[* 6] dessen Elbübergang
er durch das musterhaft geleitete
Gefecht von
Altenzaun (26. Okt.) deckte. Auf dem weitern Rückzug führte
er die Nachhut des Blücherschen Korps, wurde in Lübeck
[* 7] verwundet und gefangen und 1807 so spät ausgewechselt, daß er
erst nach der
Schlacht von
Friedland wieder zum
Heere kam. In Königsberg
[* 8] wurde er zum Generalmajor ernannt. Bei der Reorganisation
des
Heers erhielt Yorck
die westpreuß.
Brigade, 1810 die
Generalinspektion über sämtliche
leichte Truppen,
deren Ausbildung für den Felddienst er mit Erfolg leitete, und 1811 mit ausgedehnten
Vollmachten das Generalgouvernement
von
Ost- und Westpreußen.
[* 9] Im Feldzug von
1812 wurde Yorck
dem preuß. Hilfskorps unter Grawert,
das zum 10. Korps (Macdonald) der franz.
Armee gehörte, als Generallieutenant und zweiter Befehlshaber
zugeteilt und übernahm nach Grawerts Abgang den Oberbefehl über die preuß.
Truppen.
Beim Rückzug der
Großen
Armee führte Yorck
die Nachhut und verlor die
Verbindung mit den franz.
Kolonnen. Von
den russ.
Heerführern
zum
Abfall von
der franz. Sache gedrängt und ohne bestimmte
Weisungen von
Berlin,
[* 10] entschloß er sich zu
der
Konvention von
Tauroggen (s. d.), kraft der das preuß. Korps
neutrale Quartiere bezog und die weitere
Entscheidung dem König anheimstellte. Zwar mußte der König, durch die Verhältnisse
und Napoleon Ⅰ. noch beengt, diesen Schritt öffentlich mißbilligen, bald aber ließ er Yorck
volle Gerechtigkeit widerfahren.
Als Gouverneur von
Preußen war er bei der ersten Errichtung der Landwehr und der Organisation der
Volksbewaffnung thätig,
führte dann sein Korps zugleich mit den in
Pommern
[* 11] mobil gemachten
Truppen nach der
Mark, zog in
Berlin ein und schlug 5. April bei
Möckern und Dannigkow den aus
Magdeburg
[* 12] vorgerückten Vicekönig von
Italien.
[* 13] Bei
Bautzen
[* 14] hatte Yorck
den
linken Flügel und deckte am 21. den Rückzug. Bei der Formation der
Armee während des Waffenstillstandes wurde das Yorcksche
(1.) Korps dem schles.
Heer unter
Blücher zugeteilt, trug 26. Aug. das meiste zum
Sieg an der
Katzbach bei, erzwang 3. Okt. den
Elbübergang gegen das 4. franz. Korps
(Bertrand) bei Wartenburg
(s. d.), errang 16. Okt. bei Möckern die Ehre des
Tags und drängte die bei
Leipzig
[* 15] geschlagenen
Franzosen in der Verfolgung am 20. über die
Unstrut.
Zum
General der Infanterie ernannt, ging Yorck
in der Neujahrsnacht bei
Caub über den Rhein und rettete
im Feldzug von 1814 bei Montmirail 11. Febr. Sacken,
der sich unvorsichtig in ein
Gefecht eingelassen, vor völligem
Untergange;
auch entschied er bei Laon 9. März durch seinen
Angriff den
Sieg. Die
Schlacht von
Paris
[* 16] 30. März war seine letzte. Am 3. Juni wurde er
vom König unter Beilegung des
Namens Yorck
von Wartenburg
in den Grafenstand erhoben, begleitete die Monarchen nach
London
[* 17] und erhielt den Oberbefehl über alle
Truppen und Festungen in
Schlesien.
[* 18]
Bei Napoleons Ⅰ. Rückkehr von Elba 1815 erhielt er das Kommando über das 5. Korps, das sich als Reserve an der
Elbe sammeln
sollte. Yorck
sah darin eine Zurücksetzung und
bat um seinen
Abschied, den ihm der König aber erst nach dem Frieden und nach
mehrmals wiederholtem Gesuch bewilligte. Seitdem lebte er zurückgezogen auf seiner ihm als
Dotation verliehenen Besitzung
Klein-Öls bei
Breslau.
[* 19] Am ernannte ihn der König zum Feldmarschall. Er starb zu
Klein-Öls.
Ein
Standbild (von
Rauch) ward ihm zu
Berlin gesetzt. Yorck
war ein strenger und unzugänglicher Charakter, von großer
Hartnäckigkeit. Für das Wohl seiner
Truppen jederzeit sorgsam bemüht, war er deshalb bei der Mannschaft beliebt. Seinen
Namen führt das preuß. 1. Jägerbataillon. –
Vgl. Seydlitz,
Tagebuch des preuß.
Armeekorps im Feldzug 1812 (2
Bde., Berl. 1823), und vorzüglich
Droysen, Das Leben des Feldmarschalls
Grafen Yorck
von Wartenburg
(10. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1890).
Sein Enkel Maximilian Hans Ludw. David, geb. hat sich durch sein Werk «Napoleon als Feldherr» (2 Bde., Berl. 1885‒86) einen Namen als Militärschriftsteller gemacht.