Wraclaw
5 Wörter, 39 Zeichen
Wraclaw
[* 2] 1) deutsches Bistum, wird ums Jahr 1000 zuerst genannt, indem bei Thietmar von Merseburg [* 5] ein Bischof Johann von Breslau erwähnt wird. Bischof Walther (1149-69) erbaute den Dom; Jaroslaw, Sohn des Breslauer Herzogs Boleslaw I. (1198-1201), brachte das Gebiet von Neiße [* 6] dem Bistum zu; Thomas II. (1270-92) erstritt von Herzog Heinrich IV. die Obergerichte, den Blutbann und das Jus ducale. Preczislaw v. Pogarell (1341-1376) stellte sich nebst der ganzen schlesischen Kirche unter den Schutz Böhmens, erwarb mehrere Herrschaften, darunter 1344 das Fürstentum Grottkau, und nannte sich Fürst von Neiße und Herzog von Grottkau.
Das Bistum, seines Reichtums wegen »das goldene« genannt, gehörte zunächst zum Erzstift Gnesen und trat erst 1354 unter die unmittelbare Oberhoheit des Papstes. Seit dem 17. Jahrh. war es eine Versorgungsanstalt für kaiserliche Prinzen oder jüngere Sprößlinge andrer Fürstenhäuser, die zugleich die Oberlandeshauptmannschaft führten. 1742 kam das Bistum an Preußen, [* 7] nur ein kleiner Teil blieb österreichisch. Unter dem Bischof Fürst Joseph Christian von Hohenlohe-Bartenstein wurde der in Preußen liegende Teil des bischöflichen Fürstentums Neiße säkularisiert, den in Österreich [* 8] liegenden (Johannesberg, Freiwaldau, Zuckmantel) behielt der Bischof und damit den fürstlichen Titel.
Von 1817 bis 1823 war der Bischofsstuhl unbesetzt; das Konkordat von 1821 sicherte sein Fortbestehen, unterwarf ihn wieder unmittelbar dem Papst und gab das von Friedrich d. Gr. beanspruchte Wahlrecht dem Kapitel zurück, nur das Bestätigungsrecht dem König belassend. Der erste Bischof nach dem Konkordat war Emanuel von Schimonski (1823-32). Der 1835 gewählte Fürstbischof, Graf Leopold von Sedlnitzky, eine Zierde der Kirche, resignierte 1840, wurde evangelisch und zog sich mit dem Titel eines Staatsrats nach Berlin [* 9] zurück, wo er 1871 starb. 1841 folgte Joseph Knauer, auf diesen 1845 Melchior, Freiherr v. Diepenbrock, der Kardinal wurde, 1853 starb und Heinrich Förster zum Nachfolger erhielt, welcher 1876 in Preußen entsetzt wurde.
Als er 1881 starb, wurde Propst Robert Herzog sein Nachfolger. Der Sprengel des Bistums erstreckt sich über das ganze preuß. Schlesien [* 10] (mit Ausnahme von Glatz, [* 11] das zum Erzbistum Prag, [* 12] u. vom Kreis [* 13] Leobschütz, [* 14] der zum Erzbistum Olmütz [* 15] gehört), einen Teil von Österreich.-Schlesien u. seit 1821 und 1853 auch über die katholischen Gemeinden von Brandenburg [* 16] und Pommern. [* 17]
Vgl. Stenzel, Urkunden zur Geschichte des Bistums Breslau im Mittelalter (Bresl. 1845);
Ritter, Geschichte der Diözese V. (das. 1845);
Grünhagen und Korn, Regesta episcopatus Vratislaviensis (das. 1864, Teil 1).
2) Herzogtum, der mittlere Teil Schlesiens, stand seit 1163 unter der Herrschaft eines piastischen Hauses, das 1179 auch Niederschlesien (Liegnitz) [* 18] erwarb. Während in der Folge die mächtigste Linie der Herzöge von Niederschlesien immer in Liegnitz Hof [* 19] hielt, wurde Breslau bei den vielfachen Teilungen der Piasten mehrmals Sitz einer Seitenlinie, so 1241-90 und 1311-1327. In letztem Jahr verkaufte Herzog Heinrich VI. von Breslau sein Land an König Johann von Böhmen. [* 20] Mit Böhmen kam es 1526 unter österreichische Herrschaft und 1742 im Frieden von an Preußen (s. Schlesien, Geschichte).
[* 2] (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der preuß. Provinz Schlesien und des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. unten), dritte königliche Residenz, liegt unter 51° 7' nördl. Br. und 17° 2' östl. L. v. Gr., 111 m (Höhe am Unterpegel der Oder) über der Ostsee in einer weiten, fruchtbaren Ebene, zu beiden Seiten der Oder, welche hier die Ohle aufnimmt und mehrere Inseln (Sandinsel, Bürgerwerder etc.) bildet. Breslau, das unter den Städten des Deutschen Reichs nach Berlin u. Hamburg [* 21] die dritte Stelle, unter denen der preußischen Monarchie somit die zweite einnimmt, besteht aus der innern Stadt (früher Alt- und Neustadt) [* 22] und fünf Vorstädten: der Ohlauer Vorstadt im SO., der Schweidnitzer im S., der Nikolaivorstadt im W., der Oder- und der Sandvorstadt im N., welch letztere aus den ehemaligen Vorstädten Sand- und Dominsel zusammengesetzt ist.
Der Bürgerwerder und andre Oderinseln sind der Odervorstadt in administrativer Beziehung zugeteilt. Seit sind sieben Ortschaften mit zusammen 14,417 Einw. der Stadt einverleibt worden. Die früher vorhandenen sechs Thore sind gegenwärtig, nachdem die Festungswerke seit 1813 in schattige Spaziergänge umgewandelt worden, nur noch teilweise an den Brückenübergängen kenntlich, welche aus der Innenstadt in die Vorstädte führen. Die Ufer der Oder und der Inseln sind durch 10 eiserne, 5 hölzerne und 3 steinerne Brücken [* 23] verbunden. Außerdem bestehen 3 große Eisenbahnbrücken, 5 Brücken über den Stadtgraben und 4 Brücken nur für den Personenverkehr.
Die Zahl der öffentlichen Plätze, Straßen und Wege der Stadt beträgt 290. Von den Plätzen verdient vor allen Erwähnung der ziemlich quadratische Hauptmarkt oder der »Ring«, zugleich Zentrum der Stadt, auf welchem das alte, mit Erkern und bilderreichen Simsen gezierte Rathaus, das neue Stadthaus, einige Reihen von Privatgebäuden und zahlreiche Verkaufsstellen (ständige »Bauden«) sich befinden. Vor dem Stadthaus steht die Reiterstatue Friedrichs d. Gr. (von Kiß, seit 1842), an der Westseite desselben die Reiterstatue Friedrich Wilhelms III. (ebenfalls von Kiß, seit 1861), an der Ostseite des Rathauses die sogen. Staupsäule (einst Pranger).
Andre Marktplätze sind: der Blücherplatz (früher Salzring) mit dem ehernen Standbild Blüchers (von Rauch, seit 1827), an der südlichen Seite von dem alten Börsengebäude, welches jetzt Gesellschaftszwecken dient, begrenzt;
der Neumarkt (zweitgrößter Marktplatz der Stadt) mit dem Standbild Neptuns (vom Volk Gabeljürge genannt) in einem Springbrunnen;
der in der Schweidnitzer Vorstadt belegene Tauenzienplatz mit dem Marmordenkmal des Generals Tauenzien (von Schadow), der die Stadt 1760 gegen die Österreicher unter Laudon glücklich verteidigte;
der Museumsplatz mit dem schlesischen Provinzialmuseum und dem kaiserlichen Telegraphenamt;
der Palais- oder Exerzierplatz, zwischen dem Neuen Theater, [* 24] der Promenade, dem Ständehaus, der Reichsbank und dem Südflügel des königlichen Schlosses;
der Kaiserin Augusta-Platz mit dem gotischen Siegesdenkmal, dem Realgymnasium zum Heiligen Geist und der neuen königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule;
der Berliner [* 25] Platz mit großer Fontane, der Platz am Zentralbahnhof, der Königsplatz, Ritterplatz, der Lessingplatz mit dem neuen Regierungsgebäude und großer Turnhalle, der Domplatz mit dem
[* 3] ^[Abb.: Wappen [* 26] von Breslau.] ¶
Maßstab [* 28] 1:19,000
Adalbert-Kirche | D 2 |
Adalbert-Straße | D 1 |
Albrechts-Straße | C D 2 |
Alexander-Straße | E 3 |
Allerheiligen Hospital | B 2 |
Altbüßer Ohle | C D 3 |
Altbüßer Straße | D 2, 3 |
Amts-Gericht | C 3 |
Antonien-Straße | B C 3 |
Arbeitshaus, Städt. | D 1 |
Artillerie-Laboratorium | B 1 |
Bahnhof d. Niederschles.-Märk. Eisenbahn | A 3 |
Bahnh., Oberschles. Eisenb. | E 4 |
Bahnhof-Straße | E 3, 4 |
Barbara-Kirche | B 2 |
Bastei-Gasse | D 2 |
Belvedere | D 3 |
Berliner Platz, Am | B 3 |
Berliner Straße | A 3 |
Bernhardin-Hospital | D 2 |
Bernhardin-Kirche | D 2 |
Bernhardin-Kirchhof | F 1 |
Bethanien-Hospital | F 3 |
Bibliothek (Universität) | D 1 |
Bischof-Straße | D 2 |
Bismarck-Straße | C 1 |
Blücher-Platz | C 3 |
Blücher-Denkmal | C 3 |
Blücher-Straße | C 1 |
Börse, Alte u. Neue | C 3 |
Botanischer Garten | D E 1 |
Breite Straße | D 2 |
Bürgerwerder | A B 2 |
Burg-Straße | C 2 |
Büttner-Straße | C 2 |
Christophori-Kirche | D 3 |
Claassen-Straße | D 2 |
Corpus-Christi-Kirche | C D 3 |
Dom | D 1 |
Dom-Brücke | D 1 |
Dominikaner-Platz | D 2 |
Dom-Platz | E 1 |
Dorotheen-Kirche | C 3 |
Dorotheen-Gasse | C 3 |
Elftausend-Jungfrauen-Kirche | C 1 |
Elisabeth-Kirche | C 2 |
Engelburg | C 2 |
Exerzier-Platz | C 3 |
Feld-Straße, Große | E 2, 3 |
Fränkel-Platz | E 4 |
Freiburger Bahnhof | B 3 |
Freiburger Straße | B C 3 |
Friedrichs II. Denkmal | C 2 |
Friedrich-Wilhelms III.-Denkmal | C 2 |
Friedr.-Wilh.-Platz | A 1 |
Friedr.-Wilh.-Straße | A B 2, 3 |
Friedrichs-Straße | B D 4 |
Fürstbisch. Residenz | D 1 |
Gabitz-Straße | B C 4 |
Garnison-Lazarett | A 2 |
Garnison-Begräbnis-Platz | E 2 |
Garten-Straße | C D 4 |
Garve-Straße | E 2 |
Gasanstalt | E 2, B 4 |
Gefängnis | C 3 |
Gewerbeschule, Königl. | D 1 |
Gouvernement-Gebäude | C 3 |
Graben, Der | D 2 |
Groschen-Gasse, Große | D 3 |
Groschen-Gasse, Kleine | C D 3 |
Gymnasial-Kirche | C D 2 |
Harras-Gasse | D 3 |
Hauptsteueramt | B 2 |
Hinterbleiche | C 1 |
Hinterhäuser | C 3 |
Hirsch-Straße | E 1 |
Hof-Kirche | C 3 |
Holtei-Straße | B 4 |
Holtei-Höhe (Ziegel-Bast.) | D E 2 |
Höfchen-Straße | C 4 |
Hummerei | C D 3 |
Johannes-Dom | D 1 |
Juden-Kirchhof | E 4 |
Junkern-Straße | C D 3 |
Kaiserin Augusta-Platz | D 2 |
Kaiser-Wilhelm-Straße | C 4 |
Karls-Platz | C 3 |
Kaserne | B 2, 3 |
Katharinen-Straße | D 2 |
Kätzel-Ohle | D 2 |
Kaufmanns-Zwinger | D 3 |
Ketzerberg | D 2 |
Kirch-Straße | D 2 |
Kloster der barmherzigen Brüder | E 3 |
Kloster-Straße | E 2, F 3 |
Königgrätzer Straße | F 3 |
Königs-Brücke | B 2 |
Königs-Platz | B 2, 3 |
Königs-Straße | C 3 |
König Wilhelms-Gymnasium | B 4 |
Kreuz-Kirche | D 1 |
Kunstschule | D 2 |
Kupferschmiede-Straße | C 2 |
Landrats-Amt | D 3 |
Lange Holz-Gasse | D 2 |
Lessing-Brücke | E 1 |
Lessing-Platz | E 2 |
Lessing-Straße | E 2 |
Liebich-Höhe | D 3 |
Lobe-Theater | E 2 |
Logen, Drei Vereinigte | D 1 |
Maler-Gasse | C 2 |
Margareten-Straße | E 2 |
Margareten-Mühle | F 3 |
Maria-Magdalena-Kirche | D 2 |
Mariannen-Straße | A 3 |
Mathias-Gymnasium | C 1, 2 |
Mathias-Kirche | C 2 |
Mathias-Platz | C 1 |
Mathias-Straße | C 1 |
Mauritius-Kirche | E 2 |
Messer-Gasse | C 2 |
Moltke-Straße | C 1 |
Münz-Straße | D 2 |
Museum | C 4 |
Museum-Platz | C 4 |
Nadler-Gasse | C 2 |
Neue Gasse | D 2, 3 |
Neuewelt-Gasse | C 2 |
Neumarkt | D 2 |
Nikolai-Kirche | A 2 |
Nikolai-Stadtgraben, Am | B 2, 3 |
Nikolai-Straße | B C 2 |
Nikolai-Vorstadt | A B 2, 3 |
Ober-Bergamt | D 3 |
Oberlandes-Gericht | D 2 |
Oberpräsidium | D 2 |
Oder-Straße, Neue | B 2, 3 |
Oder-Straße | C 2 |
Oder-Vorstadt | B C 1 |
Ohlau, Fluß | F 2 |
Ohlau-Ufer | E 2 |
Ohlauer Stadtgraben | D E 2, 3 |
Ohlauer Straße | C D 2 |
Ohlauer Vorstadt | E F 2, 3 |
Palais, Königliches | C 3 |
Paradies-Straße | E 3 |
Polizei-Präsidium | C 2 |
Post | D 2 |
Promenade | C D 1, D E 2 |
Pulver-Magazin | A 1 |
Rade-Gasse, Goldene | C 3 |
Rathaus | C 2 |
Real-Gymnasium | C D 3 |
Regierungs-Gebäude | E 2 |
Reichsbank | C 3 |
Reusche-Straße | B 3, C 2 |
Reußen-Ohle | C 3 |
Ring, Der | C 2 |
Ritter-Platz | D 2 |
Rosenthaler Straße | B C 1 |
Sadowa-Straße | C D E 4 |
Salvator-Kirche | D 4 |
Salvator-Platz | D 3 |
Salz-Straße | B C 1 |
Salz-Magazine, Königl. | B 1 |
Sand-Vorstadt | D 1 |
Sand-Brücke | D 1 |
Sand-Kirche | D 1 |
Sand-Straße | D 1, 2 |
Scheitniger-Straße | E 1 |
Schießwerder | A B 1 |
Schießwerder-Straße | B 1 |
Schloß-Ohle | C 3 |
Schloß-Straße | C 3 |
Schmiede-Brücke | C 2 |
Schuh-Brücke | C 2, 3 |
Schweidnitzer-Stadtgraben, Am | B C D 3 |
Schweidnitzer Straße | C 3 |
Schweidnitzer Vorstadt | B-D 4 |
Seminar-Gasse | D 2 |
Sieges-Denkmal | D 2 |
Siebenhufener Straße | B 3, 4 |
Siebenrade-Ohle | C 3 |
Sonnen-Straße | B 4 |
Stadt-Graben | B C D 3 |
Stadt-Theater | C 3 |
Ständehaus | C 3 |
Stern-Straße | D E 1 |
Stock-Gasse | C 2 |
Synagoge, Alte u. Neue | C 3 |
Taschen-Bastion | D 3 |
Taschen-Straße | D 3 |
Taschen-Straße, Neue | D 3, 4 |
Tannen-Gasse | D 2 |
Taubstummen-Institut | D 1 |
Tauenzien-Platz | C D 4 |
Tauenzien-Straße | C 4, E 3 |
Teich-Äcker | E 4 |
Teich-Straße | D 4 |
Telegraphen-Amt | C 4 |
Telegraphen-Straße | C 4 |
Trinitatis-Kirche und Hospital | B 4 |
Turnhalle, Städtische | E 2 |
Turn-Plätze | A 1 u. E 2 |
Ufer-Straße | E 1 |
Universität | C 1, 2 |
Universitäts-Brücke | C 1 |
Universitäts-Platz | C 2 |
Vinzenz-Kirche | D 2 |
Vinzenz-Straße | B C 1 |
Vorwerks-Straße | E F 3 |
Vorderbleiche | C 1 |
Wäldchen, Am | B 1 |
Wall-Straße | B C 3 |
Wasser-Hebewerk | F 2 |
Weiden-Damm | F 2 |
Weiden-Straße | D 3 |
Weiße Ohle | D 2 |
Weißgerber-Gasse | C 2 |
Werder-Straße | B 2 |
Wilhelms-Brücke | B 1 |
Zentral-Bahnhof | D E 4 |
Ziegel-Bastion (Holtei-Höh.) | D E 2 |
Ziegen-Gasse | D 2 |
Zwinger-Straße | D 3 |
Zwinger-Platz | C D 3 |
Dom und Parkanlagen, der große Schießwerderplatz (zu Ausstellungszwecken),
der Platz »am Wäldchen«, der infolge weiterer Zuschüttung des Ohlebettes gewonnene Platz »am Ohlau-Ufer«, der schöne Matthiasplatz mit Parkanlagen und großem Springbrunnen u. a. Die Straßen der innern Stadt sind bis auf wenige regelmäßig, nur etwas schmal, die der Vorstädte dagegen breit und schön. Unter ihnen sind besonders hervorzuheben: die Schweidnitzer, Ohlauer, Albrechts-, Reusche-, Nikolaistraße und Schmiedebrücke in der innern Stadt sowie die Tauenzien-, Neue Taschen-, Garten-, Friedrich-Wilhelms-, Kaiser Wilhelm-, Palmstraße und die Straßen am Stadtgraben entlang in den Vorstädten. Für Beleuchtung [* 30] wird durch drei der Stadtgemeinde gehörige Gasanstalten gesorgt. Durch die Abdämmung der Ohle, die jetzt oberhalb der Stadt in die Oder mündet, und die 1881 vollendete Schwemmkanalisation ist der Gesundheitszustand Breslaus sehr verbessert. Außer dem ältern Wasserhebewerk (durch Wasserkraft getrieben) versorgt seit 1871 ein Dampfwasserwerk die Stadt mit filtriertem Flußwasser.
hat 11 evang. Kirchen (darunter 5 ohne Parochialrechte), 1 altlutherische, 1 reformierte, 16 katholische (inkl. 3 Kloster- und 3 Anstaltskirchen), 1 altkath. Kirche, Versammlungslokale für Dissidenten, Herrnhuter etc. und 13 Synagogen. Unter den katholischen Kirchen sind bemerkenswert: der Dom zu St. Johannes dem Täufer, der um 1148 in gotischem Stil begonnen, gegen Ende des 15. Jahrh. vollendet, später im Renaissancestil des 17. und 18. Jahrh. erweitert und 1873-75 im Innern renoviert wurde, mit zwei Türmen (seit dem Brand von 1759 ohne Spitze), vielen Kapellen (darunter die prachtvolle Elisabethkapelle, 1680 erbaut), großen Reichtümern (z. B. einem Hochaltar aus gediegenem Silber) und prachtvollen Werken der Malerei und Bildnerei;
die Kreuzkirche (aus dem 13. und 14. Jahrh.), ein trefflicher Backsteinhallenbau in Kreuzform, mit Glasmalerei, [* 31] historischen Denkmälern (Grabmal Herzog Heinrichs IV. von Schlesien) und einer Krypte zu St. Bartholomäus, 1288 gegründet;
die kleine gotische Martinikirche (einst herzogliche Schloßkapelle);
die Kirche zu Unsrer Lieben Frauen auf dem Sande (daher gewöhnlich Sandkirche genannt) mit prächtigen Gewölben und Konsolen (1328 begonnen, 1369 vollendet, bis 1810 Kirche der Augustiner-Chorherren, im Innern sehr schön);
die Dorotheen- oder Minoritenkirche mit sehr hohem Dach, [* 32] aber ohne Türme (1351 von Kaiser Karl IV. gegründet);
die Matthiaskirche (von den Jesuiten 1736 im prunkendsten Rokoko erbaut);
die Vinzenzkirche, in welcher Herzog Heinrich II. unter einer Tumba liegt;
die 1883 vollendete Nikolaikirche, ein Neubau an Stelle der alten, während der Belagerung von 1806 niedergebrannten Kirche;
endlich die neue St. Michaeliskirche, ein zierlicher gotischer Bau (1871 vollendet).
Von den evangelischen Kirchen ist die erste und größte die Hauptkirche zu St. Elisabeth (1253 gegründet, im 14. und 15. Jahrh. neu erbaut und 1857 restauriert) mit 91 m hohem Turm [* 33] (vor 1529, als die Spitze desselben herabstürzte, noch bedeutend höher), der größten Glocke Schlesiens (110 metr. Ztr. schwer), vielen ausgezeichneten Kunstdenkmälern, berühmter Orgel, Glasmalereien und einem 16 m hohen steinernen Sakramentshäuschen (vom Jahr 1455); die zweite evangelische Hauptkirche, von der die Reformation 1523 für und einen großen Teil Schlesiens ausging, ist die zu St. Maria Magdalena, nach dem Muster des Doms im 14. Jahrh. gebaut, mit zwei durch eine hohe Brücke [* 34] verbundenen gotischen Türmen, vielen Denkmälern und neuem, prachtvollem Glasgemälde.
Ferner sind zu nennen: die St. Barbarakirche (seit 1740 zugleich Garnisonkirche) mit Tafelmalereien aus dem 14. und 15. Jahrh.;
die um 1400 gegründete, 1821 neuerbaute 11,000 Jungfrauen-Kirche, ein Zwölfeck mit Kuppel von 23 m Spannung;
die Bernhardinkirche mit kunstvoll gemalter Hedwigstafel, 1453 gegründet, in ihrem jetzigen Bau 1502 vollendet.
Ganz neu ist die in gotischem Stil von der Stadt erbaute Salvatorkirche. Unter den Synagogen ist die neue am Schweidnitzer Stadtgraben nächst der in Berlin die schönste und größte Deutschlands [* 35] (1872 vollendet).
Von andern öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswert: das großartige, neuerdings renovierte Rathaus im spätgotischen Stil, dessen Bau sich von der Mitte des 14. bis zum 16. Jahrh. hingezogen, innen und außen reich an Bildhauerarbeit, mit berühmtem Fürstensaal und mit dem nach einem ehemals dort ausgeschenkten Bier benannten Schweidnitzer Keller;
das an der Nordwestseite des Rathauses liegende, 1862 vollendete Stadthaus enthält den Sitzungssaal, die Konferenzzimmer und Büreaus der Stadtverordnetenversammlung, die städtische Sparkasse und die Stadtbibliothek;
das Elisabeth-, das Magdalenen- und das Johannesgymnasium;
das Universitätsgebäude mit der prachtvollen Aula Leopoldina (1728 von den Jesuiten gegründet, das Türmchen enthält die Sternwarte); [* 36]
das alte Regierungsgebäude (früher Palais des Fürsten Hatzfeld, nach dem Siebenjährigen Krieg erbaut);
das neue, im Bau begriffene Regierungsgebäude;
das königliche Oberlandesgericht (im frühern Vinzenzstift);
das neue, gegenwärtig umgebaute Hauptpostamtsgebäude;
das zweitürmige Amts- und Landgericht (frühere Stadtgericht) mit großem Strafanstaltsgebäude;
das Gebäude der königlichen Universitätsbibliothek (früher Augustinerkloster);
das katholische Matthiasgymnasium;
die fürstbischöfliche Residenz an der Domstraße;
die Alte Börse am Blücherplatz (erbaut 1822-24);
die Neue Börse, im gotischen Stil, an der Promenade (1867 eröffnet);
das Stadttheater (1872 neu erbaut);
daneben das Generalkommando;
das Gebäude der Generallandschaft;
das königliche Palais;
das Landtagshaus (früher Ständehaus), 1846 vollendet;
die Reichsbank;
das Museum der bildenden Künste (1880 eröffnet) mit dem Museum schlesischer Altertümer;
das neue Gymnasium (Sonnenstraße);
das königliche Staatsarchiv;
mehrere Kasernen (besonders die große Infanteriekaserne neben dem Amtsgericht und die Kürassierkaserne vor dem Schweidnitzer Thor);
dann die Bahnhofsgebäude der Freiburger und der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn sowie im SO. der 1857 im gotisierenden Burgstil erbaute Oberschlesische oder Zentralbahnhof;
das neuerbaute Trinitatishospital (mit eigner Kirche);
das städtische Krankenhospital zu Allerheiligen;
das neuerdings erweiterte Arbeitshaus;
das Lobe-Theater;
die von der Stadt erbaute königliche Gewerbe (Oberreal-) Schule.
Unter den Privatgebäuden zeichnet sich besonders das ganz mit Freskogemälden bedeckte Haus zu den sieben Kurfürsten am Ring aus. Eine der schönsten Zierden Breslaus bildet die sogen. Liebichshöhe, ein der Stadt von den Kaufleuten G. und A. Liebich geschenktes, aus der Taschenbastion errichtetes Belvedere, das eine weite Rundsicht gestattet.
Die Entwickelung Breslaus wird durch die Zunahme der Bevölkerung charakterisiert. Die Zahl der Zivileinwohner betrug im J. 1756: 54,774, zur Zeit des Siebenjährigen Kriegs (1763) nur 42,114, 1790 ¶
wieder 51,219, 1811: 62,504, 1840: 92,305, 1852: 116,235, 1867: 167,229 (und 4697 Militärpersonen), 1880: 268,310 (und 4592 Militärpersonen), am Schluß des Jahrs 1884: 295,300 Gesamtbevölkerung. Der Konfession nach entfallen von der Einwohnerzahl etwa 58 Proz. auf Protestanten, 36 Proz. auf Katholiken und 6 Proz. auf Juden.
Breslaus Gewerbthätigkeit ist bedeutend und macht Breslau zum Hauptsitz der schlesischen Industrie. Die Zahl der Aktiengesellschaften beträgt 46, die der Kommanditgesellschaften und Einzelfirmen 3075, die der eingetragenen Genossenschaften 15; außerdem gibt es über 3000 Handelsleute und über 17,000 Fabrikanten und selbständige Handwerker. In großartigem Betrieb befinden sich der Maschinenbau, der Bau von Eisenbahnwagen, die fabrikmäßige Möbel- und Bautischlerei, sodann die Fabrikation von Zigarren, Öl, Bier, Spiritus [* 38] und Likören, Baumwoll- und Kammgarn, Kleidungsstücken, Wäsche, Teppichen, Rauchwaren, Gold- und Silberwaren, Geldschränken, die Verfertigung von musikalischen Instrumenten, von Billards, die Porzellan- und Glasmalerei; ferner bestehen Wasser- und Dampfmahlmühlen, Knochenmühlen, Ölraffinerien, eine Glockengießerei, endlich viele Fabriken für Schokolade, Hüte, Strohgeflechte, Handschuhe, Schirme, Seife und Lichte, Zichorie, Tapeten, Buntpapier etc. Daneben steht der Gartenbau auf hoher Stufe und wird durch zahlreiche Handelsgärtner sorgsam gepflegt.
Sehr bedeutend ist der Handel und Verkehr Breslaus, der durch die Lage der Stadt an einem schiffbaren Hauptstrom Deutschlands, in der Mitte einer der volk-, produkten- und gewerbreichsten Provinzen und im Knotenpunkt großer Eisenbahnverbindungen wesentlich begünstigt wird. Es münden hier die Niederschlesisch-Märkische Bahn, die Breslau-Schweidnitz-Freiburger Bahn mit einer Linie nach Stettin, [* 39] die Oberschlesische Bahn mit dem Netz von Verästelungen im oberschlesischen Bergwerksrevier, der Posen-Stargarder Linie, der neuen Linie Breslau-Glatz sowie die Rechte Oderuferbahn.
Der Handel ist überwiegend teils Transit-, teils Exporthandel in Landesprodukten. Unter letztern sind Hauptartikel: Wolle (jährlich 40-50,000 metr. Ztr.), Getreide, [* 40] Ölfrüchte, Berg- und Hüttenprodukte (besonders Steinkohlen), Kalk, Eisen, [* 41] Zink, Gewebe, [* 42] Spiritus, Zucker, [* 43] Butter etc. und die Erzeugnisse der städtischen Industrie. Sehr umfangreich war bisher auch das Fonds- und Effektengeschäft. Altberühmt ist der jährliche Wollmarkt. Außerdem bestehen noch ein in neuerer Zeit zu großer Bedeutung gekommener Maschinenmarkt, 3 Jahrmärkte, 5 Roß- und Viehmärkte, ein Flachs-, Leder-, Zuchtvieh-, Leinsaat-, Honigmarkt, tägliche Getreidemärkte etc. Die Oderschiffahrt leidet an dem Mangel eines größern Oderhafens, doch sind neuerdings Schienengleisverbindungen mit dem Stromufer und Verladevorrichtungen getroffen worden.
Infolge der zum großen Teil ausgeführten Oderregulierung hat sich der Schiffsverkehr in den letzten Jahren sehr gehoben. An Geldinstituten bestehen in Breslau eine Reichsbankhauptstelle, eine städtische Bank, der Schlesische Bankverein, eine Diskontobank, eine Wechslerbank, eine Handels- und Entrepotgesellschaft; ferner eine Provinzialhilfskasse, ein Konsumverein, 6 Sparkassen, verschiedene Vorschußvereine, eine ständische Darlehnskasse und die Generallandschaft. Der Etat des Stadthaushalts für 1884 schloß in Einnahme und Ausgabe mit über 8 Mill. Mk. ab.
Sehr reich ist an Wohlthätigkeits- und Versorgungsanstalten aller Art, und es beläuft sich das Kapitalvermögen aller milden Stiftungen auf weit über 20 Mill. Mk., das der jüdischen Stiftungen nicht eingerechnet. Besonders hervorzuheben sind: das Waisenhaus »ad matrem dolorosam«, 3 evangelische Waisenhäuser, viele Hospitäler, teils Kranken-, teils Verpflegungsanstalten für das dürftige Alter, darunter das allgemeine Krankenhospital zu Allerheiligen, das jährlich über 9000 Kranke verpflegt;
das Wenzel Hanckesche Krankenhaus, [* 44] das Hospital zum Heiligen Geist u. a. Andre bedeutende derartige Anstalten sind: das Kloster der Barmherzigen Brüder zur unentgeltlichen Aufnahme armer heilbarer Kranken männlichen Geschlechts;
zwei Krankenanstalten der Elisabethinerinnen zur Aufnahme weiblicher Kranken;
die evangelisch-lutherische Diakonissenanstalt Bethanien für heilbare Kranke;
das Augustahospital für kranke Kinder armer Eltern;
das Hausarmenmedizinalinstitut, das Fränkelsche Hospital und die Fränkelschen sowie die Selenkeschen Stiftswohnungen, das kaiserliche Kinderheim, die Bürgerversorgungs- und Bürgerrettungsanstalt.
Außerdem gibt es viele wohlthätige Privatstiftungen, das städtische Armen- und das Arbeitshaus, sechs Sparkassen, eine städtische Leihanstalt; ebenso sind 160 Kranken-, Sterbekassen- und zahlreiche Versicherungsagenturen am Ort.
Von den wissenschaftlichen Anstalten ist vor allen die Universität zu nennen, die 1702 auf Betrieb der Jesuiten vom Kaiser Leopold I. für Philosophie und katholische Theologie gestiftet und Leopoldina genannt ward. Mit ihr wurde 1811 die Frankfurter Viadrina vereinigt und eine vollständige Universität mit fünf Fakultäten gegründet. Die Zahl der Studierenden beträgt (1884) 1481, die der Dozenten 131. Mit der Universität verbunden sind: drei theologische Seminare, ein philologisches und ein Seminar für deutsche Philologie, desgleichen für romanische und englische Philologie, ein historisches, ein mathematisch-physikalisches, ein juristisches und ein staatswissenschaftliches Seminar.
Die Universität besitzt 12 verschiedene naturwissenschaftliche Institute, 6 klinische Anstalten, 3 Kunstsammlungen. Zur Universität gehört seit 1881 ein landwirtschaftliches Institut (früher in Proskau) mit 10 Lehrern und 44 Hörern. Dasselbe vereinigt an Zweiginstituten: ein tierchemisches, ein Veterinär- und ein technologisches Institut. Die Universitätsbibliothek umfaßt gegen 400,000 Werke, darunter Inkunabeln (bis 1500) gegen 2400, Aldinen 250, Manuskripte 2840 Bände.
Sie entstand aus den Sammlungen der aufgehobenen Stifter und Klöster und den frühern Frankfurter und Breslauer Universitätsbibliotheken; zu ihr gehören auch die an orientalischen gedruckten und handschriftlichen Werken reiche Bibliotheca Habichtiana und das akademische Leseinstitut. Ferner sind zu nennen: die Sternwarte;
der botanische Garten [* 45] (5 Hektar groß) mit botanischem Museum und der 1862 von einer Aktiengesellschaft angelegte zoologische Garten;
das naturhistorische und das zoologische Museum;
die chemischen und physikalischen Sammlungen;
das pflanzenphysiologische und das mineralogische Institut;
das anatomische Institut;
die klinischen Anstalten;
die Bildergalerie (meist aus den Kirchen, Klöstern etc.), reich an altdeutschen Werken;
das Museum für schlesische Altertümer und das Staatsarchiv für Schlesien etc. hat 6 Gymnasien, darunter 3 städtische, ferner ein kath. Schullehrerseminar, ein Konvikt für evangelische Theologen, ein fürstbischöfliches Klerikalseminar, ein Seminar zur ¶