Wollfett
(Wollschweißfett, Waschfett). Diesen Namen führt die fettige Masse, welche man aus den Waschwässern der Walkereien und Wollwäschereien abscheidet und verschiedenartig verwertet. Diese Wässer enthalten nicht nur die Bestandteile des Schafschweißes (Wollschweißes), sondern auch das zum Einölen der Wolle beim Verspinnen verwendete Öl, größtenteils im verseiften Zustande, sowie auch Kaliseife, die zum Waschen der Wolle und des Garnes diente.
Die Abscheidung des Fettes oder richtiger der Fettsäure aus diesen Wässern geschieht durch Zusatz von Salzsäure oder Schwefelsäure. Die hierzu nötige Menge dieser Säuren ist natürlich nicht immer die gleiche, sondern je nach Art dieser Wässer verschieden; im Durchschnitt verwendet man auf 7000 l solcher Wässer 25 kg Schwefelsäure von 66° Bm. und erhält im Mittel 200 kg einer fettigen, schlammigen Masse, aus welcher man nach gehörigem Ablaufen des Wassers durch heißes Pressen circa 50 kg Fett erhält, während noch circa 35% Fett, sowie 22-23% andre organische Substanzen im Rückstande bleiben.
Man verwendet dieses rohe Fett zur Herstellung ordinärer Seifen, sowie als Zusatz zu Wagenschmieren und versendet es in Fässern. Man hat auch schon den aus den Wollwaschwässern abgeschiednen Fettschlamm mit überhitztem Wasserdampf destilliert, und die hierbei erhaltenen durch Pressen abgesonderten festen weißen Fettsäuren als Kerzenmaterial verwendet. In andern Etablissements verarbeitet man diesen Fettschlamm auf Leuchtgas oder man verdampft das ganze Wollwaschwasser mittels von den Dampfkesselfeuerungen abziehender Feuergase in flachen ¶
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Pfannen (ohne Säure zuzusetzen) zur Trockne und verarbeitet diesen Rückstand in Gasretorten zu Leuchtgas. Die in den Retorten
zurückbleibende Kohle wird mit Wasser ausgelaugt und aus dieser Lauge durch Verdampfen und Kalcinieren eine sehr reine Pottasche
gewonnen. Man erhält circa 30-33% von dieser Kohle an Pottasche. Das reine Wollfett
, d. h. die (ohne
Beimengung der von der Seife und dem Öl herrührenden Fettsäuren) nur aus dem Schweiße der Schafe stammende fettige Masse
besteht aus Stearinsäure und Ölsäure, mit Kali verbunden, aus Cholesterin und Isocholesterin, sowie aus einer großen Anzahl
noch andrer, aber nur in kleinerer Menge vorkommender Stoffe. - Zoll s. Degras.