mehr
Meißen [* 3] arbeitete er klug an der Befestigung der fürstlichen Macht im Innern und an der Abwehr der böhmischen Luxemburger, erwarb die Herrschaft Kolditz, brachte die reichen Besitzungen der Burggrafen von Dohna, die er vertrieb, an sich und war ein großer Gönner der Meißener Domkirche, deren Exemtion er mit Erfolg durchsetzen half. Vermählt mit Elisabeth von Mähren, [* 4] dann mit Anna von Braunschweig, [* 5] starb er 1407 kinderlos.
19) Wilhelm
II.,
Markgraf von
Meißen, zweiter Sohn
Markgraf
Friedrichs des Strengen, geb. 1370, erhielt bei der
Teilung von 1382 gemeinschaftlich
mit seinen
Brüdern
Friedrich dem Streitbaren und
Georg das
Osterland und
Landsberg
[* 6] und bei der Örterung
von 1409 als seinen
Anteil
Meißen, beteiligte sich mit
Friedrich dem Streitbaren am
Kriege gegen die
Hussiten und starb 1425 unvermählt.
20) Wilhelm
III.,
Markgraf von
Meißen, der Tapfere, geb. 1425, erbte bei seines
Vaters
Kurfürst
Friedrich des Streitbaren
Tode die
wettinischen
Lande gemeinschaftlich mit seinem
Bruder,
Kurfürst
Friedrich dem Sanftmütigen, erhielt bei
der
Teilung 1445
Thüringen und die fränkischen Besitzungen, geriet aber, aufgehetzt von seinen
Räten, den Vitzthums, in Streit
mit seinem
Bruder, woraus 1446 der sächsische Bruderkrieg entstand, den erst 1451 der
Vergleich zu
Pforta beendigte. Wilhelm
nahm
an den
Fehden des
Markgrafen
Albrecht
Achilles gegen
Nürnberg
[* 7] teil, erhob auch nach seines
Schwagers
Ladislaus
Tod 1457 Ansprüche auf den böhmischen
Thron,
[* 8] entsagte denselben jedoch 1459 im
Vergleich zu
Eger
[* 9] zu gunsten
Georg
Podiebrads,
unternahm 1461 eine Bußfahrt nach
Palästina
[* 10] und starb 1482. Aus seiner unglücklichen, durch seine
Leidenschaft für
Katharina
von Brandenstein getrübten
Ehe mit
Anna, der Tochter
Kaiser
Albrechts II., hinterließ er zwei Töchter.
[Niederlande.]
21) Wilhelm
I., der Schweiger,
Graf von
Nassau,
Prinz von
Oranien,
Gründer der niederländischen Unabhängigkeit, geb. auf
dem
Schloß
Dillenburg in der
Grafschaft
Nassau, war der älteste Sohn des
Grafen Wilhelm
des ältern von
Nassau, kam frühzeitig
als
Page an den
Hof
[* 11]
Kaiser
Karls V. und erbte 1544 von seinem kinderlosen
Vetter
Renatus von
Nassau das
Fürstentum
Orange
(Oranien)
in der
Provence.
Karl V. begünstigte den jungen
Prinzen auf alle
Weise: er vermählte ihn 1551 mit der reichen Erbin
Anna van
Buren (gest. 1558), übertrug ihm 1554 im
Kriege gegen
Frankreich den Oberbefehl über 20,000 Mann, hielt,
auf seine
Schulter gestützt, 1555 bei seiner
Abdankung die
Ansprache an die
Generalstaaten, ließ durch ihn
Ferdinand I. die
Kaiserkrone überbringen und empfahl ihn bei seiner Abreise nach
Spanien
[* 12] seinem Nachfolger
Philipp II., der auch Wilhelm
zum Mitglied
des
Staatsrats in
Brüssel
[* 13] und zum
Statthalter von
Utrecht,
[* 14]
Zeeland und
Holland ernannte.
Doch hegte
Philipp von Anfang an gegen Wilhelm
Argwohn, während dieser, seit 1561 mit
Anna, der Tochter
Moritz' von
Sachsen,
[* 15] vermählt,
gegen die kirchliche Reaktionspolitik
Philipps mehr und mehr in
Opposition trat und in der Religionsfrage eine
Stellung über
den
Parteien einzunehmen suchte. Die despotische
Regierung des
Kardinals Granvella bewog Wilhelm
und die
Grafen
Egmond und
Hoorne, dem
König 1561 schriftliche
Vorstellungen zu machen und 1562 einen geheimen
Bund zu schließen.
Philipp rief 1564 den verhaßten
Minister zurück, worauf Wilhelm
wieder eifrig am
Staatsrat teilnahm und durch
Milde und
Mäßigung die
Ruhe in den
Niederlanden herzustellen suchte. Am
Kompromiß nahm er nicht teil und zog sich, als die
Bewegung
zunahm, nach
Breda zurück. Nach dem Bildersturm 1566 stellte er in
Antwerpen,
[* 16] wo er das
Amt eines
Burggrafen bekleidete, sowie
in
Utrecht und
Holland die
Ruhe wieder her.
Als er erfuhr, daß
Alba
[* 17] zum
Statthalter bestimmt sei, legte er
seine
Ämter nieder und begab sich, nachdem er in Willbroek noch eine Zusammenkunft mit
Egmond gehabt, der seine Warnungen
in den
Wind schlug, nach
Dillenburg.
Wilhelms
13jährigen Sohn
Philipp Wilhelm
van
Buren, der zu
Löwen
[* 18] studierte, nahm
Alba gefangen und schickte
ihn als
Geisel nach
Spanien, wo er streng katholisch erzogen und seiner
Familie und seinem Vaterland entfremdet wurde. Wilhelm
selbst
wurde vor den
Rat der
Unruhen geladen und seine
Güter konfisziert. Wilhelm
bekannte sich nun öffentlich zum protestantischen
Glauben
und rüstete sich zum
Kampf. Seine
Brüder
Ludwig und
Adolf drangen an der
Spitze eines
Heers in
Friesland ein
und schlugen den spanischen
General
Arenberg zu Heiligenlee in
Groningen, wobei
Adolf blieb.
Aber die beiden andern, in
Artois und
Brabant einfallenden Heerhaufen wurden von den Spaniern bald überwältigt, und auch
Ludwig unterlag 2. Juli bei Jemmingen gegen
Alba. Wilhelm
warb hierauf ein neues
Heer von 20,000 Mann zu
Fuß und 8000
Reitern,
drang im
September in
Brabant ein, vermochte aber weder
Alba zu einer entscheidenden
Schlacht noch das
Volk zum allgemeinen
Aufstand
zu bewegen und mußte aus Geldmangel die
Truppen entlassen. Mit 1200
Reitern
schloß er sich sodann dem
Zug
des
Pfalzgrafen
Wolfgang von
Zweibrücken
[* 19] gegen die katholische
Partei in
Frankreich an, flüchtete aber nach dem Unterliegen
der
Hugenotten 1569 wieder nach
Dillenburg.
Indessen gab er die
Sache der unterdrückten
Freiheit nicht auf. 1571 rief er die
Verbindung der
Meergeusen ins
Leben, die den
Spaniern
Holland und
Zeeland entrissen und Wilhelm
als
Statthalter ausriefen, und ward im Juli 1572 in
Dordrecht
[* 20] von den
Ständen als
Graf von
Holland und
Inhaber aller landesherrlichen
Rechte förmlich anerkannt. Wilhelm
unternahm darauf im
August 1572 mit
einem neuen
Heer von 17,000 Mann einen abermaligen
Einfall in
Brabant; allein die versprochenen französischen
Hilfstruppen blieben infolge der
Pariser Bluthochzeit aus, und er selbst konnte
Alba nicht zu einer Feldschlacht nötigen.
Mit großem Verlust mußte er sich bei Beginn des Winters nach dem Rhein zurückwenden und seine Truppen entlassen. Er begab sich nun im Januar 1573 nach Holland, wo er mit Freude und Hoffnung begrüßt wurde. 1574 eroberte er Geertruidenberg und Middelburg, die Hauptstadt von Zeeland, und entsetzte im Oktober d. J. Leiden. [* 21] Nach der Meuterei der spanischen Armee und der »spanischen Furie« in Antwerpen erlangte Wilhelm auch endlich durch die Genter Pacifikation (November 1576) sein lang erstrebtes Ziel, eine Einigung der gesamten Niederlande [* 22] gegen Spanien.
Die Milde, mit welcher der neue spanische Statthalter, Don Juan d'Austria, auftrat, hatte zwar das Friedensedikt (»ewige Edikt«) von 1577 zur Folge; als aber Don Juan sehr bald gegen das Edikt handelte, wurde Wilhelm von den Ständen in Antwerpen zu Hilfe gerufen und unter dem Jubel des Volkes von einem Teil der Stände in Brüssel zum Ruwart von Brabant erwählt. Doch mußte er, um den Neid der Großen nicht zu erregen, die Wahl des Erzherzogs Matthias von Österreich [* 23] zum Generalstatthalter dulden (Januar 1578), während er die Leitung aller Staatssachen behielt. Als der Sieg der Spanier bei Gembloux und das kluge Benehmen des nach Don Juans Tod ¶
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mit der Statthalterwürde bekleideten Alexander von Parma [* 25] der spanischen Herrschaft aufs neue Vorschub leisteten, schloß Wilhelm zwischen den fünf nördlichen Provinzen Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland und Friesland die berühmte Union zu Utrecht, der später auch Overyssel und Groningen beitraten, und durch welche der Grund zur Republik der Vereinigten [* 26] Niederlande gelegt wurde. 1580 wurde Wilhelm von Spanien in die Acht erklärt, wogegen er die denkwürdige »Apologie des Prinzen von Oranien« veröffentlichte.
Bereits ward in Antwerpen ein Mordanfall auf ihn gemacht und er schwer verwundet. Mit großer Selbstverleugnung ordnete er sich dem Herzog Franz von Anjou unter, den die Staaten zum Protektor erwählten, um sich Frankreichs Hilfe zu sichern. Nach dessen Abdankung 1583 nahm er auf Bitten der Staaten den Titel eines Grafen von Holland an und würde unstreitig zum Monarchen des neuen unabhängigen Staats der Niederlande ernannt worden sein, wenn er nicht in Delft von einem durch die Jesuiten gedungenen Katholiken, Gerard, meuchlings erschossen worden wäre. Er ward 3. Aug. in Delft beigesetzt. Wilhelm verband mit angenehmem Äußern große Liebenswürdigkeit im Umgang, scharfen Verstand, Festigkeit [* 27] des Charakters, Selbstverleugnung, Begeisterung für religiöse und politische Freiheit sowie große Schweigsamkeit mit hinreißender Beredsamkeit in Wort und Schrift.
Sein Wahlspruch war: »Saevis tranquillus in undis«. Er war viermal verheiratet; von seiner zweiten Gemahlin, Anna von Sachsen, trennte er sich wegen ihres abschweifenden Lebenswandels 1575, nachdem sie ihm mehrere Töchter und den Prinzen Moritz von Oranien geboren. 1575 vermählte er sich wieder mit Charlotte von Bourbon (gest. 1582), Tochter des Herzogs Ludwig II. von Montpensier, die ihm sechs Töchter gebar, endlich 1583 mit Luise, der Tochter des Admirals Coligny (gest. 1620), aus welcher Ehe Heinrich Friedrich von Nassau, Prinz von Oranien, hervorging.
Vgl. Klose, Wilhelm I. von Oranien, der Begründer der niederländischen Freiheit (Leipz. 1864);
Juste, Guillaume le Taciturne (Brüssel 1874);
Barrett, William the Silent (Boston [* 28] 1883);
Kolligs, Wilhelm von Oranien und die Anfänge des Aufstandes der Niederlande (Bonn [* 29] 1885);
Gachard, Correspondance de Guillaume le Taciturne (Brüssel 1847 bis 1866, 6 Bde.);
»Oorspronkelyke verhalen en glyktydige berichten van den moord gepleegd ann Prins Willem van Oranje« (hrsg. von Frederiks, Haag [* 30] 1884).
22) Wilhelm II., Prinz von Oranien, Statthalter der Niederlande, Sohn des Prinzen Friedrich Heinrich und der Amalie von Solms, Enkel des vorigen, geb. 1626, ward 1641 mit Maria Stuart, der Princeß Royal von England, Tochter Karls I., vermählt, kämpfte tapfer unter seinem Vater gegen die Spanier, folgte seinem Vater als Statthalter der Niederlande, widersetzte sich, von kriegerischem Ehrgeiz beseelt, nach dem Frieden von Münster [* 31] der Abdankung der Truppen, die Holland verlangte, und versuchte, unterstützt von den Generalstaaten, den Widerstand der republikanisch-aristokratischen Partei zu brechen, indem er sechs Mitglieder der Staaten von Holland verhaften und nach Loevestein bringen ließ. Zwar mißlang der Versuch, Amsterdam [* 32] zu besetzen; aber er erlangte die Zustimmung der Staaten zur Beibehaltung der Truppen und rüstete sich zur Eroberung Antwerpens im Bund mit Frankreich, als er plötzlich an den Blattern starb. Er war ein hochbegabter Staatsmann und Feldherr. Erst nach seinem Tod wurde ihm ein Sohn, Wilhelm III. (s. Wilhelm 10), geboren, mit welchem die ältere Linie des Hauses Oranien erlosch.
23) Wilhelm IV. Karl Heinrich Friso, Prinz von Oranien, Erbstatthalter der Niederlande, Sohn des Prinzen Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz,
Statthalters von Friesland und Groningen, welcher 1702 den Titel Oranien angenommen, geb. nach seines
Vaters Tod, folgte diesem als Erbstatthalter von Friesland und Groningen, ward aber, obwohl wegen seiner hohen Bildung und seines
leutseligen, rechtschaffenen Charakters beim Volk sehr beliebt, infolge des hartnäckigen Widerstandes der aristokratischen
Partei erst durch die 1747 ausbrechende Volksbewegung im Mai
erblicher Statthalter auch der übrigen Provinzen.
Er versäumte es, die günstige Stimmung der Niederländer und die Schwäche der Aristokratie zur Errichtung einer fest organisierten,
starken Monarchie zu benutzen. Er starb schon
24) Wilhelm V., Prinz von Oranien, Sohn des vorigen, Erbstatthalter der Niederlande, geb. folgte seinem Vater 1751 unter der Vormundschaft seiner Mutter, der englischen Prinzessin Anna, dann seit 1759 des Herzogs Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel, seit 1766 selbständig. Gutmütig, aber schwach, überließ er auch seitdem die Leitung der Staatsgeschäfte dem Herzog von Braunschweig, wodurch er die heftige Opposition der Patriotenpartei hervorrief. Später geriet er unter den Einfluß seiner stolzen Gemahlin, der preußischen Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine, Schwester König Friedrich Wilhelms II. Nachdem er mit preußischer Hilfe 1787 die Macht der Patrioten gebrochen, ward er 1795 von den Franzosen vertrieben, erhielt 1801 als Entschädigung die Abteien Korvei und Fulda, [* 33] die er 1802 seinem Sohn abtrat; starb in Braunschweig.
25) Wilhelm I. Friedrich, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, Sohn des vorigen, geb. im Haag, führte den Titel Prinz von Oranien, ging 1788 nach Deutschland, [* 34] wo er eine Zeitlang am Hof seines Oheims, des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen, [* 35] verweilte, studierte 1790 in Leiden und vermählte sich 1791 mit Friederike Luise Wilhelmine, Tochter des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen. 1793-95 befehligte er im Kriege gegen Frankreich in Belgien [* 36] die niederländischen Truppen, begab sich nach der Eroberung der Niederlande durch Pichegru und der Flucht seines Vaters nach Berlin, [* 37] wohnte, nachdem sein Vater die ihm zugefallene Entschädigung in Deutschland, das Fürstentum Fulda nebst Korvei, an ihn abgetreten, seitdem meist in Fulda, erhielt 1806 das Kommando einer preußischen Division u. kapitulierte nach der Schlacht bei Jena [* 38] 15. Okt. mit 10,000 Mann in Erfurt. [* 39]
Napoleon I. erklärte ihn seiner Länder für verlustig, so daß ihm nur seine Privatbesitzungen in Posen [* 40] und Schlesien [* 41] blieben. 1809 trat er als Freiwilliger in das Heer des Erzherzogs Karl, in welchem er an der Schlacht bei Wagram [* 42] teilnahm. Darauf begab er sich nach England und landete, als sich im November 1813 beim Eindringen der Preußen in Holland das Volk gegen die französische Herrschaft erhob, 30. Nov. in Scheveningen, wo er vom Volk als Landesherr begrüßt wurde. Der Wiener Kongreß sprach die Vereinigung Belgiens und Lüttichs mit den Vereinigten Niederlanden zu einem Königreich aus, und wurde Wilhelm im Haag unter dem Namen Wilhelm I. zum König der ¶
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Niederlande ausgerufen. Seine Erbländer in Deutschland mußte er für Luxemburg, das dem Deutschen Bund einverleibt
wurde, und das er im Mai
zum Großherzogtum erhoben hatte, an Nassau und Preußen abtreten. 1830 verlor er durch den Aufstand
der Belgier den südlichen Teil des Königreichs; seine Hartnäckigkeit in dem Bestreben, denselben wiederzuerobern,
bewirkte, daß der schließliche Friede 1838 namentlich finanziell höchst ungünstig für die Niederlande ausfiel.
Die Mißstimmung, welche seine Verweigerung der geforderten Reformen auch in den Generalstaaten schon längere Zeit hervorgerufen hatte, ward durch seine Beziehungen zur katholischen Gräfin Henriette d'Oultremont, die er zu heiraten beabsichtigte, zu einer so bedenklichen Höhe gesteigert, daß er es geraten fand, die Krone in die Hände seines ältesten Sohns, Wilhelms II., niederzulegen. Er nahm den Titel eines Grafen von Nassau an und begab sich mit seinem ungeheuern Vermögen nach Berlin, wo er sich mit der Gräfin d'Oultremont trauen ließ und starb.
26) Wilhelm II. Friedrich Georg Ludwig, König der Niederlande, Sohn des vorigen, geb. wurde in der Militärakademie zu Berlin erzogen, studierte dann zu Oxford [* 44] und trat in englische Militärdienste. Im Krieg auf der Pyrenäischen Halbinsel war er Adjutant des Herzogs von Wellington und bewies bei Ciudad Rodrigo und Badajoz sowie in der Schlacht von Salamanca seltene Tapferkeit. Als Kronprinz der Niederlande befehligte er 1815 das niederländische Heer und erwarb sich bei Quatrebras und Waterloo, [* 45] wo er verwundet wurde, neuen Ruhm. Am vermählte er sich mit der Schwester des Kaisers Alexander I., der Großfürstin Anna Paulowna (gest. 1830, beim Ausbruch der belgischen Revolution, begab sich der Prinz sofort nach Belgien, wo er, seine Vollmacht überschreitend, 16. Okt. die Freiheit Belgiens anerkannte.
Der König kassierte des Prinzen Zugeständnis, und dieser ging nun nach England. 1831 übernahm er wieder den Oberbefehl über die holländische Armee, die er im August in dem Krieg mit Belgien siegreich anführte, bis er sich vor der bewaffneten Intervention Frankreichs zurückziehen mußte. Später führte er das Kommando über die holländische Observationsarmee an der belgischen Grenze. Nach seines Vaters Abdankung trat er an die Spitze der Regierung, deren Ruder er mit Energie ergriff.
Der wachsenden Finanznot suchte er mittels durchgreifender Mittel zu begegnen, verweigerte aber die Einführung der geforderten politischen Reformen, bis die Umgestaltung der europäischen Verhältnisse 1848 seinen Widerstand brach und er eine liberale Verfassung bewilligte. Er starb und hinterließ zwei Söhne, König Wilhelm III. und Prinz Heinrich, geb. Statthalter des Großherzogtums Luxemburg (gest. und eine Prinzessin, Sophie, geb. vermählt seit 1842 mit dem Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar. Im Haag und in Luxemburg wurden ihm Standbilder errichtet.
27) Wilhelm III. Alexander Paul Friedrich Ludwig, König der Niederlande, Sohn des vorigen, geb. trat die Regierung an, kam der öffentlichen Meinung durch freiwillige Verminderung der Zivilliste entgegen, berief auch im Oktober das entschieden liberale Ministerium Thorbecke, das er 1853 wieder zur Einreichung seiner Entlassung zwang, zog sich dann aber mehr und mehr von einem selbstthätigen Anteil an der Leitung des Staats zurück, überließ, dem parlamentarischen Regierungssystem getreu, dieselbe den von der Majorität der Generalstaaten abhängigen Ministerien und that nichts, um der durch den fortwährenden Ministerwechsel eintretenden Stockung und Unfruchtbarkeit der Politik ein Ende zu machen. 1874 feierte er unter großen Ovationen sein 25jähriges Regierungsjubiläum.
Seit 1888 wegen seines Gesundheitszustandes von den Staatsgeschäften sich fast gänzlich fern haltend, erkrankte er im Schloß
Loo 1889 so schwer, daß im April im Haag eine Regentschaft eingesetzt, in Luxemburg Herzog Adolf von Nassau als Regent proklamiert
wurde. Doch genas er unerwarteterweise so weit wieder, daß er im Mai
die Regierung wieder übernahm. Er war seit mit
Sophie, Tochter des Königs Wilhelm von Württemberg
[* 46] (geb. gest. vermählt, welche
ihm den Kronprinzen Wilhelm (gest. und den Prinzen Alexander (gest.
gebar. Am vermählte er sich zum zweitenmal in Arolsen
[* 47] mit der Prinzessin Emma von Waldeck
[* 48] (geb. dritten
Tochter des regierenden Fürsten Georg von Waldeck, die ihm eine Tochter, Wilhelmine, gebar; dieselbe
wurde, weil mit Wilhelm der Mannesstamm der Oranier erlischt, 1884 zur Thronerbin erklärt.
[Österreich.]
28) Wilhelm. Franz Karl, Erzherzog von Österreich, dritter Sohn des Generalfeldmarschalls Erzherzog Karl, geb. machte den italienischen Krieg von 1848 und 1849 als Freiwilliger, den von 1859 als Feldartillerieinspektor mit und ward 1862 Gouverneur von Mainz [* 49] und 1864 Generalinspektor der ganzen Artillerie und Feldmarschallleutnant. Nebenbei bekleidete er auch für Österreich das Amt eines Großmeisters des Deutschen Ordens. In der Schlacht von Königgrätz [* 50] 1866 befehligte er die Artillerie und wurde verwundet.
[Poitiers.]
29) Wilhelm IX., Graf von Poitiers, der älteste Troubadour, von dem wir Kunde haben, ein mächtiger, geistreicher, obschon leichtsinniger Fürst, welcher 1087-1127 regierte und auch an dem unglücklichen Kreuzzug von 1101 an der Spitze eines Heers von 300,000 Mann teilnahm. Seine Gedichte, von denen sich nur neun erhalten haben, sind leicht und anmutig, der Form nach noch volkstümlich einfach und bekunden ebenso sein dichterisches Talent und seinen artigen Witz wie seine ausgeprägte Sinnlichkeit. Herausgegeben wurden sie von Wilhelm Holland und A. Keller (2. Ausg., Tübing. 1850).
Vgl. Sachse, Über das Leben und die Lieder Wilhelms IX. von Poitou (Leipz. 1882).
[Preußen.]
30) Friedrich Wilhelm Karl, Prinz von Preußen, dritter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm II., geb. zu
Berlin, diente seit 1799 in der Garde und focht 1806 an der Spitze einer Kavalleriebrigade bei Auerstädt.
[* 51] Um eine Ermäßigung
der dem Land auferlegten Kriegslasten von Napoleon I. zu erlangen, reiste er im Dezember 1807 nach Paris,
[* 52] vermochte jedoch nur
eine geringe Verminderung zu bewirken; auch vertrat er 1808 Preußen auf dem Erfurter Kongreß. Ende d. J. begleitete er seinen
Bruder Friedrich Wilhelm III. nach Petersburg
[* 53] und nahm dann namhaften Anteil an der Umgestaltung Preußens
[* 54] und der Armee. In dem
Befreiungskrieg von 1813 befand er sich in Blüchers Hauptquartier; in der Schlacht bei Lützen
[* 55] 2. Mai
kommandierte
er die Reservekavallerie auf dem linken Flügel der Armee, und während der Schlacht von Leipzig
[* 56]
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