Wight
(spr. ueit, bei den Römern Vectis oder Vecta), eine zu Hampshire gehörige Insel von der Südküste Englands durch die bis 6 km breiten Meeresarme Solent und Spithead getrennt, ist 38 km lang, 21 km breit und hat ein Areal von 347 qkm (6,3 QM.) mit (1881) 73,633 Einw. Eine Kette von Kreidehügeln durchzieht die Mitte der Insel, von den Culver Cliffs im O. bis zu den zackigen, von den Meereswogen zernagten Needles (»Nadeln«) [* 2] im Westen. Eine zweite, höhere Hügelreihe (St. Boniface Down, 239 m) liegt im S. der Insel und bildet hier eine höchst malerische Steilküste.
Ausgedehnte
Bergschlipfe haben hier stattgefunden (daher der
Name Undercliff). Dieser südliche, durch
Felsmauern gegen kalte
Winde
[* 3] geschützte Teil der
Insel ist es, welcher durch sein mildes und gesundes
Klima
[* 4] weltbekannt geworden
ist.
Myrten, Fuchsien, Verbenen und andre exotische
Pflanzen wachsen hier im
Freien. In geologischer Hinsicht ist die
Insel höchst
interessant.
Tertiäre
Bildungen herrschen im nördlichen flachern Teil vor,
Kreide
[* 5] mit Grünsand und Wälderthon
im S. Hauptfluß ist die
Medina, welche bei
Cowes in den
Solent mündet. Die ehemaligen großen
Ulmen- und Eichenwaldungen der
Insel sind jetzt großenteils gelichtet. Ausgeführt werden
Wolle und
Lämmer,
Weizen,
Mehl,
[* 6] Zementsteine und weißer
Sand.
Newport
ist Hauptstadt. Die
Haupt-Seebadeorte sind
Ryde,
Ventnor, Freshwater,
Cowes; unweit des letztern
Osborne,
der prächtige Landsitz der
Königin
Viktoria (s.
Karte bei
Artikel
Portsmouth).
[* 7] - Wight
war schon im frühsten
Altertum den Massiliensern
bekannt, welche von da ihren Zinnhandel betrieben. 43
n. Chr. wurde die
Insel unter
Kaiser
Claudius von Vespasian für die
Römer
[* 8] erobert und blieb bis 495 in deren
Besitz; darauf war sie längere Zeit unabhängig und bildete im
Mittelalter
ein eignes
Königreich, mit welchem
Heinrich VI. 1444
Henry
Beauchamp,
Grafen von
Warwick, belehnte. Nach dem
Tode des letztern
fiel die
Insel an die
Krone
England.
Vgl. Hillier, History and antiquities of the isle of Wight
(Lond. 1855;
Adams, The isle of Wight
(das. 1884);
Jenkinson,
Guide to isle of Wight
(3. Aufl., das. 1883).