Titel
Wigand
,
1) Johannes, luther. Streittheolog, ein Hauptgegner der Richtung Melanchthons, in der Art des Heßhusius (s. d.) und Westphal (s. d. 1), mit welchen und gegen welche er in seinem wechselvollen Leben gefochten hat. Geboren 1513 zu Mansfeld, seit 1539 Luthers Schüler in Wittenberg, [* 2] wirkte er bald als Professor der Theologie, bald als Prediger und Superintendent in Nürnberg, [* 3] Wittenberg, Mansfeld, Magdeburg, [* 4] Jena, [* 5] Wismar, [* 6] Braunschweig [* 7] und Königsberg, [* 8] wo er von Heßhusius 1575 zum Bischof von Pomesanien geweiht wurde und auch nach Vertreibung dieses seines alten Freundes 1577 Bischof von Samland wurde. Als protestantischer Doppelbischof ist er gestorben.
2) Paul, Geschichtsforscher, geb. zu Kassel, [* 9] übernahm nach beendeten Rechtsstudien die Herausgabe der »Politischen Zeitung« in Kassel, gab sie aber 1807 infolge von Konflikten mit der französischen Behörde wieder auf, ward Prokurator zu Kassel, dann Friedensrichter zu Höxter und, als Höxter an Preußen [* 10] kam, Assessor bei dem Land- und Stadtgericht daselbst. Infolge seiner »Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Korvei« (Pyrmont 1819) erhielt er 1821 von der preußischen Regierung den Auftrag, die Urkundenschätze zu Korvei und einen Teil der Archive in Paderborn [* 11] zu bearbeiten. Er hatte wesentlichen Anteil an der Stiftung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (1824) und gründete als Organ desselben das »Archiv für Geschichte und Altertumskunde Westfalens« (Hamm [* 12] 1826-27 und Lemgo 1828-38, 7 Bde.). Daneben veröffentlichte er: »Die Femgerichte Westfalens« (Hamm 1825),
»Die Dienste« [* 13] (das. 1828) und »Der korveische Güterbesitz« (Lemgo 1831). 1828 übernahm er im Verein mit Strombeck die Bearbeitung und Herausgabe der preußischen Provinzialrechte und erhielt bald darauf vom Justizministerium den Auftrag, die Provinzialgesetzbücher für den Oberlandesgerichtsbezirk Paderborn zu entwerfen. Als Frucht dieser Arbeiten erschienen: »Die Provinzialrechte der Fürstentümer Paderborn und Korvei in Westfalen« [* 14] (Leipz. 1832, 3 Bde.) und »Die Provinzialrechte des Fürstentums Minden, [* 15] der Grafschaften Ravensberg und Rietberg, der Herrschaft Rheda und des Amtes Reckenberg« (das. 1834, 2 Bde.). 1834 wurde er als Stadtgerichtsdirektor nach Wetzlar [* 16] versetzt, wo er ebenfalls einen Verein für Geschichte und Rechtsaltertümer gründete, in dessen Namen er die »Wetzlarschen Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer« (Wetzlar, Halle [* 17] u. Gießen [* 18] 1837-51, 3 Bde.) herausgab. Von seinen übrigen Schriften sind noch hervorzuheben: »Die korveischen Geschichtsquellen« (Leipz. 1841),
»Traditiones corbejenses« (das. 1843) und »Denkwürdige
Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer, aus westfälischen
Quellen« (Leipz. 1858). 1839 wurde
Wigand
Mitglied der
Kommission für
Ordnung und
Verwaltung des ehemaligen Reichskammergerichtsarchivs. Seine dadurch veranlaßten
»Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1854) enthalten wichtige Beiträge für deutsche
Staats- und
Rechtsgeschichte. Er starb in
Wetzlar.
3) Albert, Botaniker, geb. zu Treysa in Kurhessen, studierte zu Marburg [* 19] und beschäftigte sich bis 1845 an der Universität in Berlin [* 20] vorzugsweise mit Botanik und Zoologie, dann 1846 in Jena mit mikroskopischer Botanik. 1846 ¶
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habilitierte er sich in Marburg für Botanik und ward 1850 Professor, 1860 Direktor des botanischen Gartens und des pharmakognostischen Instituts und starb in Marburg. Er schrieb: »Grundlegung der Pflanzenteratologie« (Marb. 1850);
»Intercellularsubstanz und Cuticula« (Braunschw. 1850);
»Der Baum« (das. 1854);
»Botanische Untersuchungen« (das. 1854);
»Flora von Kurhessen und Nassau« (3. Aufl., Kassel 1879);
»Lehrbuch der Pharmakognosie« (4. Aufl., Berl. 1887);
»Die Genealogie der Urzellen als Lösung des Deszendenzproblems« (Braunschw. 1872);
»Die Auflösung der Arten durch natürliche Zuchtwahl« (Hannov. 1872);
»Der Darwinismus und die Naturforschung Newtons [* 22] und Cuviers« (Braunschweig 1874-77, 3 Bde.);
»Der Darwinismus, ein Zeichen der Zeit« (Heilbr. 1878);
»Entstehung und Fermentwirkung der Bakterien« (Marb. 1884);