Karl, Germanist, geb. zu Reichenbach in Schlesien, studierte 1842-46 zu Breslau und Berlin erst Theologie,
dann deutsche Philologie. Er habilitierte sich in HalleOstern 1847 für deutsche Sprache und Litteratur. Ostern 1849 wurde er
außerord. Professor zu Breslau, 1850 ord. Professor in Krakau, 1851 in Graz, 1861 in Kiel, und vertrat
1872-76 diese Universität im preuß. Herrenhause. Ostern 1876 wurde er nach Breslau, Ostern 1889 als Nachfolger Müllenhoffs
nach Berlin berufen. Mit ungewöhnlicher Vielseitigkeit der Interessen und des Wissens wußte Weinhold das gesamte Gebiet der ältern
und neuern deutschen Sprache und Litteratur zu umfassen. Treffliche Beiträge zur Kulturgeschichte sind
die Werke: «Die deutschen Frauen im Mittelalter» (3. Aufl., 2 Bde.,
Wien 1897),
«Die Riesen des german. Mythus» (Wien 1858) und seine Arbeiten in den «Sitzungsberichten» der Berliner
[* 14] Akademie
der Wissenschaften (1890 fg.). Einschneidend auf ihrem Gebiete wirkte die Schrift«Über deutsche Dialektforschung» (Wien 1853),
der «Beiträge zu einem schles. Wörterbuch»
(ebd. 1854) folgten, wie denn Weinhold mit besonderer Liebe die Sprache und Litteratur seiner engern HeimatSchlesien behandelt.
Eine wissenschaftliche Darstellung der deutschen Mundarten hat Weinhold mit der «Alamann. Grammatik» (Berl.
1863) und der «Bayr.
Grammatik» (ebd. 1867) begonnen. Die grammatischen Verhältnisse der ober- und mitteldeutschen Sprache vom 12. bis 15. Jahrh.
legt seine «Mittelhochdeutsche Grammatik» (2. Aufl. Paderb. 1883) dar. Kritische Ausgaben veranstaltete er von den altdeutschen
Bruchstücken des Traktats des Isidorus «De fide catholica» (Paderb. 1873) und den DichtungenLamprechts von Regensburg
[* 15] (ebd.
1880). Durch sein Buch «Weihnachtspiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien» (Graz 1853; 2. Ausg. 1855) lenkte er
die Aufmerksamkeit auf diesen Zweig volkstümlicher Poesie. Um die neuere Litteraturgeschichte machte er sich verdient
durch seine treffliche Monographie «H.Chr. Boie» (Halle 1868) und durch seine Ausgaben des «Dramat. Nachlasses von J. M. R. Lenz»
(Frankf. a. M. 1884),
der «Sicil. Vesper» (Bresl. 1887) und der «Gedichte
von Lenz» (Berl. 1892). In der WeimarerGoethe-Ausgabe wurde von Weinhold der «Tasso» besorgt. Ferner veröffentlichte er: «Zur Geschichte
des heidnischen Ritus» (Berl. 1896) und «Die
mystische Neunzahl bei den Deutschen» (ebd. 1897). Unter seiner Leitung erschienen seit 1882 «Germanistische
Abhandlungen» (Breslau) in 9 Heften. Seit 1891 giebt er die «Zeitschrift des Vereins für Volkskunde» (Berlin) heraus, den er
mit gegründet hat.