Titel
Weigel
,
1)
Valentin,
Stifter einer mystischen
Sekte, geb. 1533 zu
Großenhain
[* 2] in
Sachsen,
[* 3] studierte
zu
Leipzig
[* 4] und
Wittenberg,
[* 5] wurde 1567
Pfarrer in
Zschopau und starb Seine
Schriften, zum Teil erst lange nach seinem
Tod von dem
Kantor Weichert, vielleicht durch eigenmächtige Zusätze entstellt, herausgegeben (1611-21), sind eine mit naturphilosophischen
Ideen versetzte Bearbeitung der
Mystik des
Paracelsus und
Tauler. Verschiedene derselben wurden auf landesherrlichen
Befehl 1624 zu
Chemnitz
[* 6] öffentlich verbrannt, hatten ihm aber bereits viele Anhänger erworben. Unter diesen, den sogen.
Weigel
ianern, wurden am bekanntesten Jes.
Stiefel (gest. 1627) und sein
Neffe Ezech.
Meth (gest. 1640), auch
Jak.
Böhme (s. d.).
Vgl. Opel,
Val. Weigel
(Leipz. 1864);
Israel, M.
Val. Weigels
Leben und
Schriften
(Zschopau 1888).
2)
Erhard, berühmter
Mathematiker und pädagogischer Schriftsteller, geb. zu
Weida, war von 1653 bis zu seinem
Tod
Professor in
Jena.
[* 7] Groß war sein Einfluß auf die Zeitgenossen, unter denen namentlich auch
Leibniz
ihn hochstellte. Er war ein gesuchter Ratgeber in
Fragen der
Mechanik und
Technologie. In einer
Reihe streitbarer
Schriften bekämpfte
er die herrschende gelehrt-pedantische
Weise des
Unterrichts, dessen Umgestaltung nach praktischen
Grundsätzen er verlangte.
Weigel
kann als der eigentliche
Urheber des
Begriffs der
Realschule gelten, den sein
Schüler
Christoph
Semler zu
Halle
[* 8] 1706 ins
Leben umzusetzen versuchte. Auch die
Freunde der Knabenhandarbeit berufen sich mit
Recht auf ihn als einen der
ersten Vertreter dieses Unterrichtszweigs.
Vgl.
Israel, Die pädagogischen Bestrebungen E. Weigels
(Zschopau 1884,
Programm);
Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts (Leipz. 1885).
3)
Johann
August Gottlob, Buchhändler und Kunstkenner, geb. zu
Leipzig, übernahm 1793 die Leitung
der ehemaligen Müllerschen Buchhandlung und gründete, 1795 zum Universitätsauktionator ernannt, eine antiquarische Buchhandlung,
von deren Bedeutung der von ihm herausgegebene »Apparatus litterarius«
(Leipz. 1807, neue Aufl. 1834) und der
»Index librorum bibliophili Weigelii«
(das. 1838, 2 Hefte)
Zeugnis geben, sowie 1797 eine
eigne Verlagshandlung, aus der eine
Menge ausgezeichneten namentlich philologischer Werke und Klassikerausgaben
hervorgegangen ist, deren
Herausgeber er zum Teil mit seinen eignen Sammlungen von
Kollationen der
Handschriften unterstützte.
Auch legte er eine treffliche Sammlung von Gemälden, Originalhandzeichnungen, Kupferstichen,
Radierungen und xylographischen
Arbeiten an. Eine
Beschreibung derselben begann er unter dem
Titel:
Ȁhrenlese auf dem
Felde der
Kunst« (Leipz.
1836-45, 3 Bde.) zu liefern. Er starb und hinterließ
das
Geschäft seinem jüngsten
Sohn,
Theodor
Oswald (geb. gest. in Hosterwitz bei
Pillnitz). Derselbe veröffentlichte
auf
Grund der vom
Vater ererbten Sammlungen mit Zestermann das durch 145 Tafeln
Faksimiles besonders wertvolle
Werk »Die Anfänge der Druckerkunst in
Bild und
Schrift« (Leipz. 1866, 2 Bde.)
und das »Autographen-Prachtalbum« (das. 1848-49).
Am ging die Verlagshandlung T. O. Weigel
in den
Besitz des
Dr.
Christian
Hermann
Tauchnitz in
Leipzig über. -
Sein älterer
Bruder,
Rudolf (geb.
errichtete 1831 in Leipzig ein eignes Kunstgeschäft, über dessen Bestand er einen wissenschaftlich geordneten »Kunstlagerkatalog« (Leipz. 1834-67, 35 Tle.) herausgab. Auch lieferte er die Litteratur zu Rumohrs »Holbein« [* 9] und Supplemente zu Bartsch' »Peintre-graveur« (Leipz. 1843, Bd. 1); »Die Werke der Maler in ihren Handzeichnungen« (das. 1865) u. a. Er selbst gab nach einer vom Vater übernommenen Sammlung »Holzschnitte berühmter Meister« (Leipz. 1851-57, mit 66 Faksimiles) heraus. Nach seinem erfolgten Tod ging das Geschäft an Hermann Vogel über.