Titel
Walze
,
mechanische Vorrichtung mit einem cylindrischen
Körper als Hauptteil, zum Festpressen des Erdbodens auf
Straßen oder
Äckern. Straßenwalzen
müssen sehr schwer sein und sind in der
Regel so konstruiert, daß das
Gewicht durch
Steine,
Wasser etc. je nach der zu verrichtenden
Arbeit reguliert werden kann. In neuerer Zeit wendet man meist hohle gußeiserne
Walzen
an, vorteilhaft von 2 m
Durchmesser, 1-1,10 m
Breite,
[* 2] 0,07 m Wandstärke, mit
Speichen an beiden
Enden zur
Anbringung der
Achse und mit einem geeigneten
Rahmen zur Anspannung von sechs und bei starken Steigungen bis zehn
Pferden.
Die
Pferde
[* 3] können beiderseitig angespannt werden, so daß eine den Weg aufwühlende Drehung an den
Enden vermieden wird. Das
Gewicht einer derartigen Walze
beträgt rund 3300 kg und kann durch Belastungsquadern auf
7000-7500 kg erhöht werden. Bei
Dampfstraßenwalzen (s. d.) wird das
Gewicht der
Dampfmaschine
[* 4] und ihres
Kessels als
Nutzlast
für den Walzprozeß mit benutzt. Beliebt sind namentlich die bezüglichen
Konstruktionen von G.
Kuhn in
Berg bei
Stuttgart
[* 5] und
von Aveling u.
Porter in
Rochester. Im Äußern hat die
Anordnung derselben viel
Ähnlichkeit
[* 6] mit derjenigen
der neuern
Straßenlokomotive,
[* 7] von welcher sie sich im wesentlichen nur durch die walze
nförmigen
Räder unterscheidet.
Die Ackerwalze
dient zum Zertrümmern eines scholligen
Bodens, um ihn für die
Egge
[* 8] vorzubereiten; zur Herstellung eines für
die
Kulturpflanzen geeigneten festen
Bettes in lockerm, zumal tief gelockertem
Boden; zur Beförderung der
Zufuhr der Bodenfeuchtigkeit aus tiefern
Schichten, indem auf tief gelockertem, tiefscholligem und hohl liegendem
Boden die
Kapillarität eine mangelhafte ist, durch ein schweres und festes
Walzen die Hohlräume verringert werden, mithin die Bodenfeuchtigkeit
gleichmäßiger und in größerm
Umfang nach der trocknern Oberfläche, resp. der Wurzelregion der
Kulturpflanzen
steigen kann.
Die weitverbreitete
Ansicht, durch die Walze
die Bodenfeuchtigkeit »festzuhalten«
im
Boden, beruht auf irrigen Voraussetzungen.
Ferner dient die Walze
zum
Brechen von Krusten, welche sich besonders auf thonhaltigen
Sandböden und den Übergängen bis zum Thonboden leicht nach einem starken
Regen und nachfolgendem
Sonnenschein
bilden. Diese Krusten sind, sobald sehr stark, am schnellsten durch entsprechend schwere
Walzen zu brechen, damit keimende
und junge, zarte
Pflanzen nicht leiden.
Zweckmäßig walzt man seine Sämereien, welche nur schwach mit
Boden bedeckt werden dürfen, in
den
Boden ein.
Endlich kann
die Walze
bei allzu üppigem
Stande der
Cerealien benutzt werden, sofern dieselben noch nicht schossen, um
durch Niederwalzen
die untern Internodien der
Sonne
[* 9] auszusetzen und eine
Unterbrechung im Wachstum hervorzurufen. Zu letzterm
Zweck sind nur leichte
Walzen zu verwenden, um die
Halme nicht zu zerquetschen. Man unterscheidet:
1)
Glatte cylindrische
Walzen, meist aus
Gußeisen gefertigt, von denen in der
Regel mehrere entweder auf
gemeinschaftlicher
Achse oder auf zwei
Achsen, die hintereinander gelagert sind, in Verwendung kommen; vornehmlich zum
Ebnen
des
Ackers, zum Einpressen der
Saat und Nachwalzen
der jungen
Pflanzen benutzt. Da glatte
Walzen die Verkrustung des
Bodens befördern,
so werden ihnen in neuerer Zeit die folgenden
Formen meist vorgezogen.
2) Ringelwalzen, zusammengesetzt aus einer größern Anzahl scheibenförmiger Ringe auf einem gemeinschaftlichen Kern. In der Regel werden zwei Ringelwalzen derartig in dem nämlichen Gestell angeordnet, daß sie mit ihren Scheiben in Eingriff stehen und sich somit gegenseitig von anhaftender Erde befreien.
3) Prismawalzen, deren Umfang aus einer großen Anzahl quadratischer Stäbe gebildet wird, welche derartig gestellt sind, daß die scharfen Kanten nach außen stehen. Nach erfolgter Abnutzung können die Stäbe umgedreht werden.
3) Schollenbrecher, d. h. Walzen, welche aus einzelnen an ihrem Umfang gezackten Scheiben bestehen, die dicht nebeneinander auf gemeinschaftlicher Achse aufgezogen sind und sich lose auf derselben und unabhängig voneinander drehen. Diese von Croskill in Beverley erfundene und sehr verbreitete Walze dient vornehmlich zum Zerkleinern der Erdschollen auf schwerem Boden, in England auch zum Unterbringen und Nachwalzen der Saat. Sie wiegt bis 800 kg, die erforderliche Zugkraft beträgt 3-4 Pferde.
Vgl. Kaven, Der Wegebau (Hannov. 1870);
Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, Bd. 1 (2. Aufl., Jena [* 10] 1880).