Wahrheit,
im logischen Sinn die Übereinstimmung unsrer Gedanken mit sich selbst und mit den allgemeinen Gesetzen des Denkens (formale) oder mit dessen Gegenständen, dem Sein (materiale W). Sätze, welchen (wie z. B. den mathematischen und logischen) die erste zukommt, werden selbst formelle, solche, denen (mit Recht oder Unrecht) die zweite (wie z. B. den Lehren von Erfahrung) zugeschrieben wird, materiale oder reelle Wahrheiten genannt. Letztere, bei denen der Gehalt der Vorstellung ein durch die Außenwelt auf dem Weg der äußern Sinne unmittelbar
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verliehener ist, und die, insofern ihre Quelle die Erfahrung ist, auch empirische Wahrheiten genannt werden, zerfallen abermals in zwei Unterabteilungen: in physische Wahrheiten, die in der unmittelbaren Beobachtung der Erscheinungen, auch des psychischen Lebens, insofern diese dem innern Sinn sich wahrnehmbar machen, ihren Grund haben, und zu deren Erforschung die unbefangene Induktion oder der Versuch der geeignete Weg ist, und in historische Wahrheiten, deren Gegenstand der Vergangenheit angehört, aber durch Geschichtsdenkmäler, noch vorhandene Erzeugnisse und Spuren, Zeugenaussagen oder durch sonstige historische Berichte konstatiert ist.
Ideelle Wahrheiten nennt man solche, bei denen der von der Sinnenwelt dargebotene Stoff nach innern Bestimmungen verarbeitet und nach dieser Verarbeitung dem Verstand als Gegenstand dargeboten wird, bei denen also der Gehalt der Vorstellungen ein innerer, obgleich noch auf dem Boden der Sinnlichkeit wurzelnder ist. Hierher gehört die innere Kunstwahrheit (ästhetische und poetische Wahrheit), vermöge deren ein Kunstwerk der Idee mehr oder weniger entspricht, während die äußere Naturwahrheit sich auf die Übereinstimmung des Dargestellten mit dem in der Wirklichkeit gegebenen Gegenstand bezieht. Ferner die psychologische Wahrheit in der Entwickelung eines Charakters, die anatomische Richtigkeit der Zeichnung etc.