Villiers
sur
Marne (spr. wilĭeh ssür márn), Dorf im franz.
Departement
Seine-et-Oise,
Arrondissement
Corbeil, am linken Marneufer
, zwischen
Brie und
Champigny an der Ostbahn gelegen, mit
einem
Fort der neuen äußern Befestigungslinie von
Paris
[* 2] und 920 Einw. Hier fanden 30. Nov. und heftige
Kämpfe zwischen
der
Pariser
Armee und den
Deutschen statt, welche man unter dem
Namen der
Schlacht von Villiers
zusammenfaßt. Nach
einem zwischen
Trochu und
Gambetta verabredeten
Plan sollte
General
Ducrot, Befehlshaber der zweiten
Pariser
Armee, einen großen
Ausfall machen, die östliche Zernierungslinie durchbrechen, nach
Fontainebleau abmarschieren und dort mit der von
Orléans
[* 3] hervordringenden Loirearmee sich vereinigen, worauf dann beide
Armeen umkehren, sich auf die Zernierungsarmee
werfen und diese zwischen zwei
Feuer bringen sollten.
Nachdem an den vorhergehenden
Tagen kleinere
Ausfälle an verschiedenen
Punkten der Zernierungslinie stattgefunden hatten, um
die deutsche Heeresleitung irre zu führen, erfolgte am
Morgen des 30. Nov. der große
Ausfall gegen das an der
Marne gelegene
Plateau von Villiers
, das von der württembergischen
Division besetzt war, zu deren Unterstützung die 24. (sächsische)
Division die
Marne zu überschreiten gerade im
Begriff war. Mit 3
Armeekorps (über 100,000 Mann) ging
Ducrot auf 8
Brücken
[* 4] über
die vielfach gekrümmte
Marne und warf sich auf die
Dörfer
Brie und
Champigny in dem
Augenblick, in dem eben
die mit den Örtlichkeiten noch unbekannten
Sachsen
[* 5] die dortigen
Vorposten bezogen hatten.
Die
Dörfer wurden genommen und die Zernierungstruppen in die
Linie Villiers sur Marne
-Coeuilly zurückgedrängt. Die
Kanonen der
Forts
Rosny
und
Nogent und die des erst am 28. Nov. von den
Franzosen besetzten und stark armierten
Mont Avron unterstützten
den
Ausfall und fügten den
Deutschen große Verluste zu. Dennoch wurden alle weitern
Angriffe der
Franzosen zurückgeschlagen
und jene wichtige
Linie behauptet. Der Feind zog sich abends nach
Champigny und
Brie zurück, hielt diese
Dörfer besetzt und
führte den größten Teil der
Truppen auf das rechte Marneufer
zurück.
Der Durchbruchsversuch war mißlungen und wurde 1. Dez. nicht erneuert. Aber die beiden Dörfer mußten um jeden Preis den Franzosen entrissen werden. Daher wurden schon 1. Dez. von dem deutschen Hauptquartier starke Truppenmassen in dem Abschnitt zwischen Seine und Marne konzentriert (das 2. Korps, die 24. Division, die württembergische Division und die 21. Brigade des 6. Korps) und dem Kommandeur des 12. Korps, Prinz Georg von Sachsen, die Vertreibung der Franzosen über die Marne befohlen. Am 2. Dez. morgens 7 Uhr [* 6] gingen die Württemberger gegen Champigny, die Sachsen gegen Brie vor.
Jene drangen in das Dorf ein, hatten dort einen furchtbaren
Kampf zu bestehen, kamen aber bis in die Mitte
des
Dorfs und behaupteten diese
Stellung, von preußischen
Bataillonen unterstützt. Die
Sachsen nahmen
Brie, litten aber sehr
durch das
Feuer der
Forts und mußten abends das in einen Trümmerhaufen zusammengeschossene Dorf räumen. Die
Franzosen hatten
auch das
Plateau von Villiers
von neuem angegriffen. Der
Kampf wurde hier bis nach
Einbruch der Dunkelheit mit
außerordentlicher Heftigkeit geführt, und deutscherseits wurde fast das ganze 2.
Korps in denselben gezogen; schließlich
behaupteten die
Deutschen die
Stellung Noisy le
Grand-Villiers sur Marne-Coeuilly.
Der Feind hatte beim
Einbruch der
Nacht die Trümmer von
Brie und die eine Hälfte von
Champigny noch im
Besitz, konnte aber diese vorgeschobene
Stellung nicht lange halten. Er brachte den 3. Dez. unter Geschützfeuer und kleinen
Scharmützeln
hin, räumte in der folgenden
Nacht und am
Morgen des 4. beide
Dörfer, ging mit sämtlichen
Truppen auf das rechte Marneufer
zurück und brach die
Brücken hinter sich ab. Die
Franzosen hatten an den beiden Schlachttagen einen Gesamtverlust
von 10-12,000 Mann, darunter gegen 1600 Gefangene; die
Deutschen verloren 270
Offiziere und 5500 Mann. Übrigens wäre der
französische
Plan, auch wenn
Ducrot der Durchbruch gelungen wäre, gescheitert, da die Loirearmee zurückgeworfen worden war
und die
Franzosen im offenen
Feld von überlegenen deutschen Streitkräften angegriffen worden wären.
Vgl. v.
Niethammer, Die
Schlacht bei Villiers
(Stuttg. 1881).