4) Villeneuve sur
Lot oder d'Agen, Arrondissementshauptstadt im
DepartementLot-et-Garonne, am
Lot und an der Zweigbahn
Penne-Villeneuve, hat
eine
Brücke
[* 3] aus dem 13. Jahrh., welche die nördlich gelegene Stadt mit dem
FaubourgSt.-Etienne verbindet, Reste alter Befestigungswerke, ein Kommunalcollège, eine
Strafanstalt, Fabrikation von
Leinwand,
Leder, Schuhwaren und Hornkämmen,
Getreide-,
Wein- und Pflaumenhandel und (1886) 8678 (als
Gemeinde 14,693) Einw. Villeneuve ist Sitz
eines
Gerichtshofs und eines Handelsgerichts. -
deutsch Neustadt (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
378 m. Gem. und altertümliche kleine Stadt, Hauptort des Verwaltungskreises dieses
Namens, am O.-Ende des Genfersees vor der Ausmündung des Thälchens der Tinière, ö. der Rhonemündung und 10 km sö. Vevey.
Station der Simplonbahn; Dampfschiffstation; Endstation der elektrischen Strassenbahn Chillon-Villeneuve.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Villeneuve-Noville-Vionnaz. Gemeinde, mit Arvel, Crêt, Clos du Moulin, Plancudrey,
La Rivaz und Valeyre: 238 Häuser, 1751 Ew. (wovon 352 Katholiken der Pfarrei Montreux); Stadt: 184 Häuser, 1350 Ew. Reformierte
Pfarrei.
Das am Eingang ins Rhonethal erbaute Städtchen wird im SO. von den bewaldeten Steilhängen des Mont Arvel
überragt, die von zahlreichen Wilbachrunsen durchfurcht sind. Deren bedeutendste ist die des Pissot. Die den Fuss des Mont
d'Arvel bildenden Schichten des mittlern und untern Lias liefern einen sehr gesuchten Kalkstein von rotbrauner, oft auch
rosaroter oder violetter Farbe und zuckerkörnigem Bruch, der sich auch sehr gut zu Marmorarbeiten eignet.
Darüber folgt ein Kalkstein, der nicht in grossen Blöcken losgelöst werden kann und daher bloss zu Mauerarbeiten und als
Schottermaterial für Strassen verwendet wird. In unmittelbarer Nähe (z. B. an den Crêts und bei Collice) findet sich toniger
Kalk, der von der Zement- und Kalkfabrik Les Crêts abgebaut und verwendet wird.
Gips gewinnt man in Valeyre bei Villeneuve, um ihn dann in der Fabrik von Grandchamp zu verarbeiten. Die Rebberge von Villeneuve
liefern einen sehr geschätzten Wein. Acker-, Wiesen- und Obstbau, Viehzucht. Waldwirtschaft. Fremdenverkehr und Hotelwesen
(Grand Hôtel Byron). Gegenüber Villeneuve liegt im See, 800 m vom Ufer entfernt, die kleine Ile de la
Paix, eine künstliche Schöpfung, die von Ausflüglern mit Ruderschiffchen sehr oft Besuch erhält. Gegenüber dem Hôtel
Byron entspringt eine Schwefelquelle, die sich in den See ergiesst. Ihr Wasser, das man vermittels eines jetzt noch zugänglichen
Schachtes zu fassen versucht hatte, wird von Zeit zu Zeit etwa zu Heilzwecken verwendet.
An der Stelle von Villeneuve befand sich schon zur Römerzeit und ohne Zweifel noch viel früher eine Siedelung. Es scheint
hier auch eine Pfahlbaustation bestanden zu haben. Südl. vom Châtelard hat man Spuren von Höhlenbewohnern und Skelette
aus der Zeit des Rentieres aufgefunden, ebenso im Schuttkegel der Tinière Gegenstände aus der neolithischen
Periode und im Schutt des Pissot solche aus Bronze. Zur römischen Zeit trug die Siedelung den Namen Pennilucus, den man vom
keltischen herleitet und als «Seeshaupt» deutet.
Das Itinerar Antonins fixiert den Ort als 13 oder 14 Meilen von Tarnada (Saint Maurice) und 9 Meilen von
Viviscum (Vevey) entfernt an der Strasse vom Grossen St. Bernhard nach Avenches gelegen. In der Umgebung des heutigen Villeneuve
hat man eine grosse Anzahl von römischen Altertümern wie Gräber, Inschriften etc., sowie in den Rebbergen bei Muraz Reste
von Badeeinrichtungen aufgefunden. Nachdem dann das alte Pennilucus durch die ins Land eingefallenen
Barbaren oder vielleicht auch durch die vom Bergsturz von Tauretunum erzeugte Flutwelle zerstört worden war, erhob sich auf
den Ruinen eine neue Siedelung, die 1005 zum erstenmal urkundlich so genannte villa Compeniacum auf Gebiet der Bischöfe von
Sitten und Genf.
1166 vergabt Bischof Landry von Lausanne die Kirche zu «Compengiez» der Abtei Haut Crêt.
Die später durch die Niederlassung eines Teiles der Bewohner von Chillon beträchtlich angewachsene Ortschaft erhielt als
erste des Landes vom Grafen Thomas von Savoyen Stadtrecht und Freiheiten (1214) und nannte sich von nun an Villanova Chillonis
oder auch kurzweg Villanova. Dank der günstigen geographischen Lage und dem starken Transitverkehr kam das neue Gemeinwesen
bald zur Blüte und entwickelte sich zum Stapelplatz der auf dem Land- und Wasserweg ankommenden Güter aus England, Flandern,
Frankreich, Gent und Italien. Zahlreiche lombardische Wechsler liessen sich hier nieder, und die Zollstätte
ward zu einer der einträglichsten in Savoyischen Landen. Als Beispiel für den damaligen Verkehr sei angeführt, dass hier
im Jahr 1286 in der Zeit von 213 Tagen 2211½ Ballen
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französisches und lombardisches Tuch, 1448 Ballen Wolle und Häute, 2568 Ladungen Salz und 810 Ladungen Kurzwaren transitierten.
Ausser den Händlern sah Villeneuve auch eine grosse Anzahl von über den Grossen St. Bernhard wandernden Rompilgern durchziehen.
Da diese meist arm und vielfach auch krank waren, stiftete Aymon, der Sohn des Grafen Thomas von Savoyen, 1236 in
Villeneuve einen der h. Jungfrau geweihten Spital «pour recueillir et retrayre, et sustanter les poures et nécessiteux,
tant pélerins comme aultres. Et sy ly ordonna un espitalier et aultres prêtres séculliers à servir notre Seigneur et
notre DameSainte de Dieu, et y ordonna serviteurs et familiers, et leur donna rentes et vivres moult grandement».
Er gab dem Spital ferner noch umfangreichen Landbesitz und das Recht der Erbschaft auf die Habe der hier gestorbenen Fremden.
Das Spitalgut mehrte sich derart, dass der Ueberlieferung nach an gewissen Tagen mehr als 600 Pfund Brot verteilt und zeitweise
bis zu 1100 Kranke verpflegt wurden. Obwohl mit der Einführung der Reformation die Zahl der durchreisenden Pilger beträchtlich
abnahm, fuhr die Berner Regierung mit der Austeilung milder Gaben fort und gab dieser sogar durch ein eigenes Reglement seit 1640 eine
sichere Grundlage. Nachdem die Regierung des neuen Kantons Waadt
dieses System zunächst fortgesetzt hatte, beschloss
der Grosse Rat 1806 die Einverleibung des Spitalgutes von Villeneuve in den Dotationsfonds des Kantonsspitales zu Lausanne.
Eine der ersten Familien des Ortes waren die Edeln Bouvier, deren bekanntester Vorfahr François Bouvier im 16. Jahrhundert
lebte und der Reihe nach Burgvogt von Chillon, Grandson und Montagny, sowie endlich Landvogt des Chablais
war und ein grosses Vermögen ansammelte. Im Jahr 1588 spielte er in der Verschwörung des Lausanner Bürgermeisters Isbrand
Daux, die die Wiederherstellung der Herrschaft Savoyens über die Waadt
zum Ziel hatte, eine der Hauptrollen, indem er sich zur Uebergabe
des SchlossesChillon verpflichtete. Da wurde er an dem zum Losschlagen bestimmten Tag beim bernischen
Landvogt, der ihn zur Tafel geladen hatte, verhaftet.
Nachdem er als besondre Gunst die Erlaubnis hatte erwirken können, sich zur Regelung seiner privaten Angelegenheiten unter
Eskorte nach Villeneuve zu begeben, gelang es ihm dort, seine Hüter in den Keller einzuschliessen und
sich zu Pferd über die Grenze zu retten, wo ihn der Graf von Savoyen freundlich aufnahm. Seine Güter aber wurden von der
Berner Regierung konfisziert. Von in der Geschichte von Villeneuve bemerkenswerten Ereignissen sei noch des Durchzuges
der auf dem Weg über den Grossen St. Bernhard befindlichen Armee Bonapartes am gedacht. Der
Verwaltungskreis Villeneuve umfasst die Gemeinden Villeneuve, Chessel, Noville, Rennaz und Roche mit zusammen 3028 Ew.
(spr. wil'nöhw), zahlreiche Orte in Frankreich, darunter:
1) Villeneuve-sur-Lot, Arrondissement im Depart. Lot-et-Garonne, hat auf 1545 qkm (1896) 77065 E., 10 Kantone
und 90 Gemeinden. - 2) Villeneuve d'Agen, Hauptstadt des Arrondissements Villeneuve-sur-Lot, am Lot, über den
eine 18 m hohe Brücke (13. Jahrh.) führt, an der Linie Tonneins-Penne der Orleansbahn, hat (1896) 7685, als Gemeinde 13561 E.,
Gerichtshof erster Instanz,
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