Vieuxtemps
(spr. wjötāng), Henri, Violinspieler und Komponist, geb. zu Verviers in Belgien, [* 2] erhielt seine Ausbildung in Brüssel [* 3] durch de Bériot, begann schon als 13jähriger Knabe mit Erfolg zu konzertieren, machte während der Jahre 1833 und 1834 in Wien [* 4] gründliche Kompositionsstudien unter Sechters Leitung, die er später in Paris [* 5] unter Reicha zum Abschluß brachte, und war in der Folge, mit Ausnahme der Jahre 1846-52, zu welcher Zeit er in Petersburg [* 6] als Kammervirtuose und Soloviolinist angestellt war, beständig auf Kunstreisen. 1866 ließ er sich in Paris nieder, folgte jedoch 1870 einem ¶
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Ruf als Lehrer an das Brüsseler Konservatorium, wo er mit größtem Erfolg wirkte, bis er 1873 durch eine Lähmung der linken
Hand
[* 8] genötigt war, seine Entlassung zu nehmen. Er starb in Mustafa bei Algier, wohin er sich zur Stärkung seiner
Gesundheit begeben hatte. Vieuxtemps
vereinte als Virtuose wie als Komponist die Gediegenheit der deutschen mit
der Grazie und dem Glanz der französisch-belgischen Schule. Seine Solokompositionen für sein Instrument, namentlich seine vier
Konzerte, die Phantasie-Kaprice, Ballade und Polonäse u. a., gehören zu den wertvollsten der gesamten Geigenlitteratur; aber
auch seine Streichquartette, Sonaten und Orchesterwerke zeigen überall den genialen und klassisch gebildeten
Musiker. - Seine Gattin Josephine Eder, geb. zu Wien, gest. in La Celle
[* 9] St.-Cloud bei Paris, war eine vortreffliche
Klavierspielerin und unterstützte ihn vielfach auf seinen Kunstreisen.