Vela
652 Wörter, 4'463 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Vela
Vela,
Vincenzo, ital. Bildhauer, geb. 1822 zu Ligornetto im Tessin, war anfangs Steinmetzlehrling in den Steinbrüchen von Viggio, kam dann in das Atelier des Bildhauers Cacciatori in Mailand [* 2] und ging 1847 nach Rom, [* 3] wo er das Modell zu einem Spartacus begann. In seine Heimat als Soldat zurückgerufen, machte er 1848 den österreichisch-piemontesischen Krieg mit und vollendete nach dessen Beendigung den Spartacus. Er nahm später seinen Wohnsitz in Turin, [* 4] wo er eine umfangreiche Thätigkeit auf dem Gebiet der idealen und monumentalen Plastik entfaltete. Seine Hauptwerke sind: Hoffnung und Resignation, eine Statue für das Grab Donizettis, das Standbild des Ministers Balbi auf der Promenade in Turin, das Viktor Emanuels für das Rathaus daselbst, Frankreich und Italien, [* 5] der sterbende Napoleon I. (1867, Schloß zu Versailles), [* 6] der Frühling, Kolumbus und Amerika, [* 7] die Statue Correggios für dessen Geburtsort (1880).
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
Vela,
Vincenzo, ital. Bildhauer, geb. 1822 zu Ligornetto (Kanton Tessin), arbeitete als Steinmetz am Mailänder Dom, wurde dann Schüler von Cacciatori in Mailand (gest. 1871), ging 1847 nach Rom, nahm 1848 am Feldzug in der Lombardei teil und ließ sich in Turin nieder. Auf eins seiner ersten Werke, Spartacus, der 1855 in Paris prämiiert wurde, folgten andre voll Anmut und Lebenswahrheit, darunter namentlich: Harmonie in Thränen (für das Grabmal des Opernkomponisten Donizetti), Frankreich und Italien (Gruppe), Columbus und Amerika (Gipsgruppe), die Statue des sterbenden Napoleon, die 1867 ¶
in Paris große Bewunderung fand (historisches Museum zu Versailles), die Statue des Königs Victor Emanuel im Rathaus zu Turin, des Philosophen Rosmini, des Staatsmanns Manin, die Desolazione (das trauernde Italien), das Brunnenstandbild Wilhelm Tells (die beiden letztern in Lugano) und die herrliche Statue des Frühlings. 1879 wurde er mit einer Statue Correggios für dessen Vaterstadt beauftragt, die 1880 enthüllt wurde. Sehenswert ist seine mit Statuen reich geschmückte Villa bei Ligornetto. Er ist Mitglied der Akademie in Mailand, wurde 1863 Ritter und 1867 Offizier der Ehrenlegion.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Vela,
Vincenzo, ital. Bildhauer, geb. 1822 zu Ligornetto im Kanton Tessin, [* 9] genoß bei Cacciatori in Mailand Unterricht in der Bildhauerkunst [* 10] und gewann 1840 den großen Preis der Akademie mit dem Marmorrelief Erweckung der Tochter des Jairus. 1847 ging er nach Rom, wo er alsbald die [* 11] Figur des Spartacus begann, die er 1850 für den Herzog Antonio Litta in Marmor ausführte. Das Werk, zuerst 1851 in Mailand aufgestellt, machte durch die Wucht der Darstellung einen nachhaltigen Eindruck; es stand bis 1874 auf der großen Treppe [* 12] des Palastes Litta zu Mailand und befindet sich jetzt in Petersburg, [* 13] 18511 schuf er die Marmorstatue der Betrübnis (trauernde Frau) für das Grabmal der Familie Ciani in Lugano (im Park der Villa). 1852 wandte sich der Künstler nach Turin.
Zunächst lieferte er Grabmäler; so das Donizettis (mit der
[* 11]
Figur der Harmonie, 1855) in Sta. Maria Maggiore zu Bergamo, des
Philosophen Ant. Rosmini (kniend) in Stresa am Laggio Maggiore, ferner als Gruppe die knienden Marmorfiguren
der beiden 1855 gestorbenen Königinnen von Sardinien,
[* 14] Marie Therese (Karl Alberto) und Marie Adelaide
[* 15] (Gemahlin Victor Emanuels
II.), 1861 in der Kirche della Consolata zu Turin errichtet. Im Auftrage der Kaiserin Eugenie modellierte Vela
dann die kolossale
Bronzegruppe des Columbus mit dem Indianermädchen (das junge Amerika allegorisch darstellend; errichtet
in Veracruz).
Den Höhepunkt und den Abschluß seiner künstlerischen Entwicklung bildet die 1867 in Paris
[* 16] ausgestellte sitzende Marmorfigur
Napoleons I. («Die letzten Tage Napoleons»); Napoleon III. kaufte das Werk und ließ es nach Versailles (Historisches Museum)
bringen, eine Wiederholung befindet sich in der Corcoran-Art-Gallery zu Washington.
[* 17] Von seinen sonstigen
Schöpfungen sind zu nennen: das Standbild Victor Emanuels II. in der Vorhalle des Stadthauses, das des Cesare Balbo, das Monument
für Daniele Manin, das Monument für die Ruhmesthaten des sardin. Heers vor dem Palast Madama (1859), sämtlich in Turin; die
sitzende Marmorfigur Cavours in der Vorhalle der Börse zu Genua,
[* 18] das Standbild Correggios für dessen Vaterstadt
(1880), endlich die reizende allegorische Statue des Frühlings. Vela
, der sich Ende der sechziger Jahre nach seinem Geburtsort
Ligornetto zurückgezogen hatte, starb daselbst